In einer Woche sollen die Impfungen losgehen, schlechter kann deren Akzeptanz aktuell wohl kaum sein. Liegt es an der schlechten Presse? Liegt es an der miserablen Kommunikation?
Die Lage ist relativ eindeutig. Ich und ein Teil meiner Leser unterstützen die Impfung gegen die Schweinegrippe. Weil es epidemiologisch Sinn macht und weil wir abschätzen, dass die Vorteile die Risiken überwiegen. Trotz des Aufwands, der Kosten und eventueller Nebenwirkungen der Impfung. Das bezieht sich auf beide Impfstoffe, über die derzeit debattiert wird: also Pandemrix, von dem 50 Millionen von den Ländern bestellt worden sind und Celvapan, mit dem die österreichische Bevölkerung geimpft werden soll.
Auf der anderen Seite steht der Großteil der Bevölkerung, der die Impfung entweder komplett ablehnt oder ihr äußerst kritisch gegenüber steht, also auch nicht zum Arzt marschiert solange die Todeszahlen nicht in die Höhe schnellen. Laut einer von der DAK in Auftrag gegebenen Umfrage wollen sich demnach 62% der Deutschen sicher oder wahrscheinlich nicht gegen die Schweinegrippe impfen lassen.
Die Zahlen sind von Anfang September 2009, ich habe keine neuere Umfrage gefunden. Wahrscheinlich traut sich keiner, da die Zahlen wohl noch schlechter aussehen nach der aktuellen Diskussion um Adjuvantien und das PR-Fiasko um Soldaten, Minister und Angela Merkel, die mit Celvapan und nicht wie alle anderen Deutschen mit Pandemrix geimpft werden. Bestehende Verträge hin oder her, das darf doch so nicht kommuniziert werden!
Wer das wohl zu verantworten hat? Wahrscheinlich niemand, und das ist das Problem. Es soll eine nationale Impfkampagne stattfinden, ohne dass jemand die Kampagne führt. Das einzige, was an die Öffentlichkeit gelangt, sind sporadische Bulletins der STIKO, die von der Presse so gut wie gar nicht aufgegriffen, und spärliche Mitteilungen des Paul-Ehrlich-Instituts, in denen wöchentlich aktualisiert (.pdf) die Schweinegrippefälle in Deutschland dokumentiert werden. Das war es dann aber schon. Der Rest sind Artikel, Glossen und Kommentare in den Leitmedien, die eines gemeinsam haben: Sie sind fast alle impfkritisch.
Gibts den keinen, der für eine informierte Aufklärung zuständig ist? Gesundheitsämter? Ärztesprecher? Die Pharmaunternehmen? Das Gesundheitsministerium? Wer kennt denn die Seite neuegrippe.bund.de oder Wir gegen Viren des Robert-Koch-Instituts?
Liebes RKI, die Leute wissen mittlerweile, dass sie sich die Hände waschen sollen. Was sie interessiert sind die Zusammensetzung und die Nenbenwirkungen der Impfstoffe, Zahlen zu deren Sicherheit und Wirksamkeit, Gründe warum man sich impfen lassen soll, das Datum wann es los geht, der Ort, wo man sich impfen lassen kann, wo und wie man sich beraten lassen kann, sowie leicht zugängliche, aktuelle Statistiken zu der Pandemie.
Wie viele Werbespots zur Information der Bevölkerung sind denn gebucht? Welche Art Kampagne ist geplant? Gibt es prominente Befürworter? Wie läuft die Pressearbeit? Welche Journalisten werden informiert? Wer fährt zu Anne Will und Maybrit Illner?
Würde mich mal interessieren.
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