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Das bekannteste Werk des Zoologen und begnadeten Zeichners Ernst Haeckel (1834-1919) sind die Bände “Kunstformen der Natur”. Die Komplettausgabe inclusive einhundert Farbtafeln mit detaillierten Abbildung von zum Teil erstmalig beschriebenen Arten ist frei und in hoher Auflösung im Internet zugänglich.

Ernst Haeckel war ein Zoologe, der von 1834 bis 1919 gelebt und hauptsächlich in Jena gewirkt hat. Er war maßgeblich an der Verbreitung der Gedanken von Charles Darwin zur Entstehung der Arten in Deutschland beteiligt. Haeckel hat seine Cousine geheiratet, war Freidenker, und vertrat anfangs pazifistische Positionen, die später, wohl aus Altersstarrsinn, in deutschnationalen Chauvinismus umschlugen. Er übertrug das darwinsche Evolutions- und Selektionsprinzip auf menschliche Gesellschaften und gilt daher, nicht ganz zu Unrecht, als Wegbereiter des deutschen Sozialdarwinismus.

Wissenschaftlich beschäftigte sich Ernst Haeckel hauptsächlich mit Meerestieren. Er unternahm weite Exkursionen und beschrieb etliche neue Arten. Ihn faszinierten der filigrane Aufbau von Schwämmen und Quallen und die Symmetrien und mikroskopischen Strukturen von Radiolarien.

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Er war ein begnadeter Zeichner, und die detailgetreuen, kunstvollen Darstellungen seiner Forschungsobjekte, die wunderschönen Monographien publiziert wurden, besitzen heute noch wissenschaftlichen Wert. Für mich als graphischen Legastheniker, der im Biostudium ein Semester lang mit Bleistift und Radiergummi verzweifelt versucht hat ähnliche Zeichnungen für den Schein “Stämme des Tierreichs” anzufertigen, grenzen die Werke von Haeckel schlicht an Wunder.

Haeckel zeichnete nicht nur still vor sich hin, er betrieb Wissenschaftskommunikation. Besonders seine “Kunstformen der Natur”, die erst in 10 Einzelbänden erschienen, und 1904 als Gesamtwerk publiziert wurden, durften damals in keinem Bildungsbürgerhaushalt fehlen. Wahrscheinlich würde er heute einen Blog mit seinen Zeichnungen füttern. Die “Kunstformen der Natur” beeinflussten außerdem die Kunst des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, insbesondere den Jugendstil.

Ernst Haeckels “Kunstformen der Natur” mit allen Lithographien steht komplett gescannt von einer Originalausgabe hoch aufgelöst (300 dpi) im Internet zur Verfügung. Das Ganze Werk kann auch als pdf. Datei runtergeladen werden (272 MB!). Alle 400 Seiten gibts übersichtlich auch bei Flickr.

Die digitale Faksimile-Ausgabe wird von Kurt Stüber herausgegeben. Wer die Tafeln hingegen gerne großformatig und gebunden möchte, kann sich das ganze in gedruckter Form mit dem hier eingebundenen Link bei Amazon bestellen: Kunstformen in der Natur – Sonderausgabe. Ideales Weihnachtsgeschenk für Leute, für die man sonst nie was findet. Oder für das Bücherregal des eigenen Bildungsbürgerhaushalts.

Kommentare (12)

  1. #1 Ludmila
    27. Oktober 2008

    Komisch. Bin nur ich es oder leiden viele Forscher zum Ende ihres Lebens hin unter einer Anfälligkeit für komische Ideen?

    Pauling und Vitamin C.
    Behe und ID.
    Watson und Rassismus und Chauvinismus. Obwohl, so wie er sich Rosalind Franklin gegenüber verhalten hat, war der wahrscheinlich schon immer ein Hasser emanzipierter Frauen.

  2. #2 Tobias
    27. Oktober 2008

    Ludmila schrieb:

    Komisch. Bin nur ich es oder leiden viele Forscher zum Ende ihres Lebens hin unter einer Anfälligkeit für komische Ideen?

    Ja, bei mir fängt es auch schon an.

  3. #3 Torben
    27. Oktober 2008

    @Tobias
    sollen wir das als die Vorboten deines nahen Todes ansehen?
    Dann empfehle ich als Sarg deutsche Eiche – Ein Baum der den ostischen Nadelgewächsen hinsichtlich Festigkeitseigenschaften, Abnutzungswiderstand, hoher Elastizität und geringer Schwindneigung in jedem Fall überlegen ist.
    Ansonsten: wenn noch bisschen Hoffnung besteht – hast du eine hübsche Cousine?

  4. #4 Tobias
    28. Oktober 2008

    @Torben

    Danke, es besteht noch Hoffnung. Ich werde den fachkundigen Hinweis bezüglich der letzten vier Wände aber berücksichtigen, und den Wunsch nach einem Eichensarg auf meinem Organspendeausweis vermerken.

    Hübsch sind meine Cousinen übrigens alle. Wäre es denn in deinem Interesse, wenn ich – selbstverständlich vertraulich – deine Emailadresse an diejenigen im heiratsfähigen Alter weiterleite?

  5. #5 Torben
    28. Oktober 2008

    selbstverständlich!!! – Ich habe zwar meine wissenschftliche Karriere schon früh aufgegeben,aber in der kurzen aktiven Zeit schon reichlich wunderderliche Ideen entwickelt, so dass eine Cousinen-Heirat genau das richtige ist.
    Müsste aber dann schon meine Cousine sein …. Aber in der Not…. Schreib mir mal Tobias, ich Pflege in der zwischenzeit meinen wissenschaftlich erworbenen deutschnationalen Chauvinismus oder ein paar anderen komischen Ideen 🙂

  6. #6 Anne
    30. Oktober 2008

    Der Ernst – Stolz meiner Heimatstadt und vor allem meines altehrwürdigem Gymnasiums. Vielleicht rühren daher meine komischen Ideen?! Bin also doppelt belastet: in der gleichen Gegend wie der Ernst aufgewachsen und zu dem auch noch auf naturwissenschaftliches Gymnasium gegangen und Forscher geworden! ahhhh Kann also nur noch spannender mit mir und meinen Ideen werden. Ich werde berichten!

  7. #7 Anne
    30. Oktober 2008

    Hey! Sorry für die 2 Kommentare! Beim ersten ist mein Computer hängen geblieben und hat ihn mir nicht angezeigt! Dann hab ich ihn also noch einmal geschrieben und wiederholt abgeschickt. Diesbezüglich fällt mir noch ein, dass es nett wäre, wenn man seinen eigenen Kommentar überarbeiten könnte. Ich also den obigen Eintrag löschen könnte. Was meinst Du zu diesem Zusatz auf Deiner Webseite, Tobias? Habe das schon ein paar Mal vermisst.

  8. #8 Tobias
    30. Oktober 2008

    @Anne,
    habe eben deinen zweiten, identischen Kommentar gelösch.
    Die Editierfunktion für die Kommentare kann ich leider nicht selbst einrichten, das unterstützt das System von ScienceBlogs nicht. Die Redaktion liest aber mit.
    Die einzige Möglichkeit, die du momentan hast, ist die Kommentarvorschau. Mich hat schon mehrfach gerettet, Kommentare in die Zwischenablage zu kopieren, bevor ich sie abschicke, und sie möglicherweise nicht angezeigt werden.

  9. #9 epihelix
    16. November 2008

    wie wärs mal mit via? oder bist du zufällig selbst draufgestoßen?

    lg

  10. #10 Tobias
    16. November 2008

    @epihelix
    Habe nach Publikation meines Artikels gesehen, dass Nerdcore hier auch darüber geblogt hat – vor mir. Deren Quelle wiederum war der Make:Blog mit diesem Eintrag.

    Ich bin auf die Kunstformen der Natur im Zusammenhang mit der Recherche zu meinem Artikel über die Banksy Ausstellung in New York gestoßen. Als ich den Link zu dem Flickr-Set (im Artikel oben verlinkt) fand, kam mir der Gedanke darüber zu schreiben. Ich weiss nicht mehr, wo ich den Flickr Link gesehen habe, es war aber weder auf Nerdcore noch im Make:Blog.

    Wenn ich zum Zeitpunkt der Publikation meines Artikels von den beiden Posts auf Nerdcore und dem Make:Blog gewusst hätte, wären beide Seiten selbstverständlich verlinkt worden.

  11. #11 Popp, Frank
    9. Februar 2009

    Lieber Tobias Maier,
    für ein Kunstobjekt möchte ich die Tafeln von E.H. aus Kunstformen der Natur verwenden. Dazu benötige ich auf Overhead-Folie ausdruckbare Abbildungen. Wie komme ich an sie ran? In meiner Kindheit sah ich bei einer alten Dame den OriginalBand Kunstf.d.N. von 1904.
    Was heißt URL?
    Gruß
    Frank Popp

  12. #12 Frank Popp
    9. Februar 2009

    Nochmal:
    Lieber Tobias Maier,
    habs schon gefunden – kann die Abbildungen runterladen.
    Danke!
    FP