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Deutschland befindet sich in der Rezession. Die Neuverschuldung im aktuellen Bundeshaushalt beträgt 86 Milliarden Euro. Es beruhigt zu sehen, dass die Investitionen des Bundes in Forschung und Entwicklung wenigstens nicht gekürzt werden. Das BMBF finanziert die Grundlagenforschung mit 2,6 Milliarden Euro.

Zwischen der Iran-Wahl und Michael Jacksons Tod fand eine Meldung ein eher laues Echo in der Presse. Aktuell wurde der Bundeshaushalt 2010 vorgestellt. Die Neuverschuldung beträgt 86 Mrd Euro, anstelle der geplanten 6 Milliarden. Von dem angestrebten ausgeglichenen Haushalt ist das doch noch ein gutes Stück entfernt. Schuld ist: Die Krise. Wie eigentlich an fast allem, was innenpolitisch passiert, wie mir scheint.

Es ist beruhigend zu sehen, dass entgegen den Sparplänen aus Österreich, das Budget des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sich wie geplant auf 10,3 Milliarden Euro belaufen wird. Es ist der sechstgrößte Posten im Etat. Zum Vergleich: das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gibt 153,1 Mrd Euro aus.

Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf die Finanzierung von Forschung und Entwicklung in Deutschland zu werfen, auch vor dem Hintergrund aktueller Debatten auf den ScienceBlogs über den Nutzen von Grundlagenforschung und der Finanzierung spezieller klinischer Forschung.

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Forschung und Entwicklung in Deutschland wird hauptsächlich aus drei Quellen gefördert: Dem Bund, den Ländern, und der Wirtschaft. 2007 wurden zum Beispiel über 60 Milliarden Euro investiert. Rund 70% der Investitionen kamen aus der Privatwirtschaft, der Bund kam für 16,4 % auf, die Länder für 13,5%. (Abbildung rechts).

Historisch war die Diskrepanz zwischen öffentlichen und privatwirtschaftlichen Ausgaben nicht immer so groß. Die zweite Abbildung zeigt die jeweiligen Ausgaben in Mrd Euro seit den 1980er Jahren. Aktuell sind die Investitionen in FuE (Forschung und Entwicklung) aus der Wirtschaft also dreimal so hoch als im öffentlichen Sektor. Man kann zumindest festhalten, dass sich die Förderung des Forschungsstandorts Deutschland von staatlicher Seite nicht unbedingt durch erhöhte Ausgaben manifestiert.

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Die Bruttoinlandsausgaben für FuE bewegen sich seit 10 Jahren um 2,5% des Bruttoinlandsprodukts. Auch hier also kein finanzielles Indiz dafür, dass Deutschland politisch einen forschungsfreundlicheren Weg eingeschlagen hätte. Zum Vergleich: In den USA sind es 2,6%, der Schweiz sind es 2,9%, in Japan 3,3%, in Schweden 3,9% und in Israel als Spitzenreiter 4,5%.

Es ist kein Geheimnis, dass Wohlstand und die Investitionen in FuE zusammen hängen. “Ein finanzielles Engagement des Staates zur Förderung von Forschung und Entwicklung ist ökonomisch gut begründet ” (1) stellt auch die Expertenkommission Forschung und Innovation fest.

Es macht Sinn, sich genauer anzusehen, wie die 10,3 Milliarden Euro des Bundes verteilt werden. 25% aller Ausgaben gehen in die Grundlagenforschung, also zum Beispiel an die Max-Planck-Gesellschaft oder die DFG (Abbildung 3). 25% von 10,3 Milliarden sind knapp 2,6 Milliarden Euro (2). Die direkten staatlichen Subventionen für Bergbau, Ernährung und Landwirtschaft sind höher (3).

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Quellen:
(1) Bundesbericht Forschung und Innovation 2008 (Achtung! 11.9 MB pdf)
(2) Haushaltsübersicht des BMBF
(3) Subventionsbericht 2005-2008
Laserbild via flickr (cc)

Kommentare (6)

  1. #1 Ute
    3. Juli 2009

    Zitat: “Rund 70% der Investitionen kamen aus der Privatwirtschaft,…”

    Ist das die Summe für die Grundlagenforschung, oder für F&E gesamt?

    Ich habe Mitte bis Ende der neunziger Jahre die F&E-Statistiken für den Geschäftsbericht eines (damals noch) Essener Großkonzerns gesammelt und ausgewertet – und ich kann mich gut erinnern, daß die Ausgaben für Grundlagenforschung im Verlauf der Jahre kontinuierlich sanken und der Schwerpunkt mehr und mehr auf die Weiterentwicklung verschoben wurde. Hintergrund war – logisch -, daß man eine schnelle Rendite erzielen und nicht erst ein langfristiges Ergebnis abwarten müssen wollte. Tochterunternehmen, die viel Grundlagenforschung erforderten (z.B. Medizintechnik), wurden verkauft. Das konzerninterne Entwicklungszentrum wurde geschlossen. Nach meinen Recherchen sah es in vielen anderen Firmen ähnlich aus. Mich würde interessieren, wie das wohl heute ist.

  2. #2 Tobias
    3. Juli 2009

    Ute,
    die 70% sind für F&E insgesamt. Schau dir mal den von mir oben unter (1) verlinkten Bundesbericht für Forschung und Entwicklung an, das ist der beste Überblick, den ich gefunden habe. Würde mich über Feedback freuen.

  3. #3 Ute
    3. Juli 2009

    Momentan komme ich leider nicht über 3,99 MB heraus, aber ich versuche es morgen abend nochmal.

  4. #4 Katrin
    23. September 2009

    Hallo, ich habe schon länger Daten gesucht über den prozentualen Anteil für Grundlagenforschung in Dt.
    Du schreibst : “25% aller Ausgaben gehen in die Grundlagenforschung, also zum Beispiel an die Max-Planck-Gesellschaft oder die DFG (Abbildung 3). 25% von 10,3 Milliarden sind knapp 2,6 Milliarden Euro (2).”

    Sind das Gesammtausgaben für Grundlagenforschung in DT (Wirtschaft und öffentliche Hand)?
    Wie kommst du auf die 25%? Im Haushaltsbericht (https://www.bmbf.de/de/96.php ) werden nur 23% erwähnt. Die sind explizit nur Ausgaben des BMFB für naturwissenschaftliche Grundlagenforschung…
    wäre toll wenn du mir die Quellen nennen kannst – ich brauche sie für meine Abschlussarbeit.

    LG

  5. #5 Tobias
    24. September 2009

    Katrin,
    du hast wohl Recht, es soll 23% heißen. Die Zahlen beziehen sich auf die Ausgaben des BMBF. Die der Wirtschaft habe ich nicht näher aufgeschlüsselt. Die von mir verlinkte Quelle 1 sollte genügend Hintergrundinformationen für deine Hausarbeit bieten. Ich habe in einem weiteren Blogpost die Ausgaben für Forschung und Entwicklung noch nach Ländern aufgeschlüsselt: https://www.scienceblogs.de/weitergen/2009/07/der-suden-fuhrt-forschungsinvestitionen-in-deutschland.php

  6. #6 Webbaer
    24. September 2009

    Der Etatismus wird auch nicht so ohne weiteres hopp gehen, auch bei “Schwarz-Gelb” nicht, schwer zu sagen, wie befruchtend dieser letztlich i.p. Forschungsergebnisse sein wird.

    Wissenschaftler sollten aus Sicht des Webbären marktorientiert forschen. Auch wenns im Einzelfall schwer fällt. :–)

    Ohren steiff halten!
    WB