Giftige Fische mögen mich. Ich mag sie auch.
Ich bin zurück von meinem Urlaub, Nordspanien ist einschränkungsfrei zu empfehlen. Einzig der Atlantik war am Anfang mit seinen 17 Grad noch gewöhnungsbedürftig. Aber ich war im Wasser (mehrmals), und stand sogar auf einem Surfbrett (ein Mal).
Die unangenehmste Begegnung der Reise hatte ich dann auch im Meer: An einem tollen Strand in Galizien stach mich irgendwas im knietiefen Wasser in den Fuß. Der Schmerz war stechend und ausdauernd, und bevor sich meine Reisebegleitung noch weiter über meine Wehleidigkeit lustig machen konnte, bin ich zur Strandaufsicht gehumpelt.
Ich wurde in ein Behandlungszimmer geführt, mein Fuss inspiziert, und mir erklärt, ich sei soeben von einem sogenannten Skorpionsfisch gestochen worden, und es hätte mich ordentlich erwischt. Das einzige was helfe, sei den Fuß in heißes Wasser zu tunken. So heiß wie möglich und so lange wie möglich.
Ich war mir nicht sicher, ob die Therapie mit heißem Wasser tatsächlich medizinische Relevanz hatte, oder ob es sich dabei um Seemannsgarn handelte. Daher fragte ich den Rettungsschwimmer in Gummihandschuhen, der meine Füsse weiter folterte, ob es sich bei dem Toxin des Fisches um ein thermolabiles Protein handelte, dass durch die Behandlung mit heißem Wasser denaturiert würde, und so die Symptome des doch recht schmerzhaften Stichs abklängen.
– Schweigen –
Dann: “Doch, das heiße Wasser würde helfen. Je heißer desto besser”.
Ich musste noch eine weitere Woche durch Spanien kurven, bevor ich nachlesen konnte, was da eigentlich passiert ist:
Der Fisch, der mich erwischte, war ein Petermännchen (Trachinus vipera), und was er mir in die Fußsohle injizierte war ein Toxingemisch. Petermännchen besitzen charakteristische Giftdrüsen in den Stacheln der Rückenflosse und an den Stacheln auf den Kiemendeckeln. Das Toxingemisch besteht aus Serotonin (verantwortlich für den Schmerz) und einem Protein, das zum Ausstoß von Histamin führt und so verantwortlich ist für lokale Schwellungen und Rötungen.
Das Paper, aus dem diese Informationen sind stammt von 1991, und die da empfohlenen Notfallmaßnahmen erwähnen ebenfalls die Behandlung mit heißem Wasser. Serotonin ist tatsächlich sehr hitzeempfindlich. Und dass Proteine bei hohen Temperaturen denaturieren, kann jeder nachvollziehen, der schon einmal ein Spiegelei gebraten hat. Also kein Seemannsgarn.
In besagtem Paper mit dem Titel “A “scorpion fish” (Trachinus vipera) sting: fishermen’s hazard.” ist beschrieben, dass ein Opfer versucht hat, sich den betroffenen Finger zu amputieren, um die Schmerzen zu beenden.
Ganz so drastisch war meine Reaktion nicht, ich sann eher auf Rache:
Paella mit Petermännchen
Zutaten für 4 Personen:
Für den Fischfond:
500 g Felsenfische, bevorzugt Petermännchen, Suppengemüse: 1 große Zwiebel, eine Stange Lauch, drei Karotten, etwas Stangensellerie, Salz
Für den Paellasud:
1 große Zwiebel,1 rote Paprika, 2 Tomaten, Safran, Tentakel von 2 Sepias
Für die Paella:
300 g Paellareis (ähnlich dem deutschen Milchreis), 2 Sepias, 12 Miesmuscheln, 12 Gambas, Zitronen, Petersilie
Zubereitung:
Aus dem Suppengemüse und den Felsenfischen (siehe Foto links) einen Fischfond herstellen. Etwa eine Stunde einkochen lassen (Gift vom Petermännchen wird ja durch Hitze zerstört). Fischfond durch ein stabiles Sieb passieren.
Zwiebel, Paprika und Tomaten sehr fein würfeln und zusammen mit Safran und den Tentakeln der Sepia zu einem konzentrierten Sud einkochen. Den Reis in einer Pfanne ohne Plastikgriff in Olivenöl anschwitzen und mit dem Fischfond und dem Sud ablöschen.
Sepias reinigen, häuten, in mundgerechte Stücke schneiden und zu dem Reis geben.
Pfanne mit Miesmuscheln garnieren und für 20 Minuten im Ofen bei 180 °C garen.
Gambas zwischen die Muscheln drapieren, eventuell mit Fischfond aufgießen und für 5 Minuten in der Nachwärme fertig garen. Zitrone in feine Scheiben schneiden und die Pfanne garnieren, mit Zitronensaft abschmecken und servieren.
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