Vinzenz Schönfelder macht macht sich in seinem Blog “Grenzen” auf den Brainlogs Gedanken zur unüberschaubaren Menge publizierter Forschungsartikel. Er kritisiert die Praxis, Forschungsergebnisse in Form von Papern zu publizieren, die von fachverwandten Kollegen, sogenannten “Peers” vor der Publikation auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Hier eine Antwort auf seinen unakzeptablen Blogpost.
Vinzenz,
ich weiß, es kann einen überfordern, wenn man vor einem Berg Papers sitzt, gerade am Anfang seiner Doktorarbeit. Ich weiß, Peer-Review ist nicht der Objektivität letzter Schluss. Es mag auf dich desillusionierend wirken, dass in der akademischen Forschung auch über Forschungsgelder nachgedacht werden muss, und es nicht nur um die Suche nach Erkenntnis über die Welt geht, wie du schreibst. Aber – mit Verlaub – dein letzter Blogpost ist einfach Blödsinn.
Du beklagst in deinem Artikel “Wie der Sinn in der Paperflut versinkt“, dass in der Wissenschaftsszene weit mehr Papers veröffentlicht würden, als irgendein Mensch noch lesen könnte. Da hast du vollkommen Recht. Aber es soll ja auch überhaupt kein Mensch alles lesen. Ich hoffe dich hier nicht zu verstören, aber die Zeit der Universalgelehrten ist vorbei!
Die Fülle an Publikationen ist Ausdruck einer blühenden Wissenschaftskultur mit hoch spezialisierten Fachbgebieten. Wie stellst du dir sonst vor, dass Forschungsergebnisse publiziert werden sollen, wenn nicht in Form von Papers? Immer häufiger werden diese übrigens durch Datenbanken, zusätzliche Videos und weiteres Datenmaterial online gestützt. Noch mehr Daten – Oh Gott.
Ist es nicht erstens wichtiger und zweitens interessanter, sich Gedanken darüber zu machen, wie man die großen Datenmengen managt und intelligent durchsucht, als sich über die Flut an Papers zu beschweren?
Du schreibst weiter in deinem Artikel:
Vor den Experimenten kommen statt besonnener Vorüberlegungen immer häufiger Betrachtungen zur (wissenschaftsjournalistischen) Vermarktbarkeit, statt reiflicher Diskussion und Abwägung der Ergebnisse folgen unbedachte und immer öfter unhaltbare Schlussfolgerungen.
Das ist doch Mist! Nenne mir ein einziges Experiment, dass ohne Vorüberlegung durchgeführt wurde, mit dem Ziel das Ergebnis journalistisch zu vermarkten. Nenne mir ein Paper, in dem unbedachte und unhaltbare Schlussfolgerungen stehen. Papers haben einen Diskussionsteil, dort darf spekuliert werden. Das ist aber weder unbedacht noch haltlos. Sonst wäre das Paper nicht akzeptiert worden.
Solang Forschungsleistung an der Zahl der Publikationen gemessen wird, muss der Forscher (wie der Blogger) schlussfolgern “Feed the journals, don’t read the journals.
Was soll das, Vinzenz. Hast du schon mal ein Paper geschrieben? Auf den letzten Seiten der Veröffentlichung, das mit den Nummern vorne dran, das sind die Referenzen. Das sind alles Publikationen, auf die sich das Manuskript berufen, das vor dir liegt. Die solltest du also zumindest gelesen haben, wenn du ein Manuskript schreibst. Im Schnitt sind das vielleicht 50 pro Paper.
Ganz zu schweigen von den gelesenen Publikationen, während du an deinem Projekt forschst, die nicht in den Referenzen auftauchen. Wenn du ein Manuskript ablieferst, in dem du nicht korrekt zitiert, weil du die Papers nicht gelesen hast, die sich vor dir mit deinem Thema beschäftigt haben, wird dein Manuskript abgelehnt. Also eher: Ohne Reading kein Feeding.
Auch in der Wissenschaft kommt so das Denken aus der Mode,…
Ja, genau. Wo noch? Mir scheint, bei dir im Blog. Denn Vinzenz, es wird noch schlimmer. Lösche am besten den Teil über Peer-Review ganz.
Wir sind ja einer Meinung. Peer-Review ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Am besten wäre ein völlig unabhängiges Gremium, besetzt mit Göttern, die nichts anderes zu tun haben, als Tag und Nacht Manuskripte zu beurteilen.
Die Realität ist leider anders. Die Manuskripte werden von Kollegen beurteilt, mit denen man auf der letzten Konferenz vielleicht besser ein Bier hätte trinken sollen, anstatt sofort nach dem Abendessen ins Hotelzimmer zu verschwinden, um morgens bei den ersten Talks auch wirklich wach zu sein.
Es sind Kollegen aus fachverwandten Forschungsgebieten, die reviewen, weil sie ganz einfach am besten verstehen, was man da zu Papier gebracht hat. Genau aus diesem Grund laden manche Journals auch die Autoren ein, mögliche Reviewer zu benennen. Das schreit also nicht nach Skandal, wie du schreibst. Und ob sich die Editoren an die Vorschläge der Autoren halten, steht übrigens in den Sternen.
Wissenschaft funktioniert auch ohne Peer Review großartig, umgekehrt kann sie selbst mit Peer Review ordentlich schief gehen
Was soll denn ohne Peer-Review besser sein als mit? Du führst den Skandal um Jan Hendrik Schön als Beispiel an. Wäre der ohne Peer-Review schneller aufgeflogen?
Indes ist wohl damit zu rechnen, dass in veröffentlichten Manuskripten wesentliche methodische und logische Fehler eher die Regel als die Ausnahme bilden
Vinzenz, wir alle lieben es kontroverse Artikel abzuliefern. Aber ein bisschen Substanz sollte dann schon dahinter sein. Welche Artikel mit welchen methodischen und logischen Fehlern hast du denn da gefunden?
Die Papers von Jan Hendrik Schön wurden zurückgezogen. Nichts für ungut, ich schlage vor, du machst mit deinem Blogpost einfach das gleiche. Durch den Peer-Review hier, hat es dein Artikel zumindest nicht geschafft.
No Bullshit Bild von hier
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