Das Wetter über Ostern könnte in diesem Jahr in einem Lehrbuch über “Aprilwetter” stehen. Wir sollten also mit allem rechnen in diesem Jahr. Wir wären hier aber nicht bei Scienceblogs, wenn es nicht auch um ein paar Hintergründe geht. Denn an der aktuellen Wetterlage lässt sich so einiges erklären, von den Hintergründen, die zur Entstehung dieses Überraschungswetters führen bis hin zur eher moderaten Fähigkeit, dieses vorherzusagen. Hier also mein zunächst kleiner “Comeback-Artikel”:
Da habe ich wirklich nicht schlecht gestaunt, als ich das Datum meines letzten Postings hier sah: Nach fast vier Jahren melde ich mich zurück! Warum? Weil es mir in den Fingern juckt und ich wieder häufiger über das Wetter schreiben will, damit die tägliche Wettervorhersage im Radio nicht zu sehr zur Routine verkommt, denn die Routine ist der Feind der Kreativität. Da kommt mir die aktuelle Wetterlage sehr zugute, denn sie ist selten so kreativ wie zu dieser Zeit. Aber keine Sorge, allzu lang wird dieser Artikel (zumindest für meine Verhältnisse) nicht werden. Ich möchte nur kurz über die Eigenschaft des typischen “Aprilwetters” aufklären. Wieso ist dieses launische Wetter im April also so sprichwörtlich typisch, und wieso ausgerechnet im April? Um das zu verstehen, kommt es vor allem auf die Vorwitterung an:
Übergangsjahreszeiten, oder wieso sich Gegensätze nicht immer anziehen
Der Frühling zählt zu den zwei Übergangsjahreszeiten. Diese sind für uns Meteorologen daher so interessant, weil dabei die Gegensätze in unserer Region, und damit meine ich Europa und das angrenzende Asien, maximal sind. Im Frühjahr gilt dies noch mehr als im Winter. Denn die polaren Regionen sind nach der Polarnacht und bei dem immer noch niedrigen Sonnenstand ziemlich kalt. Das gilt insbesondere dort, wo über den ausgedehnten Landflächen zum Beispiel in Sibirien noch Schnee liegt. Über Südeuropa macht sich dagegen bereits der Sommer bemerkbar. Die Sonne steht schon recht hoch, und vor allem im Landesinneren gibt es immer häufiger schon “Sommertage”, also Tage mit Höchsttemperaturen über 25 Grad. Das Mittelmeer und der nahe Ostatlantik erwärmen sich ebenfalls, es ist also schon genug Feuchtigkeit in der Luft. Schauen wir uns mal die aktuelle Lage in ca. 1,5 km Höhe über Europa an, dort sind die großen Unterschiede derzeit ziemlich gut zu erkennen. Über Lappland haben wir dort noch -15 Grad, und über Spanien haben wir stellenweise schon +15 Grad erreicht – in 1,5 km Höhe, wohlgemerkt:
Was Wetter mit Marmorkuchen zu tun hat
Im Norden kalt, im Süden warm. Schön, wenn es so einfach wäre. Andererseits auch nicht schön, weil dann wäre das Wetter ja langweilig. Im Gegenteil ist es ja so, dass die Natur stets bestrebt ist, Gegensätze auszugleichen. Nur darum gibt es ja überhaupt Wind, da die Luftdruckgegensätze, die ja auch mit Temperaturgegensätzen gekoppelt sind, sich ausgleichen wollen. Und so hält sich zwischen diesen sehr unterschiedlichen Luftmassen eine kräftige Frontalzone auf, in der bei kräftigem Höhenwind immer wieder Tiefs entstehen. Man kann sich das wie Wirbel in einem Fluss vorstellen, die entstehen. Und diese Wirbel transportieren die Luft nun dorthin, wo sie eigentlich nicht hingehören. So kommt es bei den Tiefs, die von West nach Ost über uns hinweg ziehen, auf der Vorderseite dazu, dass die warme Luft aus Spanien zu uns geschoben wird, und auf der Rückseite folgt dann die kalte Luft aus Norden oder gar Nordosten. Es ist eigentlich genauso wie Marmorkuchen-Backen, die ersten Umdrehungen des Mixers, der sich gegen den Uhrzeigersinn dreht, befördern den hellen Teig von unten nach oben, und “hinter” dem Mixer den braunen Teig von oben nach unten, und beides wird verquirlt.
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