Bisher rund 30 000 Infizierte weltweit und die Pandemie fängt gerade erst an. Die WHO hat die höchste Warnstufe für die Schweinegrippe ausgerufen. In einem aktuellen Paper in Nature wird gezeigt, woher das H1N1 Virus historisch tatsächlich stammt.
Gestern hat die WHO die höchste Warnstufe für die Schweinegrippe H1N1 ausgerufen. In Ländern mehrerer Kontinente verursacht die Schweingerippe beständig neue Infektionen. Das Grippevirus scheint zum Glück nicht annähernd so gefährlich zu sein wie nach den ersten beschriebenen Fällen in Mexiko angenommen. Ungewöhnlich ist dennoch, dass bevorzugt junge Menschen erkranken und die Grippe bei Menschen zwischen 30 und 50 Jahren die schwersten Verlaufsformen zeigt.
Die Bilanz bisher: 30 000 Infizierte in 74 Ländern
Laut einer ersten Bilanz der Schweinegrippe sind momentan fast 30 000 Menschen in 74 Ländern als infiziert gemeldet. Die Ausbreitung der Schweinegrippe ist die bisher am besten dokumentierte Pandemie. Das liegt auch daran, dass bisher fast nur Fälle in entwickelten Ländern aufgetreten sind mit funktionierendem Gesundheitssystem. Die Schweinegrippe ist keinesfalls vorbei, die Pandemie fängt gerade erst an.
Obwohl die meisten Fälle bisher eher mild verlaufen muss man laut WHO mit deutlich mehr schweren Erkrankungen und Todefällen rechnen, wenn die Grippewelle auf Entwicklungsländer mit schlechter medizinischer Versorgung und mangelnder Hygiene übergreift. Die Entwicklung eines Impfstoffes ist in vollem Gang, und sollte nur noch wenige Monate dauern. Ob das potentiellen Erkrankten in der dritten Welt nützt sei dahingestellt.
Der Ursprung der Schweinegrippe
Nach dem Bekanntwerden der ersten Grippefälle vor sechs Wochen wurde diskutiert, ob es sich tatsächlich um Schweinegrippe handelt, oder ob das Virus nicht ein Hybrid aus Vogel- und Schweinevirusgenen ist. Zur Erinnerung: Das Influenzavirus enthält acht Gene. Zwei davon, das Hemagglutinin (H) und die Neuraminidase (N) kodieren für Oberflächenproteine des Virus und werden zur Namensgebung herangezogen (H1N1). Die Sequenzierung des Virus hat ergeben, dass es sich eindeutig um ein Schweinevirus handelt, das auf den Menschen übergesprungen ist.
In einem aktuell noch frei zugänglichen Paper, publiziert vorab gestern am 11.06.09 in Nature, ist eine interessante Abbildung eingebunden. Sie zeigt die Entwicklung relevanter Grippestämme über die letzten 40 Jahre. Die Abbildung zeigt die individuellen Ursprünge der acht Influenza Gene. Jedes hat eine eigene farbige Linie. Sie macht deutlich, dass es im Schwein relativ häufig zu Rekombinationsereignissen zwischen den unterschiedlichen Viren kommt. Klick auf das Bild vergrößert die Abbildung in einem extra Fenster.
Die Autoren des Papers “Origins and evolutionary genomics of the 2009 swine-origin H1N1 influenza A epidemic” zeigen, dass das aktuelle Virus aus mehreren im Schwein zirkulierenden Viren kombiniert ist. Die Übertragung auf den Menschen muss schon einige Monate vor Bekanntwerden des Ausbruchs in Mexico und den USA erfolgt sein.
Eng verwandte Viren wurden bereits vor 9 bis 17 Jahren in Schweinen gefunden. Die Autoren schließen daher aus, dass es sich um ein künstlich hergestelltes Virus handelt. Diese Annahme gab ja Anlass zu allerlei Verschwörungstheorien.
Smith, G., Vijaykrishna, D., Bahl, J., Lycett, S., Worobey, M., Pybus, O., Ma, S., Cheung, C., Raghwani, J., Bhatt, S., Peiris, J., Guan, Y., & Rambaut, A. (2009). Origins and evolutionary genomics of the 2009 swine-origin H1N1 influenza A epidemic Nature DOI: 10.1038/nature08182
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