Mir gehen die Blogartikel und immer gleichen Diskussionen zu Pseudowissenschaften langsam auf den Geist. Und wenn ich schon dabei bin: Postmoderne Ansichten zur Richtigkeit der wissenschaftlichen Methode ebenfalls. Offenbar sind die Science Wars nicht vorbei, sondern der Krieg wird an zwei Fronten geführt. Auf den ScienceBlogs.
Ich muss gestehen, mir gehen die Windmühlenkämpfe gegen allerlei Pseudowissenschaften, Astrologie, Homöopathie, 2012, Akupunktur, Kreationismus, Anthroposophie, und sonstiger Aberglaube in Form von aktiviertem Wasser, Strahlendetektoren, und so weiter langsam aber sicher auf dem Geist. Es ist halt immer das gleiche, wenn ein mystisches Weltbild und die Realität aufeinander treffen.
Ja, ich weiß, ich muss es ja nicht lesen. Mach ich auch schon nicht mehr. Meine anfängliche Belustigung ob der sich auftuenden esoterischen Abgründe schlägt in Langeweile und Gleichgültigkeit um. Es mag schlicht daran liegen, dass ich als Autor hier auf ScienceBlogs naturgemäß den Beiträgen meiner Co-Blogger stärker exponiert bin. Ich kann mir aber vorstellen, dass es anderen regelmäßigen Lesern ähnlich geht.
Es mag ja zur Netzkultur der Wissenschaftsblogs gehören, hin und wieder unwissenschaftlichen Blödsinn zu thematisieren um daran deutlich zu machen, was Wissenschaft ausmacht. Ich denke jedoch, wenn die Berichterstattung über Pseudowissenschaften dominiert, werden nicht mehr unbedingt die Leser angesprochen, für die ein wissenschaftliches Blognetzwerk gedacht ist.
Es ist ja auch nichts neues mehr und die Argumente drehen sich seit Ewigkeiten im Kreis. Der Plazeboeffekt, doppelblind-kontrollierte Studien, Regression zum Mittel und falsch angewandte statistische Methoden reichen aus um alles, absolut alles zu erklären was hier an hanebüchenen Alternativen und Phänomenen angebracht wird (sofern es überhaupt beobachtbare Phänomene gibt).
Die Science Wars
In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Postmodernisten und Realisten über die Grundlagen und die Richtigkeit wissenschaftlicher Theorie die als die sogenannten “Science Wars” in die Geschichte eingingen.
Vereinfacht stellen sich die Science Wars so dar: Die Postmodernisten zweifelten an der Objektivität der Wissenschaften und kritisierten die Art, wie wissenschaftliche Daten gewonnen und interpretiert wurden, sowie an der wissenschaftlichen Methode im Allgemeinen. Die Postmodernisten waren meistens Geisteswissenschaftler. Die Realisten, denen eher Naturwissenschaftler angehörten, verteidigten den Status Quo des Wissenschaftsverständnis: Es gibt objektives Wissen und wissenschaftliche Experimente taugen um die Wirklichkeit zu beschreiben. Den Postmodernisten wurde zum Teil in deutlichen Worten vorgeworfen, keine Ahnung von dem Thema zu haben, das sie da kritisierten.
Ich sehe zwei Parallelen der Science Wars in den Science Blogs. Zum einen kommen die Inhalte des neuen Blogs Arte-Fakten von Jörg Friedrich meiner Meinung nach den postmodernistischen Interpretationen der Wissenschaft aus den 90ern schon recht nahe. Dementsprechend heftig fallen auch die Reaktionen auf seine Artikel aus. Ich dachte, die Science Wars wären mehr oder weniger beendet und die Philosophen hätten eingesehen, dass ihre Wissenschaftskritik ihr Ziel verfehlt hat und stattdessen Wasser auf den Mühlen diverser reaktionärer Wissenschaftsgegener ist. Offenbar nicht.
Die zweite Parallele bezieht sich auf eine zweite Front der Sciene Wars, wenn man so möchte: Der Auseinandersetzung mit Pseudowissenschaften und Esoterik. Sie kommen im Mäntelchen der Wissenschaft daher, sind gesellschaftlich akzeptiert, missbrauchen wissenschaftliches Vokabular, und vor allem: sie können und wollen nicht einsehen, dass sie falsch liegen.
In diesem Sinne, Freunde an der zweiten Front: Weiter machen!
Bild oben via NYT
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