In zwei Wochen ist Europawahl. Der Wahl-o-Mat verrät: Die großen Parteien haben unterschiedliche Meinungen zu Themen um Genfood, Stammzellen und Klonen. Die GRÜNEN haben die gleiche Meinung wie die Rechten und die Religiösen, und die Piratenpartei muss sich vielleicht noch mit der Meinungsbildung beschäftigen.
In zwei Wochen ist Europawahl und in vier Monaten Bundestagswahl. Ob die Wahl zum Europäischen Parlament am 07. Juni als Testwahl für die Bundestagswahl gelten kann, sei dahingestellt; die Wahlkampagnen der Parteien scheinen jedenfalls nicht ausschließlich mit Europathemen besetzt zu sein. Ich habe mir interessehalber eine Wahlempfehlung für die Europawahl vom Wahl-o-Mat geben lassen. Soviel sei verraten: Überrascht hat mich das Ergebnis nicht.
Der Wahl-o-Mat befragt einen zu 38 Thesen, die entweder mit “Stimme zu”, “Stimme nicht zu” oder “Neutral” bewertet werden müssen. Die individuellen Antworten werden mit den Antworten der zur Wahl stehenden Partien abgeglichen und errechnet, wie groß die Übereinstimmung mit ausgewählten Partien ist. Drei der 38 Thesen im Wahl-o-Mat berühren direkt Themen, die auch hier im Blog schon in Artikeln aufgegriffen wurden:
- These 01: In der EU sollen keine gentechnisch veränderten Lebensmittel produziert werden.
- These 26: Striktes Verbot von embryonaler Stammzellenforschung in der EU.
- These 36: Europaweites Klonverbot von Tieren.
Hier die Meinungen der großen Partien zu den Thesen. Achtung, alle drei Thesen sind negativ formuliert, ein grüner Haken bedeutet also Ablehnung von Genfood, Verbot von embryonaler Stammzellforschung und Klonverbot. Die Begründungen der Parteien zu ihren Postitionen sowie weiterführende Informationen zu jeder These erhält, wer sich durch den Wahl-o-Mat geklickt hat.
Rechte, Religiöse, GRÜNE
Die GRÜNEN sind ja eine Partei, mit der man gerne sympathisiert. Umweltschutz, jung, alternativ, alles super. Dass die Partei fundamental wertkonservative Ansichten vertritt (neben esoterischen in der Medizin) ist vielen Wählern vielleicht gar nicht bewusst.
Ich habe hier in der zweiten Grafik erneut die Antworten zu den drei Thesen dargestellt. Gegen Genfood, gegen embryonale Stammzellforschung, gegen Klonen. Diesmal allerdings nicht die der großen Parteien, sondern die der grün-ökologischen, der religiös-konservativen und die der Parteien am rechten Rand. Die Übereinstimmung ist frappierend.
Dietrich Schwanitz schrieb in seinem Wälzer Bildung – Alles, was man wissen muß:
“In ihnen [den GRÜNEN] zeigte sich die Metamorphose der Deutschen am deutlichsten: eine unterirdische Theoriewaschanlage hat die ehemals rechte Naturanbetung, Kulturkritik und Lebensreformmentalität auf links umetikettiert und auf diese Weise ein linkes Selbstverständnis mit einer rechten Mentalität versöhnt.“
Die Piratenpartei und Gentechnik
Wenn die Europawahl durch die Präsenz einzelner Parteien in Blogs und in anderen Web 2.0 Gimmicks entschieden würde, hätte die Piratenpartei mich Sicherheit ein paar Sitze in Straßburg beziehungsweise Brüssel. Die Partei hat ihre thematischen Schwerpunkte beim Urheberrecht und beim Datenschutz. Sie hat durch die aktuelle “Zensursula”-Debatte verstärkte Präsenz im Internet.
Jürgen Lübeck hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass das Wahlprogramm der Piraten bezüglich Gentechnik durchaus noch verbesserungswürdig sei. Hier Ausschnitte:
Die Gefahren gentechnisch veränderter Organismen sind vielfältig. Direkte Gefahr geht insofern von ihnen aus, als die künstlichen hergestellten Genome zur Produktion neuer und für Menschen und Tiere ungewohnter Stoffe führen können, die Gesundheitsschäden verursachen können.
Eine indirekte Gefahr gentechnisch veränderter Organismen ist die Möglichkeit, Pflanzen gegen sehr giftige Unkrautvernichtungsmittel immun zu machen, und dann diese (normalerweise unbrauchbaren) Chemiemischungen auf den Feldern zum Einsatz zu bringen. Diese Chemikalien landen im Grundwasser und in der Nahrungskette und folglich auch in den Menschen.
Weiter werden Gene eingesetzt, die Pflanzen gegen bestimmte Schädlinge immun machen. Wenn sich diese Gene auf wilde Pflanzen übertragen, kann es zu einer unkontrollierten Ausbreitung einer bestimmten Pflanzenart kommen, die das natürliche Gleichgewicht unseres Ökosystems zerstören kann.
Kompetenz klingt anders. Vielleicht erbarmt sich ja einer der Leser des Blogs hier und verpasst den Piraten ein zeitgemäßes Programm zu Biowissenschaften und Gentechnik. Der Rest des Wahlprogramms soll angeblich ganz brauchbar sein, habe ich gehört.
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