Von den allermeisten Wissenschaftlern wird die Kampagne der Klimaskeptiker, ausgetragen in Feuilletons und in Blogs, nur mit Kopfschütteln und Stirnrunzeln zur Kenntnis genommen. Sorgen macht vielmehr, dass viel wichtigere und ergiebigere Fragen durch Scheindebatten um “Nature Tricks” und um Rekonstruktionen von Temperaturkurven in den Hintergrund gedrängt werden.
Ein Thema wurde bei mir im Blog bisher nur am Rande erwähnt. Klimawandel. Es ist einfach so: Im Gegensatz zu einigen Journalisten, Pädagogen, Meteorologen, Ingenieuren und Publizisten halte ich es für anmaßend, den wissenschaftlichen Konsens zu Klimamodellen zu kritisieren ohne die entsprechenden Publikationen gelesen und verstanden zu haben.
Ich bin kein Klimatologe und forsche nicht an den Modellen, also vertraue ich denjenigen Forschern, die das tun. Das liegt vielleicht daran, dass ich der wissenschaftlichen Methode im Allgemeinen vertraue, weil ich weiss, wie Wissenschaft funktioniert. Und da ändern ein paar gestohlene und veröffentlichte Emails auch nichts dran.
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist manchmal einfach besser
Ich nehme die zahlreichen Artikel, Glossen und Kommentare in allen möglichen Medien sehr wohl zur Kenntnis. Wurde ein einziges wissenschaftliches Paper publiziert, das ohne gravierende methodische Mängel zu enthalten, wichtige Aspekte der Klimamodelle widerlegt hat? Ich kenne keins.
Die Scheindebatten um die Richtigkeit der Rekonstruktionen von CO2 Kurven und um die Korrektheit der Temperaturmessungen in der Vergangenheit sollten tatsächlich beendet werden. Nicht für die Wissenschaftler, sondern für die “ich glaube nicht daran” Journaille. Wie wäre es mal mit Papers lesen bevor der Artikel geschrieben wird, ja vielleicht sogar bevor die eigene Meinung zu wissenschaftlichen Themen gebildet wird? Kontrolle ist gut, Vertrauen in die Wissenschaft ist manchmal einfach besser.
Die eigentlich wichtigere Debatte wird nur am Rande geführt. Es geht nicht mehr darum, ob der Mensch einen Einfluss auf das Klima hat, es geht darum, wie – politisch und individuell – auf prognostizierte Veränderungen reagiert werden kann und wie und ob reagiert werden soll.
Welches Land stimmt CO2 Emissionsgrenzen zu, wenn dies die eigene wirtschaftliche Entwicklung hemmt? Muss es eine Ökowende geben – und wenn ja, wie soll die aussehen? Wie geht globale Politik? Wo ist die Grenze zwischen realistischen Maßnahmen und grün-ideologischem Wunschdenken? Geht es darum weniger oder darum anders zu konsumieren? In wie weit soll sich jeder einzelne einschränken und ab wann wird dabei das Recht auf Selbstbestimmung tangiert? Wie weit geht die Verantwortung für kommende Generationen? Wie kann gleichzeitig ökologisch und ökonomisch nachhaltig gewirtschaftet werden?
Alles Fragen, die meiner Meinung nach beantwortet werden sollten. Vielleicht ist das Wissenschaftsjahr 2010 (Die Zukunft der Energie) Anlass für die Politik zu klaren Aussagen zu kommen. Vielleicht helfen Initiativen wie wir-ernten-was-wir-säen Nachhaltigkeit als wichtigen Wert menschlichen Handelns zu etablieren.
Klar ist: Veränderung ist einfacher zu erreichen, wenn sie selbst gewollt wird und rational begründet ist – und sie beginnt in den Köpfen. Aber wer hat jetzt für was und wen welche Verantwortung?
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