Grippe wird durch das Influenzavirus verursacht. Die aktuellen Fälle der Schweinegrippe sind bedenklich, da die Mortalität äußerst hoch zu sein scheint. Bei der Infektion mit Grippeviren spielen bestimmte Oberflächenproteine eine Rolle. Diese sind auch der Angriffspunkt für die Grippeimpfung. Es ist noch nicht klar, ob aktuelle Impfseren vor einer Infektion schützen.
Was verursacht Grippe?
Grippe wird von so genannten Influenzaviren verursacht. Es gibt drei verschiedene Influenzavirenklassen, A, B und C. Viren der Klasse A sind für rund die Hälfte aller Grippeinfektionen verantwortlich, so auch für die aktuellen Fälle der Schweinegrippe.
Influenzaviren werden weiter anhand zweier Proteine charakterisiert, für welche die virale RNA codiert: dem Hemagglutinin (H) und der Neuraminidase (N). Das aktuelle Virus ist vom Subtyp H1N1, genauso wie übrigens das Virus, das die Spanische Grippe 1918/1919 verursacht hat.
Hemagglutinin (In der Abbildung rechts blauer Kopf, roter Stiel) ist für die Interaktion zwischen Virus und Wirtszelle verantwortlich und ermöglicht, dass die Viren-RNA in die Wirtszelle aufgenommen wird. Das Virus befällt Epithelzellen in Nase, Rachen und Lunge. Die Neuraminidase (in der Abbildung rechts grün, ebenfalls auf der Außenseite des Virus) ist für die Freisetzung der Tochtervirenpartikel verantwortlich, nachdem die Wirtszelle die Virenbestandteile synthetisiert hat. Beides, Hemagglutinin und die Neuraminidase sind Oberflächenproteine des Virus und damit die Angriffspunkte für Antikörper und somit die spezifische Abwehr der Viren.
Was hilft gegen Grippe?
Die Antikörper werden vom menschlichen Immunsystem gebildet. Zum einen geschieht dies nach einer akuten Infektion, zum anderen nach einer Grippeimpfung mit abgetöteten Viruspartikeln, die aber noch die beiden Antigene, also Hemagglutinin und Neuraminidase enthalten.
Bis das Immunsystem die Antikörper in ausreichenden Mengen gebildet hat vergehen einige Tage. In dieser Zeit kann das Virus nach einer Infektion ungestört Wirtszellen befallen und neue Virenpartikel herstellen, die wiederum neue Zellen befallen, und im Fall der Grippe über Tröpfcheninfektion und direkten Körperkontakt weiter verbreitet werden.
Grippeviren enthalten RNA und ein Protein, dass diese RNA vervielfältigt. Diese so genannte RNA-abhängige RNA-Polymerase macht relativ häufig Fehler, was dazu führen kann, dass Hemagglutinin und Neuraminidase in leicht veränderter Form in die neuen Virenpartikeln eingebaut werden. Diese zufälligen Veränderungen in den Kapsidproteinen des Virus sind dafür verantwortlich, dass man trotz Grippeschutzimpfung möglicherweise von dem Virus befallen werden kann. Daher wird der Grippeimpfstoff auch ständig abgeändert und mit aktuellen Grippeviren angepasst. Es ist momentan noch nicht klar, ob die aktuelle Grippeimpfung vor einer Infektion mit dem H1N1 Virus schützt.
Es gibt weiter zwei Klassen antiviraler Medikamente, die bei akuter Infektion helfen können. Zum einen Amantadin und zum anderen Inhibitoren der neuraminidase (Oseltamivir und Zanamivir). Laut Informationen der WHO sind die aktuellen H1N1 Viren in den USA resistent gegen Amantadin, sprechen aber auf Oseltamivir (Tamiflu) und Zanamivir an. Laut Informationen der Tagesschau meint das Gesundheitsministerium, Deutschland sei für den Fall, dass Infektionen auftreten “gut gerüstet”.
Grippe wird von einem Virus verursacht, Antibiotika helfen also nicht.
Wie gefährlich ist die Schweinegrippe?
Neben der Infektiosität der Grippeviren spielt ein weiterer Aspekt bei der Gefährlichkeit eine Rolle: Die Mortalität. Gewöhnlicherweise liegt die bei Grippe bei rund 0.1% aller Infizierten. Meistens trifft es alte und kranke Menschen. Beide Aspekte, die Mortalität und wen es trifft, lassen im Fall der aktuellen Schweinegrippewelle allerdings aufhorchen.
Zum einen sind in Mexiko über 80 Menschen an der Grippe gestorben, bei rund 1500 gemeldeten Fällen. Das ist eine Todesrate über 5%. Die Zahl ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, da es nicht sicher ist, wie viele Menschen in Mexiko tatsächlich infiziert sind und keine oder nur leichte Symptome zeigen, somit nicht zum Arzt gehen somit nicht erfasst werden. Zum anderen sind unter den Toten wohl auch gesunde erwachsene Menschen.
Momentan rät weder die WHO von Flügen in betroffene Länder ab, noch hat das Auswärtige Amt eine Reisewarnung für Mexiko herausgegeben. Die Ratschläge für Reisende nach Mexiko beschränken sich auf das Meiden von Menschenansammlungen und das Beachten gewöhnlicher Hygienemaßnahmen.
Sollten Flüge gestrichen werden?
Im Blog “Effect Measure” ist die Frage aufgetreten, ob generell ein Flugverbot die Ausbreitung der Grippe verhindern würde. Dort hat sich der Autor einer aktuellen Studie zu diesem Thema zu Wort gemeldet.
Computermodelle sagen demnach voraus, dass ein 99 prozentiges Einschränken aller Flüge die Ausbreitung nur um maximal zwei Wochen verzögert würde. Zumindest die meisten aller größeren Flugzeuge seien mit effizienten Filten versehen, die eine Verbreitung der Viren in der Flugzeugkabine verhindern.
Hier eingebunden ist eine Karte von Europa. In rosa sind die Verdachtsfälle eingezeichnet. Bestätigte Fälle sind rot. Todesfälle wären schwarz. Grau sind Todesfälle, bei denen ein Zusammenhang mit der Grippe noch ungeklärt ist. Blau heißt Influenza-ähnliche Erkrankung. Klick auf die jeweilige Markierung zeigt weitere Informationen zu den einzelnen Fällen. Die Karte wird ständig aktualisiert.
View 2009 Swine Flu (H1N1) Outbreak Map in a larger map
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Bild Polizisten mit Atemschutzmasken via flickr (cc)
Bild Influenzavirus via wikicommons.
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