Spiegel-Online hat sich bei den Bundesligavereinen nach deren Plänen bezüglich der Schweinegrippeimpfung erkundigt. Die Auswertung der Antworten der Vereine zeigt, dass offenbar auch einige Ärzte der Fußballmanschaften wenig von Epidemiologie verstehen und der Impfung fast durchweg skeptisch gegenüber stehen.
Ab Montag kann man sich in Deutschland gegen Schweinegrippe impfen lasssen. Die Ärzte der Bundesligavereine gehen meiner Meinung nach unverantwortlich mit der Gefahr um, die von der Grippe für die Manschaften ausgeht und bewerten mögliche Nebenwirkungen der Impfung falsch. Bei ein paar Antworten der Bundesligavereine auf die Anfragen von Spiegel-Online wird die Ahnungslosigkeit deutlich.
Der HSV meldet zum Beispiel:
Unsere Spieler werden täglich kontrolliert. Wenn Verdachtsmomente entstehen sollten, würden wir impfen. Momentan bestehen keine Verdachtsmomente.
Was der Club nicht bedenkt: Wenn Verdachtsmomente bestehen, also wenn einer der Spieler Grippesymptome zeigt, ist es wahrscheinlich zu spät für eine Impfung. Der Körper braucht mindestens ein paar Tage, bis der Impfschutz aufgebaut ist und Patienten mit Grippesymptomen werden nicht geimpft.
Die TSG Hoffenheim meldet, flächendeckende Impfungen seien nicht geplant, allerdings würde individuell geprüft, ob eine Impfung nötig werden könnte. “Insbesondere bei den Südamerikanern, wenn sie über Weihnachten und Silvester in ihrer Heimat waren”
Warum denn die Südamerikaner? Die Grippesaison mit kalten Temperaturen und feuchtem Wetter ist hier in Europa, in Südamerika haben sie hoffentlich für dieses Jahr das gröbste hinter sich. Oder ist gemeint, dass Südamerikaner, die von Ihrem Weihnachtsurlaub im warmen zurück kommen besonders anfällig sind? Dann müssen sie vorher geimpft werden, nicht erst wenn sie in der Heimat waren.
Wolfsburg will definitiv nicht impfen. Offenbar haben die Ärzte Angst vor den Nebenwirkungen. Für mich wäre die Antwort klar, wenn ich mir die Frage stelle, was für das Team besser ist: Eine geimpfte Mannschaft und vielleicht einen Spieler mit einem zwei Tage lang schmerzenden Oberarm und Kopfweh, oder die Möglichkeit ein, zwei Ligaspiel mit der B-Mannschaft bestreiten zu müssen, weil die Hälfte der Profis mit Grippe im Bett liegt.
Die potentielle Gefahr einer Grippewelle in der Bundesliga ist dieses Jahr durch die Schweinegrippe sicher höher als sonst durch die saisonale Grippe. Die Zahlen für Deutschland zeigen bisher, das die überwiegende Zahl der Schweinegrippefälle bislang junge Menschen betroffen haben. Außerdem scheint die Schweingrippe ansteckender zu sein als die saisonale Variante. Weiter kann Leistungssport das Immunsystem schwächen, und einzelne Spieler so anfälliger machen. Ein Paper von diesem Jahr in PLoS-One bestätigt dies.
The data provided from this study [on professional football players] suggest that the immune system is not able to function fully during periods of high physical stress.
Die Nebenwirkungen eines Fussballspiels über 90 Minuten für Ungeübte:
In mehr als einem von 10 Fällen: Muskelschmerzen in den Oberschenkeln und am gesamtem Bewegungsapparat, Kreislaufprobleme, Blasenbildung an den Füßen, Blaue Flecken an verschiedensten Körperstellen
In mehr als einem von 100 Fällen: Zerrungen der Beinmuskulatur, anhaltende Schmerzen, schmerzhafte Hämatome durch intensiven Körperkontakt, Kopfweh durch häufige Kopfbälle, Bänderdehnungen im Knöchelbereich, Bänderdehnungen in Kniebereich
In seltenen Fällen: Bänder an-und Abrisse in Knöchelbereich, Bänder An- und Abrisse im Kniebereich, Platzwunden durch intensiven Körperkontakt, Knochenbrüche im Gesichtsbereich, Brüche der Zehen
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