Energie aus Sonne, Wind und Wasser decken aktuell nur zu 1,8% den Energiebedarf in Deutschland. Sind Atomkraftwerke eine Alternative um die CO2 Emissionen nachhaltig zu verringern? Und was sind vordringliche Probleme der Nutzung von Kernenergie?
Es ist politisch, ökologisch und ökonomisch geboten, die CO2 Emissionen zu veringern und die Kohle, Öl und Gasressourcen zu schonen. Eine Alternative zur Verheitzung fossiler Brennstoffe, Energie aus regenerativen Trägern, wird seit Jahren schon mit wachsender Begeisterung erforscht und implementiert. Trotzdem ist das Gros der Energie, die in Deutschland verbraucht wird aus fossilen Ursprungs. 81% der Primärenergie stammt aus Erdöl, Erdgas, Stein- und Braunkohle. Der Anteil der regenerativen Energien liegt bei 7,4 %. (Abbildung 1).
Abbildung 1: Energieträger in Deutschland 2008. Zahlen zur Grafik aus dem Jahresbericht der AG Energiebilanzen.
Über die Hälfte der Energie die als regenerativ bezeichnet wird stammt übrigens aus Biomasse. Der Anteil der Energie aus Sonne, Wind und Wasser an den regenerativen Energien beträgt nur 24 %. Die Solarenergie, also Photovoltaik und Solarthermie, stellt gar nur rund 3 % der regenerativen Energie zur Verfügung (Abbildung 2).
Sonne, Wind und Wasser, die Lieblingskinder der ökologisch orientierten öffentlichen Meinung, decken also aktuell letztendlich nur 1,8 % des Energiebedarfs in Deutschland ab.
Abbildung 2: Verschiedene regenerative Energien und deren Anteile. Zahlen zur Grafik aus dem Jahresbericht der AG Energiebilanzen
Eine Alternativenergie zu fossilen Brennstoffen mit weniger gutem Ruf ist die Kernenergie. Die unvoreingenommene Beantwortung der Frage, ob der Ruf gerechtfertigt ist, könnte Einfluss auf energiepolitische Entscheidungen der nächsten Jahre haben. Die Überprüfung der Kernenergie aus ökologischen Gesichtspunkten ist allemal gerechtfertigt. Aktuell deckt sie zu rund 12 % den Energieverbrauch in Deutschland, in Frankreich sind es 80 %.
Hilft Kernenergie tatsächlich die CO2 Emissionen zu verringern?
Kernenergie ist prinzipiell CO2-neutral. Es wird ja zur Energiegewinnung kein Kohlenstoff verbrannt. Dennoch wird selbstverständlich CO2 beim Bau, dem Betrieb, und dem Schließen der Anlage und der Endlagerung von Brennstäben freigesetzt. Die Hauptposten ist der Energieverbrauch der Maschinen bei der Schürfung von uranhaltigem Erz und der Stromverbrauch bei der Aufbereitung zu spaltbarem Material. Die Zahlen in der Literatur gehen hier deutlich auseinander. Sie liegen zwischen 3 g/kWh und 120 g/kWh. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages gibt Zahlen zwischen 15 und 30 g/kWh an. Die Zahlen sind trotzdem deutlich niedriger als jene für Energie aus fossilen Trägern. Erdgas schneidet mit 410 g/kWh hier am besten ab, Braunkohle mit maximal 1230 g/kWh am schlechtesten.
Kernenergie hilft also, die CO2 Emissionen zu verringern. Es sind jedoch noch zwei andere Aspekte, die bei der Nutzung von Kernenergie eine Rolle spielen und die diskutiert werden sollten:
- Wie sicher sind gängige Reaktortypen im Ausland und in Deutschland tatsächlich?
- Ist es verantwortbar abgereichertes Material langfristig unterirdisch zu lagern?
Zudem ist der Ausgangsstoff für die meisten Kernkraftwerke, 235Uran, ebenfalls ein endlicher Rohstoff dessen Verfügbarkeit bei aktueller Nutzung in etwa der von fossilen Brennstoffen entspricht. Kernkraftwerke können also ebenfalls nur eine vorübergehende Lösung der Energie- und Emissionsproblematik sein.
Der Vater eines Freundes, ein pensionierter Physik-Professor, erklärte mir kürzlich im Gespräch, er habe seinen Ingenieursstudenten auf die Frage auf welches Gebiet sie sich spezialisieren sollten häufig zur Reaktortechnik geraten. Auch wenn in Deutschland keine neuen Reaktoren mehr gebaut werden, so ist das Know-How doch dringend notwendig. Denn irgend jemand muss die aktuellen Kraftwerke ja warten und irgendwann stillegen. Je länger sie laufen, desto günstiger ist übrigens deren CO2-Bilanz.
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