Zur Erinnerung: Seit 2001 wurde Israel mit über 4000 Raketen und mit über 4000 Mörsergranaten aus dem Gaza-Streifen beschossen. Die Hamas ist eine international geächtete Terrororganisation. Wie ist es um die Wissenschaft in Israel und im Mittleren Osten bestellt? Hier eine Analyse anhand der veröffentlichten Papers und die Frage nach Gründen für die offensichtliche Diskrepanz.
Auf ScienceBlogs wurde schon an anderer Stelle nach den Kriegszielen von Israel gefragt und über die Gründe spekuliert. Die Informationen des ersten Teils meines Blogposts sind dementsprechend auch nicht neu. Sie sollen nur noch mal zur Erinnerung dienen, was der “Operation Gegossenes Blei”, der aktuellen Offensive der israelischen Armee im Gaza-Streifen, voraus ging:
- Seit 2001 sind vom Gaza-Streifen aus über 4000 Raketen und über 4000 Mörsergranaten auf israelischem Staatsgebiet niedergegangen.
- Über die Hälfte davon seit der Machtübernahme der Hamas Mitte 2007 (Siehe auch Abbildung 1).
- Die sogenannte “Waffenruhe” (Tahdia) wurde von der Hamas Mitte Dezember einseitig für beendet erklärt (MEMRI Video). Vor Beginn der israelischen Offensive.
- Die Hamas, die sich im Gaza-Streifen als politisch legitimiert sieht, ist eine von internationaler Seite geächtete Terrororganisation.
- Die Charta der Hamas besagt, dass es keine Lösung des Israelkonflikts gäbe außer dem Jihad und der Auslöschung Israels.
Abbildung 1: Auf Israel abgefeuerte Raketen und Mörsergranaten seit 2001. Quelle: Israelisches Außenministerium
In Israel leben über sieben Millionen Menschen, etwa eine Million davon wohnt in direkter Reichweite der vom Gaza-Streifen aus abgefeuerten Raketen. Wie ist unter diesen Umständen ein normales Leben überhaupt möglich?
Wissenschaft in Israel
Ein Gradmesser für normales Leben und für Zivilisation in einem Staat ist Kunst, Kultur und Wissenschaft. Neben finanzieller und infrastruktureller Unterstützung muss es eine intellektuelle Elite geben und ein gesellschaftlicher Raum vorhanden sein, in dem es gestattet ist, frei von Dogmen zu denken, um diese zivilisatorischen Gradmesser zu fördern.
Während sich die Evaluierung von Kunst und Kultur schwierig gestaltet, ist es relativ einfach, den wissenschaftlichen Output eines Landes zu messen: Anhand von Publikationen. Ich habe in dem Tortendiagramm hier die Anzahl der Publikationen, die in Pubmed gelistet sind, aus den Ländern des Mittleren Osten dargestellt. Zwei Drittel aller Papers aus dieser Region kommen aus Israel. Der Anteil der Bevölkerung Israels an der Gesamtbevölkerung der untersuchten Länder beträgt hingegen nur 3%.
Abbildung 2: Publikationen in Pubmed aus den Ländern des Mittleren Osten. Daten aus gopubmed
Ich frage mich, was tatsächlich die Faktoren sind, die dieses starke Ungleichgewicht begründen. Finanzielle Mittel können es kaum sein, selbst die Summe der Publikationen aus OPEC-Staaten im Mittleren Osten, die ja nicht gerade als arm gelten, beträgt nicht einmal 25% aller Publikationen. Pro 1000 Bewohner dieser Länder wurden 0.4 Papers publiziert. Zum Vergleich: In Israel 13.4 Papers pro 1000 Einwohner und in Deutschland 4.8 Papers pro 1000 Einwohner.
Welche politischen oder kulturellen Gründe sind es, die zu einem Versagen der Länder des Mittleren Osten im Bereich der Wissenschaft führen, mit Ausnahme Israels?
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