Obwohl die Zeit für mich leider viel zu knapp ist zum Bloggen, muss ich doch ein paar Worte über den Rekordsturm loswerden, der über die USA gezogen ist und immer noch gefährliche Nachwirkungen hat. Dieser hat nämlich die Bezeichnung “historisch” durchaus verdient.

Historisch war dabei vor allem der Luftdruck in seinem Inneren. Mit knapp unter 955 hPa am frühen Mittwoch unserer Zeit in Bigfork, Minnesota, wurde dabei sogar ein neuer Rekord aufgestellt. Noch nie wurde im Binnenland der USA einen derart kräftiges Orkantief registriert. Gleichzeitig war es der zweitkräftigste Sturm, der über die Great Lakes hinweg zog:

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Bodendruck am 27.10.2010, 2 Uhr unserer Zeit. Quelle: wetter24.de

Dabei sind die Folgen durchaus dramatisch: Das Hauptsturmfeld südwestlich des Tiefdruckzentrums brachte Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 km/h, und zwar nicht nur über kurze Windstöße, also Böen, sondern teils über mehrere Minuten. Strommasten knickten reihenweise um, Dächer wurden verwüstet. An der scharfen Luftmassengrenze im Osten der USA entstanden und entstehen derzeit noch reichlich Tornados. Hier ein paar Video-Impressionen:

Wie konnte der Sturm so stark werden?

Alle Zutaten waren hier vorhanden: Dabei fegte in großer Höhe ein mächtiger Jetstream über den mittleren Westen der USA hinweg in Richtung Florida mit Windgeschwindigkeiten in 9 km Höhe mit teils deutlich über 300 km/h. In dieser Abbildung wird sogar die Skala nach oben gesprengt:

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Windgeschwindigkeiten in rund 9 km Höhe am 26.10.2010. Quelle: wetter24.de

Deutlich erkennt man auf dieser Karte die “Delle” in dem Starkwindband. Diese wird hervorgerufen durch einen scharfen Kaltluftvorstoß, der über die Arktis und Kanada weit nach Süden zeigte. Nun kann man sich den Jetstream vorstellen wie einen schnell fließenden Fluss, dessen Flusslauf – von oben betrachtet – eine Biegung nach links macht. Gleichzeitig wird dieser Fluss genau in der Biegung enger. Was passiert? Es bilden sich dahinter Wirbel aus, die links herum drehen.

In der Atmosphäre passiert dabei nichts anderes. Dieser ständige Input von starker Verwirbelung – meteorologisch als “Vorticityadvektion” bezeichnet – hat das Tiefdruckgebiet immer weiter verstärkt. Die spezielle Form dieses Kaltluftvorstoßes (Neugierige suchen mal nach “negatively tilted trough”) sorgte aus physikalischen Gründen für die besondere Brisanz der Lage.

Das Tief schwächt sich auf seinem Weg über Kanada und weiter nach Nordosten nun immer mehr ab, allerdings ist die Luftmassengrenze im Osten der USA immer noch gut ausgebildet, und hier ist die Tornadogefahr immer noch groß. Wir könnten also auch in den nächsten Tagen wieder Videos bekommen wie dieses hier aus Texas:

Video bei Durchzug eines Tornados vom 26.10.10 um 7:30 Uhr Ortszeit, aus nächster Nähe bei größter Gefahr gefilmt – Nicht zur Nachahmung empfohlen!

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