Als Autor auf den ScienceBlogs ist man auch der Kritik der Kollegen ausgesetzt. Das hängt mit der verstärkten Wahrnehmung der eigenen Beiträge innerhalb des Blognetzwerks zusammen. Sind Repliken anderer innerhalb der Scienceblogs auf eigene Beiträge legitim oder geben sie nur diese verzerrte Wahrnehmung wider? Soll auf kritische Kommentare verzichtet werden, nur weil wenn man aus dem gleichen “Stall” kommt?
Die ScienceBlogs sind ja schon ein Erfolgsprojekt. Rund 30 Blogger, Wissenschaftler und Journalisten, die mehr oder weniger regelmäßig und freiwillig darüber schreiben, was sie interessant finden, und viele Leser, denen das offensichtlich gefällt, und die sich an den aufgeworfenen Diskussionen beteiligen (der hunderttausendste Kommentar ist in Reichweite).
Die allermeisten von uns Autoren hier haben vor ScienceBlogs auch schon im Internet publiziert. Ein interessantes Thema, eine ausgeprägte eigene Meinung, ein Jucken in den Fingern, und man registriert sich ein kostenloses Blog bei WordPress oder Blogger oder wie sie alle heißen, und fängt mal an seine Meinung kund zu tun. Sehr einfach.
Irgendwann kommt eine Mail von der ScienceBlogs-Redaktion, und man wird höflich gefragt, ob man sich denn vorstellen könne, auf ScienceBlogs.de weiter zu machen. Man unterschreibt einen Vertrag, in dem steht dass jeder Blogger selbst für die Inhalte verantwortlich ist und es keine redaktionelle Kontrolle gibt. Alles so wie bisher denkt man, wechselt, und freut sich über die Zunahme der Leserzahlen und über das intellektuelle Umfeld, in das man nun eingebettet ist.
Ist ScienceBlogs eine große Familie oder sind wir ein Blog-Konglomerat?
Neben dem Schreiben eigener Artikel liest man auch die Blogposts der Kollegen. Interessant, profan, gut recherchiert, schnell hingeklatscht, langweilig, witzig, kontrovers, zu kompliziert, Widerspruch einladend, trivial, alles dabei und in etwa in der gleichen Bandbreite wie bei hunderttausenden anderer Blogposts, die das Internet so bietet. Mit dem Unterschied, dass hier eben Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten schreiben.
Es gibt noch einen Unterschied: Man ist ja Teil dieses ScienceBlogs-Gebildes und identifiziert sich so mehr oder weniger stark mit den Inhalten des hier publizierten und mit der Marke ScienceBlogs.
Lange Vorrede, kurze Fragen: Wie weit soll diese Identifikation gehen? Hat man gar eine Mitverantwortung für das, was andere Autoren schreiben? Färbt der Stil und der Inhalt der Blogposts anderer Autoren auf die eigene Reputation ab? Ist ScienceBlogs eine große Familie, oder sind wir einfach ein Blog-Konglomerat mit einer zentralen Hauptseite auf der die neuesten Beiträge angeführt werden?
Wie werden die ScienceBlogs von meinen Mitautoren hier und von den Lesern wahrgenommen? Bin ich ein Autor von ScienceBlogs oder der Autor von WeiterGen? Werden wir also als individuelle Blogger wahrgenommen oder als Teil eines Projekts?
Und kann es uns nicht herzlich egal sein, was die anderen hier schreiben – genauso wie uns hunderttausede andere Blogposts in den Weiten des Internets egal sind, die nicht auf ScienceBlogs publiziert werden?
Hintergrund dieses Artikels ist die aktuelle Debatte um einen Blogeintrag von Ernst Peter Fischer, Autor des Wissenschaftsfeuilletons, der von Jörg Rings, Autor von Diax’s Rake kritisiert wurde.
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