Ich stolperte heute über einen interessanten Beitrag der amerikanischen Accuweather-Seite. Auch wenn man über die prognostischen Qualitäten dieses Unternehmens trefflich streiten kann, so sind sie für mich doch die Vorreiter in Sachen Web 2.0, Social Media und Wetter. In einem Artikel ging es darum, dass Facebook und Twitter das neue Unwetter-Warnsystem werden.

Interessant bei diesem Beitrag ist übrigens auch der Vergleich der endgültigen Überschrift mit dem URL, da scheint wohl nachträglich noch gebessert worden zu sein: Der Titel lautet Social Media: Fast Becoming Our New Weather Warning System, während die URL die Bezeichnung “the-good-and-bad-of-social-med” trägt und wahrscheinlich auch treffender ist.

Vorteil: Minutengenaue Unwetter-Updates

AccuWeather bringt aus eigenem Haus das Beispiel eines großen Schneesturms in den USA, dem sie so einen medienträchtigen Namen gegeben haben, dass sie ihn nun mit einem “TM” markieren und ich mich daher nicht traue, ihn hier zu wiederholen (wer möchte, kann ja auf den Link klicken).

Dieser Name, so diskussionswürdig er ist, verbreitete sich in Minutenschnelle über Facebook und Twitter in die Welt. AccuWeather verbreitete ständig neue Informationen, und hunderte von Wetter-Interessierten diskutierten mit.

i-45fe72d65a102516fd1823346ec33c5b-1208884_twitting_birds.jpgAus eigener Erfahrung: Xynthia

Bei Unwettern bediene auch ich mich gerne meines Twitter-Accounts, wobei es mir aber weniger um meteorologische Daten geht. Diese bekomme ich lieber aus zuverlässigen offiziellen und mir als seriös bekannten Quellen. Aber bei dem Orkan Xynthia beispielsweise ist mir noch gut in Erinnerung, wie ich von den verheerenden Schäden in Frankreich erfuhr. (Dies klappte jedoch nur mit Google Übersetzungsmaschine im Hintergrund).

Ich lernte aber schnell einen französischen Journalisten kennen, der auch des deutschen mächtig war. Über Twitter erfuhr ich, wo ich die besten Karten der französischen Wetterdienste anklicken konnte. Viel schneller und zielgerichteter, als ich das über irgendwelche Suchdienste herausbekommen hätte. Und man hatte nicht nur Zahlen, sondern durch die Tweets, also die Kurznachrichten, auch ein Gefühl für die Dramatik des Sturms. Ganz abgesehen davon, dass man nachfragen konnte, gleichzeitig aber auch neue Einschätzungen selber in die Welten sandte. Ein Geben und Nehmen.

i-548e0e7bdf88e6450de30532ef3b5768-266px-Facebook.svg.pngNachteile von Facebook und Twitter

Die Nachteile liegen auf der Hand – Jeder kann bei Facebook und Twitter Nachrichten verbreiten, ob sie nun geprüft sind oder nicht. Auch Halbwahrheiten verbreiten sich über die Informations-Ferraris der sozialen Netzwerke ohne Prüfung, und natürlich gewinnt die “Information” mit dem höchsten Sensationswert.

AccuWeather nennt das Beispiel über den Bericht eines Tornados, der mit einem Archivbild aus 2006 zusammen um die Welt geschickt wurde. Dieses Bild erschien nun überall in Zusammenhang mit dem aktuellen Ereignis und wurde sogar von großen und etablierten Medien verbreitet. Sicherlich ließen sich in Deutschland schnell ähnliche Fehler finden.

Da also jeder nun zum Online-Journalist beim Senden von Information geworden ist, muss jeder auch beim Empfangen von Information wie ein solcher arbeiten und recherchieren. Wie glaubwürdig ist die Nachricht? Wird sie von anderen Quellen bestätigt? Es lohnt sich also, zwei Mal zu überprüfen, bevor man den “RT” Button (retweet) bei Twitter oder das “Teilen” Feld bei Facebook anklickt.

Fazit:

Doch bei all dieser Gefahr der Desinformation ist gerade in Sachen Wetter, speziell Unwetter, Facebook und Twitter eine sehr hilfreiche und wichtige Informationsquelle. Und mit dem Wissen im Hintergrund, dass Facebook mittlerweile dabei ist, Google bei den täglichen Internetbesuchen zu überholen, wird es wohl auch über kurz oder lang unser neues Unwetter-Warnsystem für jedermann werden.

Was meint Ihr? Taugt Facebook und Twitter als Informationsquelle gar nicht, bedingt oder hervorragend? Was sind Eure Erfahrungen?

Kommentare (6)

  1. #1 Slammer
    März 26, 2010

    Nix gegen “Web 2.0”, aber als ernsthaftes Warnsystem halte ich Twitter&Co eher für ungeeignet. Zumindest, wenn man nicht sowieso einen Tweet beobachtet, der sich auf so etwas spezialisiert hat, oder zufällig über einen solchen stolpert.

    Aber wenn ich für die Infos ‘eh ins Internet muß (bzw generell vor größeren Outdoor-Aktivitäten), suche ich mir lieber eine aktuelle Radarkarte in Verbindung mit Wetter-Cams und Stationen im CWOP- bzw. APRS-Netz.
    Da kann ich mir in Echtzeit und gezielt selbst ein Bild davon machen, was vor Ort los ist oder eventuell auch auf mich zukommt, und muß nicht befürchten, daß jemand nach ‘ner durchzechten Nacht den Staubsauger vom Obermieter für einen Tornado hält und eine entsprechende Katastrophenwarnung bei Twitter losläßt oder ein paar gelangweilte Leute “Daisy 2.0” ausrufen… 😉

  2. #2 Marcel
    März 29, 2010

    Wow, das Wort “Snowicane” traust Du Dich nicht zu benutzen, weil ein (TM) dahinter steht???
    Mal abgesehen davon, daß man Zweifel an der Schützbarkeit dieses Begriffes haben kann (weil zu beschreibend), darf natürlich jeder fremde Markennamen verwenden, wenn er über dessen Produkte/Webseiten/etc. berichtet. Nur andere Sachen darf man dann nicht so nennen.
    Ich darf z.B. natürlich “Twix” verwenden, wenn ich deren Produkte beschreibe – ich dürfte nur meinen eignenen Schokoriegel nicht Twix nennen. Wäre ja noch schöner. 8-;

  3. #3 Krishna Gans
    März 29, 2010

    Tony McPhee (TM) freut sich sehr genannt zu werden, insbesondere im Zusammenhang mit den Groundhogs
    ;.)

  4. #4 Krishna Gans
    März 30, 2010

    Das wird sicher interessieren:

    Forschern des KIT und ihren Kooperationspartnern an den Universitäten in Cambridge, Großbritannien, und Utrecht, Niederlande, ist es gelungen, mittels satellitengestützten Messungen von “schwerem” Wasserdampf in der oberen Atmosphäre neue Hinweise zur vertikalen Luftmassen-Zirkulation zu erhalten. Diese Erkenntnisse dienen dazu, die Wechselwirkungen zwischen dem Klimawandel und der Chemie der stratosphärischen Ozonschicht zu verstehen. Nun wurden die Ergebnisse in der Fachzeitschrift “Nature Geoscience” veröffentlicht.

    Treibhausgas Wasser: Relevanz für den Klimawandel

  5. #5 Norbert
    April 7, 2012

    Ich denke das die Informationsquellen zum grössten Teil in Ordnung sind. Aber nicht alles glauben!

  6. #6 Norbert
    April 7, 2012

    Ich denke das die Informationsquellen zum grössten Teil in Ordnung sind. Aber nicht alles glauben!

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