Videos vom Zusammenstoß eines Walfang-Schiffs und eines tollen Bootes von Umweltaktivisten vor drei Tagen. Wer hat moralisch Recht, und wer juristisch?

AFP schreibt:

Die Auseinandersetzungen zwischen japanischen Walfängern und ihren Gegnern haben eine neue Stufe erreicht: Bei einer Protestaktion in der Antarktis stieß ein japanisches Walfangschiff mit einem Hightech-Schnellboot [die Ady Gil] von [australischen] Umweltaktivisten zusammen.

[…]
Beide Seiten veröffentlichten Videoaufnahmen von dem Vorfall: Sie zeigen, wie beide Schiffe zusammenstoßen, während der Walfänger mit Wasserkanonen auf den Trimaran zielt. Schäden an der “Shonan Maru No. 2” sind nicht zu erkennen. Der australische Umweltminister Peter Garrett rief beide Seiten zur Zurückhaltung auf. Nach seinen Angaben wird Australien nicht einschreiten.

Hier das Video gefilmt von Bord des Walfängers

Hier noch ein zweites Video aus dem Blickwinkel der Sea-Shepherds. Gefunden via the island of doubt.

Zum Glück konnte die Besatzung des havarierten Trimarans gerettet werden. Wenn mich mein rudimentäres Wissen über die Vorfahrtsregeln im Schiffsverkehr nicht im Stich lässt, hätten die Umweltaktivisten ausweichen müssen. Boote, die dem kommerziellen Fischfang nachgehen, also die Walfänger, haben Vorfahrt. Andererseits: Wenn das Walfangboot “wissenschaftliche” Interessen verfolgt, hätte wohl die Ady Gil Vorfahrt gehabt, da beides motorbetriebene Boote sind und die Ady Gil Steuerbord vom Walfänger fährt.

Generell gilt, dass alle Boote verpflichtet sind vorausschauend zu fahren um Kollisionen zu vermeiden. Das haben hier wohl beide missachtet. Über mangelnde Sponsoren oder Spendengelder können sich die Sea Shepherds scheinbar nicht beklagen. Tolles, leider jetzt kaputtes 2 Millionen Dollar teures Boot.

Kommentare (8)

  1. #1 Stefan
    9. Januar 2010

    Ist Dein Post ironisch gemeint? Dass die Walfschlächter mit Absicht über das Boot der Sea Sheperds gefahren sind, ist ja wohl keine Frage. Man kann natürlich darüber streiten, ob das nun Notwehr war oder nicht und ich will ja gar nicht pauschal den Umweltkrawallaktivisten recht geben. Ich bin kein Freund dieser Art von Protest. Der eigentliche Skandal ist aber doch, dass die Japaner unter dem Denkmantel der Wissenschaft kommerziellen Walfang betreiben. Wird der Denkmantel Wissenschaft über anderen Schwachsinn gelegt, ist hier bei den scienceblogs aber ruckzuck der Teufel los. Warum eigentlich beim Thema Walfang nicht?

  2. #2 Tobias
    9. Januar 2010

    Stefan,
    da sind wir einer Meinung.

    Aktuell gilt ein internationales Moratorium für den Walfang, wobei all Fangquoten bei 0 liegen. Ausnahmen sind 1. Für den lokalen, traditionellen Eigenbedarf 2. Für Wissenschaftliche Zwecke und 3. Bei nicht-anerkennen des Moratoriums. (Quelle: Wikipedia)

    AKtuelle Populationszahlen der bekanntesten Walarten: https://www.iwcoffice.org/conservation/estimate.htm

  3. #3 Marco
    9. Januar 2010

    Hallo,
    ich sehe auch die Schuld bei dem Kapitän des Walfangschiffes.
    Fangschiffe haben Vorfahrt, aber nur wenn sie auch tatsächlich Fischen. Sonst sind sie auch normale Motorfahrzeuge. Zudem gilt die Kurshaltepflicht und die gegenseitige Rücksichtnahme. Der Wahlfänger hat wie auf dem zweiten Video zu sehen ist auf den antriebslos liegenden Trimaran zugedreht und dann gerammt.
    Ich finde die Protestform (insbesondere Buttersäurebeutel) auch nicht in Ordnung, allerdings ist es auch eine Frechheit unter dem Vorwand der Forschung Wale zu fangen.

  4. #4 Dr. Gernot Neuwirth
    10. Januar 2010

    Laut mehreren Berichten war das gar kein Walfänger, sondern ein japanisches Begleitschiff, ein “security boat”. Vergleichbar vielleicht mit einem Bodyguard für einen Mafiaboss.

  5. #5 Stryke
    10. Januar 2010

    Na, wer zitiert als erster South Park?
    😀

  6. #6 Gluecypher
    11. Januar 2010

    Nun ja, das Japanische Schiff hat nicht aktiv gefischt (kein Netz oder sonstige Manövrierbehinderung) und ich konnte auch keine Orange Flagge erkennen. Und die Japaner kamen von Backbord. D.h. nach den international gültigen Regeln hätte das Schiff zwingend ausweichen müssen. Und wenn ich mir das 2. Video ansehe, dann scheint es so, als hätten die japaner aktiv auf die Ady Gill zugedreht, was deren Pflicht zum sog. “Manöver des letzen Augenblicks” zunichte gemacht hat.

  7. #7 Hoffmann
    13. Januar 2010

    @Marco: man kann im ersten Video am Kielwasser des Trimarans erkennen, dass dieser eindeutig seine Motoren laufen hat und nicht antriebslos im Wasser liegt.
    Weiterhin kann ich nicht erkennen, dass der Walf”anger (oder dessen Begleitschiff) aud den Trimaran zudreht. Zum einen schaukelt er zu stark aufgrund des Seegangs, zum anderen ist das Video von einem weiteren sich bewegendem Schiff aufgenommen, sodass man keinen klaren Bezugspunkt ausmachen kann.

  8. #8 Tobias
    13. Januar 2010

    Hoffmann,
    schau dir auf dem unteren Video an, wie sich die Brücke im Vergleich zum dahinterliegenden Mast des Walfängers bewegt. Da wird klar, wer hier auf wen zusteuert. So schnell kann das beobachtende Boot gar nicht vorwärts und rückwärts maneuvrieren.