i-039ddc601b4cbd15a91b4c1b0bad6f64-1250825_99632703.jpgHeute folgt ein kleines Update für das, was da in der kommenden Zeit auf dem Weg ist. Denn es wird in Südwesteuropa stürmisch bleiben. Aber das ist nicht alles, die Sturmgefahr nimmt auch für Deutschland zum Monatswechsel immer weiter zu. Spannend wird besonders der Monatswechsel selbst, der für weite Teile Westeuropas ein größflächiges Sturmereignis werden wird, die Vorhersagekarten sind jedenfalls beeindruckend…

Grund für die Sturmlage ist, dass die Grenze zwischen polarer und subtropischer Luft von Süden her wieder näher auf uns zukommt. In der Höhe weht an dieser Grenze ein Ausgleichswind, den man Jetstream nennt, auf dessen linken Seite wir und große Teile Westeuropas verbleiben. Aus Zeitgründen konzentriere ich mich mal nur auf den Sonntag, auch wenn auch bis dahin im Westen Deutschlands schon Sturmböen möglich sind:

Das kräftige Orkantief am linken Auszug des Jetstreams, dem Starkwindband in ca. 9 km Höhe. Quelle: MeteoGroup.

Aus dynamischen Gründen sind hier die Entwicklungsbedingungen für Orkantiefs besonders günstig, da hier eine Menge – ich nenne es mal “positiver Wirbelhaftigkeit” mitgebracht wird. Um es anschaulich zu machen: am linken Rand einer starken Flussströmung in der Mitte des Flusses lösen sich auch häufig Wirbel ab, die links herum drehen.

Schnellläufer?

Aber zurück zum Haupttief. Dieses hat es schon in sich. Wie wir anhand der gestrigen Prognose des europäischen Wettermodells ECMWF sehen, werden über Frankreich, Südostengland (London!) bis in Teile der Beneluxländer und an die Westgrenze Deutschlands orkanartige oder Orkanböen (lila) prognostiziert, also Windstöße über 100 km/h, örtlich werden über Frankreich sogar bereits 141 km/h prognostiziert.

Höchste Böen der vergangenen 6 Stunden. Prognose vom 28.02. bis 01.03.10, jeweils 7 Uhr MEZ. Gelb = stürmische Böen, Orange = Sturmböen, Rot = schwere Sturmböen und Lila = orkanartige oder Orkanböen. Quelle: MeteoGroup.

Dies ist natürlich noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Schnellläufer, also kleinräumige Randtiefs, die entstehen und schnell um das Haupttief herumgeführt werden, können lokal auch andernorts für Orkanböen und Unwettergefahr sorgen. Sicher scheint, dass in Westeuropa ein Sturmereignis mit allen damit verbundenen Gefahren entsteht. Hinzu kommt der Regen, der zumindest an kleineren Flüssen und Bächen auch im Westen Deutschlands für Hochwasser sorgen könnte.

Ich bin sehr gespannt, wie die Lage weiter entwickelt. Diese Dynamik finde ich immer extrem faszinierend – die moralische Gratwanderung dabei ist allerdings dann beim Meteorologen immer, dass die größte Faszination auch mit Lebensgefahr verbunden ist. Für Deutschland, abgesehen vom Nordosten, heißt das jedenfalls, dass man die Augen aufhalten sollte in den nächsten Tagen. Denn auch schon morgen und am Freitag sind am Rhein einzelne Sturmböen nicht ausgeschlossen.

Kommentare (4)

  1. #1 Ronny
    Februar 24, 2010

    Ich finds immer wieder faszinierend, was man so aus Luftdruckverhältnissen, Temperaturdifferenzen und Linien alles (korrekt) vorhersagen kann.

    Spannende Thematik.

  2. #2 Max
    Februar 24, 2010

    Interessant!!
    Vielen Dank für die Erläuterungen!!
    Und auch für die bunten Bilder. Wenn man da an manch andere Wetterkarte denkt…

  3. #3 Eddy
    Februar 27, 2010

    Hallo lieber Frank,

    Ist das jetzt weil es wärmer wird oder weil es kälter wird? Bzw. Würde eine neue kleine Eiszeit nicht auch zuerst von starken Stürmen eingeleitet.

    Was sagt die Geschichte der letzten 500 Jahre? Wissen Sie etwas darüber?

    Danke für den sehr interessanten Beitrag!

    Hier eine kleine Bestätigung: https://www.publications.parliament.uk/pa/cm200910/cmselect/cmsctech/memo/climatedata/uc3902.htm

    Liebe Grüsse aus dem Steuerparadies 😉

  4. #4 Franz Nörgel
    März 2, 2010

    Lieber eddy,

    vielleicht kann ich deine Frage auch beantworten.

    Stürme gibt es immer, weil es immer Wetter gibt.
    Weder Kalt- noch Warmzeiten werden durch Stürme eingeleitet.

    Kann es sein, dass die Fragen eher ironisch gemeint sind?

    Egal, was man weiß ist, dass es weder bei Stürmen noch anderen extremen Wetterereignissen einen signifikaten Trend gibt. Es gibt Variationen, mal mehr mal weniger über Dekaden und regional oft unterschiedlich, aber in Summe gibt es keinen Trend, weder bei Blitz und Donner noch bei Stürmen noch bei Regen od. Schnee. Man kann aber immer einen finden wenn man will. Zeitreihen abschneiden und die x/y Achsen “trimmen”, die Statistiken asureizen und schwup ti wup hatt man die gewünschte Kurve, je nach Interessensgebiet.

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