“Nach einer kurzen Schneeschmelze Anfang Februar bricht die nächste Kältewelle über Deutschland herein. Die Nachwirkungen des Winters ziehen sich bis tief in den März hinein.” – Diese Aussagen sind unseriös und hirnverbrannt. Aber jeder spricht über sie. Warum? Weil sie in der BILD stehen, in diesem Winterprognose-Artikel. Gestern gab es von seriöser Quelle Medienschelte. Die aber leider zu wenig gehört werden wird…
Die scharfe Kritik kommt vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation, kurz IWK aus Hamburg, das im Internet auch die Seite wetterspiegel.de betreibt. Dessen Leiter Frank Böttcher, der im Gegensatz zu den bei BILD genannten Kollegen ein echter Wetterexperte ist, richtet auch den jährlichen Extremwetterkongress mit aus.
Zu meiner großen Freude hat er nun mit dem Unsinn, der in diesem Artikel steht, aufgeräumt. Und er spricht mir wirklich aus dem Herzen – prinzipiell steht in seiner Pressemitteilung genau das, was auch ich bei jeder Langfristprognose betone:
„Da werden Temperaturkurven für den kommenden Winter veröffentlicht, die der Öffentlichkeit glaubhaft machen sollen, man können daran ablesen, wie das Wetter an einem bestimmten Tag wird. Das ist so, als würden sie Lottozahlen vorhersagen.” … Die aktuell führenden Langfristmodelle zeigen lediglich grobe Trends auf und lassen keinerlei Aussagen darüber zu, wie das kalt oder warm, nass oder trocken es an einem bestimmten Tag wird.
Für solche Punktprognosen, die in der Bild getroffen werden, ist das System Atmosphäre-Ozean mit all seinem Chaos nicht geeignet. Die “Vorhersage” auf die Spitze getrieben hat es die Grafik von donnerwetter.de mit dem Kommentar: “Der Jahreswechsel ist mild, danach fallen die Temperaturen wieder…”.
Vernunftsstimme ertrinkt im Boulevardgeschrei
Ich muss zu meinem Bedauern aber annehmen, dass diese sehr richtigen Worte zu wenig Gehör finden werden. Kleinere Winterdienste, die keine weitreichende Wetterbetreuung haben oder diese sich nicht leisten können, werden aufgrund dieser Aussage tonnenweise Streusalz bunkern. Andere Menschen planen wegen dieser dubiosen Vorhersagekurve ihren Urlaub. Manche verfallen gar in Panik. Seien wir mal ehrlich, eigentlich ist es doch ganz schön, wenn man nicht so weit im Voraus weiß, was kommen wird. Obwohl wir es alle gerne wissen würden. Nicht zuletzt deswegen finden halbjährliche Sommer- und Winter-“Vorhersagen” wohl auch ihre Abnehmer…
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