Da steppt das Schwäbisch-Hällische Landschwein. Rock for Nature – 40 Jahre nach Woodstock ein Musikfestival für eine ökologische, gentechnikfreie Landwirtschaft: “Frieden mit der Natur – Frieden für die Menschheit – Bann für die Gen-Technik!”
Dieses Wochenende. Mit dabei:aktuelle Superstars des Popgeschäfts wie Phil Collins, die Scorpions und Joe Cocker.
Die bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall läd ein zu drei Tagen Rock auf einem Weizenfeld in Hohenlohe “in bester Tradition Woodstocks” (Klaus Meine, Scorpions).
Wers nicht kennt: Hohenlohe ist eine eher ländliche Region im Nordosten Baden Württembergs. Früher herrschte dort ein fränkisches Adelsgeschlecht, Heute heißt der Fürst dort Reinhold Würth, ein wegen Steuerhinterziehung vorbestrafter Schraubenhersteller und Kunstmäzen.
Dieses akute Machtvakuum scheint die Landwirte der Region zu ermutigen, sich zusammen zu schließen und in Folge ein zweites Woodstock auszurufen. So schreibt das international goutierte Qualitätsblatt “Heilbronner Stimme” anerkennend:
Normal ist das nicht, das Landwirte ein gigantisches Musikfestival auf die Beine stellen . Aber was ist eigentlich schon normal an der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, die gerne alles mögliche unternimmt, wenn’s der ökologischen Sache dient […] In einer großen Forums-Zelthalle gehts es um das politisch-ökologische Fundament, auf dem das Festival inhaltlich aufgebaut ist […] An allen drei Festivaltagen gibt es fast pausenlos Vorträge, Filme und Diskussionen mit Wissenschaftlern aus aller Welt zum Thema Gentechnik und ihre Folgen.
Leider bin ich ja nicht vor Ort, und so muss auch ich nur mit Informationen aus zweiter Hand zu dem politisch-ökologisch (und ideologisch) motivierten Event vorlieb nehmen. Auf den Seiten des NABU gibts dazu drei Filmchen. Reicht schon vollkommen aus. Muss man sich auch nicht alles anschauen. Ich habe die schönsten Sätze hier rausgeschrieben:
Organisator Rudolf Bühler: “Wir haben den Krieg mit der Natur. Wenn wir jetzt an die Gentechnik denken. Das ist doch ein massiver Eingriff in die Schöpfung, den wir aus ethischen Gründen, aber auch aus ökologischen Gründen und sozialen Gründen ablehnen.”
Roger Hodgson (Ex-Sänger Supertramp): “I feel very uncomfortable about tempering with nature. I think nature was designed well. […] We are messing with something we really shouldn’t mess with.”
Klaus Meine (Scorpions): “Es ist mir natürlich 100 mal lieber aus dem Bauch heraus und vom Gefühl her was zu essen, was der Bauer auf dem Feld bestellt hat als irgendwas, was im Reagenzglas irgendwie entwickelt wurde.”
Rudolf Schenker (auch Scorpions): “Krankheiten. Man weiss es heut noch nicht, wie sich Gen-behandelte Naturprodukte auswirken auf den Menschen. Wir achten in der Band darauf, dass wir sehr sauber essen.”
Klaus Meine noch mal: “Es (das Festival) ist ein friedlicher Widerstand gegen die Gentechnik.”
Das ist es wieder, das bekannte Dreieck aus Unwissenheit, religiös/ pseudoethischer Argumentation und fundamental-ökologisch motivierter Ablehnung. Hier im Gewand der Friedensbewegung (“Peace with Nature – Lebensgrundlagen bewahren”) und einer Rock gegen was-auch-immer Veranstaltung. Es wächst zusammen, was sowieso schon länger ideologisch auf einer Linie liegt.
Ich wäre gerne dabei gewesen. Obwohl. Mit Phil Collins im Lineup bin ich mir dann doch nicht mehr ganz so sicher.
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