Um einem Vorurteil gleich von Anfang an zu begegnen: Der jeweilige durchschnittliche IQ in den US-Bundesstaaten korreliert nicht mit dem aktuellen Wahlergebnis. Meine Analyse hat ergeben, dass trotz Sarah Palins öffentlich angezweifelter Kompetenz und Bushs Vorliebe für intellektuelle Fettnäpfchen, die Wähler der Republikaner nicht dümmer sind als die der Demokraten.
Wer Barack Obamas mitreißende Rede nach der Wahl gehört hat, sich an George W Bushs gesammelte Versprecher und gut getroffene Fettnäpfchen erinnert, den Kopf über Sara Palins nicht gerade von Sachverstand zeugenden Aussagen zu allem Möglichen geschüttelt hat, der könnte sich zweifelnd fragen: “Sind die Republikaner eigentlich dümmer als die Demokraten”.
Jürgen Schönstein in Geograffitico hat schon gezeigt, dass die Präsidenten, unabhängig ob Demokraten oder Republikaner, sich historisch gesehen sprachlich immer mehr dem Niveau von Achtklässlern annähren. Im Internet kursiert derzeit eine Abbildung, die zeigen soll, dass die Bewohner der Staaten, die hauptsächlich McCain gewählt haben auf den unteren Plätzen der IQ Skala zu finden sind – ein Fake.
Korreliert der IQ mit dem Wahlergebnis?
Ich habe untersucht, ob zwischen den Wahlergebnisse der aktuellen Präsidentschaftswahl und dem durchschnittlichen IQ der Bürger der einzelnen Bundesstaaten eine Korrelation besteht. Der Datensatz für die Wahlergebnisse stammt von RealClearPolitics. Die Daten für die durchschnittlichen Intelligenzquotienten der Bundesstaaten stammen aus zwei Quellen:
Der erste Datensatz stammt vom “National Center for Education Statistics”, gefunden auf der sehr empfehlenswerten Visualisierungs-Website Many Eyes. Man kann sich die Liste der IQs nach Staaten dort als Textdatei runterladen. Der zweite Datensatz stammt aus einem Paper von Ende 2006 aus dem Journal “Intelligence”: Estimating state IQ: Measurement challenges and preliminary correlates (doi:10.1016/j.intell.2006.08.007), ebenfalls mit einer Liste von IQs nach US-Bundesstaaten.
In der folgenden Abbildung habe ich den durchschnittlichen IQ in den US Bundesstaaten über dem jeweiligen Wahlergebnis der Republikaner aufgetragen und geschaut, ob eine Korrelation zwischen Intelligenz und Wahlergebnis besteht.
Korreliert der IQ mit dem Wahlergebnis? X- Achse: % der Stimmen für die Republikaner pro US-Bundesstaat; Y-Achse: Durchschnittlicher IQ in den US-Bundesstaaten; dunkelrot: Datensatz aus dem Paper; orange: Datensatz von Many Eyes. Beide Quellen sind im Text verlinkt; Regressionsgeraden und Korrelationskoeffizienten zu den IQ Datensätzen sind angegeben.
Beide Datensätze liefert vergleichbare Ergebnisse: Der durchschnittliche IQ im jeweiligen US Bundesstaat korreliert nicht signifikant mit dem Wahlergebnis der Republikaner. Die Korrelationskoeffizienen R² sind zu gering um als Indikatoren für irgend einen Trend herangezogen zu werden.
Im Durchschnitt unterscheiden sich die Staaten, in denen Obama gewonnen hat von denen in denen McCain mehr Stimmen bekam um etwa einen Punkt auf der IQ Skala. Dieses Ergebnis ergibt sich für beide Studien, und ändert sich auch nicht, wenn ich nach Anzahl der Wahlmänner gewichte, um die jeweilige Bevölkerungszahl der einzelnen Staaten zu berücksichtigen.
Intelligenter sind die Demokraten also nicht. Nur vielleicht ein bisschen fröhlicher. Zur Zeit.
Ein paar interessante Ergebnisse, unabhängig vom Wahlergebnis, liefern die Datensätze dennoch:
- Es gibt ein IQ Nord-Süd Gefälle in den USA (siehe Abbildung oben und hier).
- Der Gesundheitszustand der Bevölkerung korreliert mit dem durchschnittlichen IQ.
- die Anzahl der Gewaltverbrechen Antikorreliert mit dem IQ. Je dümmer, desto brutaler.
Leider habe ich für Deutschland keine vergleichbaren Daten gefunden. Der durchschnittliche IQ nach Bundesland würde mich auf jeden Fall interessieren. Alternativ dachte ich an einen Vergleich der Abiturnoten, aber die Prüfungen unterscheiden sich ja auch regional. Denn: Bildung ist Ländersache.
Kommentare (25)