Mir geht die Mainstream-Klimahysterie mittlerweile gehörig auf den Zeiger. In diesem Artikel analysiere ich die Kausalkette der öffentlichen Klimadebatte, frage, wie es um den Zusammenhang zwischen CO2 und Klimaerwärmung tatsächlich bestellt ist, mache mir Gedanken über Alternativen zur momentanen Energiepolitik und finde heraus, dass es weit wichtigere Menschheitsprobleme gibt als die Klimaveränderung: It’s not about doing what’s fashionable. It’s about doing what’s rational
Im ersten Jahr Englischunterricht an meinem Provinzgymnasium haben ich gelernt, dass die Engländer mit Leidenschaft Small Talk betreiben. Darin sind sie besser als im Fussball. Und wer ein Meister des Small Talks werden will, unterhält sich am Besten übers Wetter. Auf den britischen Inseln ist dahingehend ja auch immer Abwechslung geboten, im Gegensatz zu hier in Spanien mit 300 Sonnentagen im Jahr.
Klimasmalltalk
Unabhängig von der geographischen Lage, aber doch mit Vorliebe im deutschsprachigen Raum, hat sich ein neues, verwandtes Smalltalkthema etabliert: Das Klima. Es wird wärmer. Ist es das Wetter? Oder doch schon das Klima? War das CO2 zuerst, oder erst die Erwärmung? Und die Rolle der Sonnenflecken? Hat das IPCC die Weisheit gepachtet?
Ist Stefan Rahmstorf früher ein Streber gewesen? Sterben die Eisbären aus? Sind die vermehrten Wirbelstürme eine Konsequenz des Klimawandels? Oder liegt es nur daran, dass sie heute besser gemessen und aufgezeichnet werden? Was meinen die Nobelpreisträger dazu?
Eine endlose Liste an Themen, die peu à peu abgearbeitet werden will. Gerne auch in Wissenschaftsblogs. Weil hier kann man mit Messwerten und Kurven, mit Titeln von Wissenschaftsmagazinen, mit Vorwürfen der Unwissenschaftlichkeit und mit eigenen Meinungen nur so um sich schmeißen. Es gibt sicher immer jemand, der einem beipflichtet, und seltsamerweise auch immer wieder welche, die widersprechen.
Wie wir seit Jahrhunderten an dem Smalltalk übers Wetter sehen, gleichen diese Themen Fässern ohne Boden. Kräht der Hahn auf dem Mist, oder nicht: Das Klima ändert sich. Zur Beruhigung: Die heiße Luft, die bei diesen Diskussionen generiert wird, trägt höchstwahrscheinlich nicht direkt zur Klimaerwärmung bei. Somit ist das schon mal klar, und es kann weiter diskutiert werden. Obwohl: Eine Suchanfrage bei Google setzt ja auch so und so viel CO2 frei. Also am besten erst mal den Monitor dimmen, und dann weiterlesen. Man sollte sowieso zum Klimaschutz in keine Aufzüge mehr steigen sondern die Treppen benutzen (aktuelles Thema der Diskussion bei mir am Institut).
Die Kausalkette der Klimadebatte
Ein wesentlicher Teil des wissenschaftlichen Denkens, unabhängig von der Disziplin, ist das Skeptisch sein und das Hinterfragen von gängigen Meinungen und Dogmen des Mainstreams. Ich will hier also versuchen, die Klimadebatte skeptisch zu betrachten.
Soweit ich die Diskussionen zum Klima überblicke, ist eine Kausalkette auszumachen, auf die sich die meisten verlassen:
1. Das Klima verändert sich
2. Der Mensch ist (teil)schuld
3. Es ist höchste Eisenbahn was zu tun
Sind diese Punkte alle richtig? Und wie hängen sie miteinander zusammen?
Zu Punkt 1: Das Klima verändert sich.
Richtig! Macht es schon immer, und wird es hoffentlich immer machen. Momentan scheint es so, als hätte es sich über die letzten paar Jahrzehnte erwärmt.
Zu Punkt 2: Der Mensch ist teil(schuld).
Sicher auch richtig. Vor allem teilweise. Wir Leben nun mal auf diesem Planeten, und das geht nicht ohne dass wir einen Einfluss auf unsere Umgebung ausüben. Menschen müssen wohnen, essen, trinken, heizen, sich fortbewegen. Alles hat einen Einfluss auf die Umwelt. Bei der Verbrennung von reduzierten Kohlenstoffverbindungen, also in Automotoren, Kraftwerken, Flugzeugtriebwerken und Industrieanlagen werden Gase, allen voran CO2 freigesetzt.
Nur: In wie weit der anthropogene Einfluss aufs Klima quantifizierbar ist, und richtig quantifiziert wird, daran scheiden sich die Geister. Die häufig angeführte Korrelation der aktuellen Klimaerwärmung und den ansteigenden CO2 Werten (beides ist unabhängig voneinander Messbar) heißt noch nicht, dass das eine auch das andere bedingt, und nicht umgekehrt. Die Erdatmosphäre ist ein komplexes System mit etlichen Rückkopplungsmechanismen und sich überlagernden Effekten. Und bisher hat es keiner geschafft, mir schlüssig darzulegen, inwieweit eine Erhöhung der CO2 Konzentration in der Erdatmosphäre tatsächlich direkt zu einer signifikanten globalen Erwärmung des Klimas führt. Das ist nicht unbedingt so trivial, wie es zu sein scheint; wie gesagt: Die Korrelation alleine reicht nicht aus. Die Skeptiker geben aber auch keine Ruhe und für jedes Argument haben sie eins dagegen.
Was kann die Klimaforschung leisten?
Zum einen hat die Klimaforschung einen deskriptiven Zweig. Es werden Daten gesammelt, statistisch überprüft, und in wissenschaftlichen Veröffentlichungen und IPCC Berichten der Öffentlichkeit präsentiert, damit wird einerseits Meinung gemacht und zum zweiten erstellt die Klimaforschung, basierend auf gemessenen Daten, Prognosen für die Zukunft.
Die Prognosen beruhen auf mathematischen Modellen, die alle eins gemeinsam haben: Sie bilden die tatsächlich Situation ab. Es müssen Algorithmen entwickelt und Parameter festgelegt werden, und zwar so lange, bis die Modelle schließlich mit bekannten Daten der Vergangenheit verifizierbar sind. Alle Klimaprognosen haben folglich ein Problem: Mit den Zahlen der Vergangenheit stimmen sie möglicherweise gut überein, Ihre Zukunftsprognosen sind jedoch naturgemäß momentan nicht überprüfbar. Je langfristiger die Vorhersagen desto unmöglicher die aktuelle Verifizierung.
Die Komplexität des Systems Erdatmosphäre hat jedoch nicht nur den Nachteil, genaue Vorhersagen sehr schwierig zu machen, es hat für Klimaforscher auch unschlagbare Vorteile: Wenn eine proklamierte Prognose nicht eintritt, ist schnell der schuldige Parameter ausgemacht, der das Modell wanken lässt, und gegebenenfalls wird das Modell korrigiert. Das ist legitim, ist der Glaubwürdigkeit der Modelle aber durchaus abträglich (die ja als Basis für langfristige politische Entscheidungen dienen sollen).
Um also die die Klimaprognosen weg von der Wahrsagerei und hin zur Wissenschaftlichkeit zu verschieben bedarf es zweierlei: Zum einen offizielle kurz-und mittelfristige Prognosen, und zum anderen deren unabhängige Verifizierung im Lauf der nächsten Jahre. Wenn die Verifizierungen der Ergebnisse die Modelle nicht belegen, aus welchen Gründen auch immer, kann deren Seriosität und vielfache Panikmache getrost angezweifelt werden.
Da es mannigfache Klimaprognosen aus unterschiedlichsten Quellen gibt und kurzfristige Wetter- und Klimaeffekte bei kurzfristigen Prognosen eine überproportionale Rolle spielen, dürfte allerdings das alleine schon enorm schwierig sein.
Zu Punkt drei: Es ist höchste Eisenbahn was zu tun.
Da sind sich alle Klimaaktivisten einig. Am besten sofort auf Windenergie und Sonnenenergie komplett umsteigen. Wie bitte? Damit kann man den Energiebedarf nicht decken? Von einem einmal erreichten Lebensstandard abrücken ist auf der Beliebtheitsskala auch nicht ganz oben, also bedarf es anderer Lösungen, wenn es das Ziel ist, die CO2 Emissionen zu kürzen.
Alternative 1: Atomkraft
Eine offensichtliche Alternative zu konventionellen Kohlekraftwerken ist die Atomkraft und ich habe den Eindruck, dass diese Alternative von der Politik momentan favorisiert wird. Siehe dazu hier, hier und hier (Links via achgut). Das stürzt die Klimaaktivisten in ein großes Dilemma. Denn die größten “CO2 ist böse” Schreier sind auch gleichzeitig die größten Kritiker von Atomkraftwerken.
Alternative 2: Emissionszertifikate
Eine weitere Alternative ist die Besteuerung von CO2 Emissionen in Form von Zertifikaten, die frei gehandelt werden, um für die Industrie Anreize zu schaffen, CO2 Emissionen zu reduzieren. Schöner Gedanke, leider nicht besonders realitätsnah. Dazu beispielhaft eine Pressemeldung vom März diesen Jahres, die seltsamerweise von den großen Medien nicht aufgegriffen wurde: “Verlagerung von CO2-Emissionsquellen: Merkel wird Forderungen stellen“. Darin steht, dass Angela Merkel Druck auf die europäischen Staats- und Regierungschefs ausübte, um den Handel mit Treibhausgaszertifikaten für die emissionsintensive Industrie (Schwerindustrie, Glas- Zement- und Stahlsektor) auszusetzen, und so ein Abwandern dieser Industrien aus Deutschland zu verhindern. CO2 Emissionshandel ja, aber die größten CO2 Emittenten müssen nicht daran teilnehmen? So sieht ein Relatitätscheck aktueller Klimapolitik aus.
Vor diesem Hintergrund erscheint die “Fünf Minuten Licht aus” Aktion, wie vor Kurzem in Deutschland zelebriert, noch lächerlicher als sie ohnehin schon war. Weder blinder Aktivismus noch nationale Alleingänge helfen weiter. Globale Veränderungen bedürfen globaler Investitionen, und da sind wir an einem wichtigen Punkt der Diskussion angelangt, der häufig (zumindest in der Öffentlichkeit und auf Wissenschaftsblogs) zu kurz kommt:
Die Ökonomie der Klimaschutzmaßnahmen
Wie viel kostet es? Wem nützt es, und wie vielen Menschen könnte man für das gleiche Geld wie lange Gutes tun? Seit 2004 beschäftigt sich der Copenhagen Consensus mit genau diesen Fragen: Welche vordringlichen Probleme der Menschheit würde man wie angehen, wenn man 75 Milliarden Dollar zur Verfügung hätte. Der Copenhagen Consensus ist nicht irgend eine Lobbyorganisation, sondern ein Zusammenschluss aus führenden Wirtschaftswissenschaftlern und ausgewiesenen Experten der jeweiligen untersuchten Teilgebiete, die Klimaerwärmung ist eines davon.
Im Mai diesen Jahres hat der Copenhagen Consensus ein neue Liste mit den vordringlichen Menschheitsproblemen publiziert (CC08). Dort befinden sich seltsamerweise Krankheiten, Mangelernährung, Ausbildung, Gleichberechtigung und Handelsabkommen in den obersten Positionen der vordringlichen Probleme.
Von der Klimaerwärmung dort also nichts zu sehen? Investitionen in die Forschung an alternativen Energien kommt als erstes “verwandtes” Thema auf Platz 14. Und das ist ja auch wirklich sinnvoll, da Kohle als Energieträger limitiert ist und teurer wird. Mit den Auswirkungen aufs Klima hat das primär aber auch nichts zu tun.
Aber halt. Auf den beiden letzten Plätzen der Liste, Nummer 29 und 30, direkt hinter der Tabaksteuer, kommen dann tatsächlich noch zwei Einträge zur Abschwächung des Klimawandels.
Also, verschont mich mit der Klimahysterie. It’s not about doing what’s fashionable. It’s about doing what’s rational (Zitat aus der Eröffnungsrede Copenhagen Consensus 2008).
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