Im SZ-Magazin wird ein neues Wundermittel angepriesen. Allen wird geholfen dank der Selbstheilungskräfte des Körpers: Unfallopfer, Diabetiker, Verbrennungsopfer, Tumorpatienten, Nervenkranken und Menschen mit Infarkt oder Schlaganfall. Es fehlen nur noch ein paar ganz und gar nebensächliche klinische Studien zur Revolution der modernen Medizin.
Durch die Stationäre Aufnahme, Fachblog für Salben-Debunking bin ich auf den Artikel “Der Wundeheiler” von Werner Bartens im SZ-Magazin gestoßen. Bartens ist leitender Redakteur im Wissenschaftsressort der Süddeutschen.
Man sollte meinen, dass nach der Regividerm-Farce der journalistische Umgang mit Wundermitteln von vorsichtiger Skepsis geprägt ist, nicht jedoch der Artikel von Bartens. In einem mit Wunderheil-Anekdoten angereicherten Beitrag (wahlweise wird das Mittel als Creme auf die Haut aufgetragen, gerne aber auch gespritzt), erklärt uns Bartens, wie der Leipziger Medizin-Professor Augustinus Bader flugs die Wundheilung revolutioniert, Unfallopfern, Diabetikern, Verbrennungsopfern und Tumorpatienten hilft, womöglich gar Nervenkranken und Menschen mit Infarkt oder Schlaganfall heilt.
Woraus besteht das Wundermittel? Bader habe die Methode und die Technik angeblich mittlerweile in etlichen Publikationen beschrieben:
Wachstumsfaktoren für das Blut sind enthalten und körpereigene Stammzellen, die aus dem Blut oder Knochenmark gewonnen werden. Andere Wachstumsfaktoren und Botenstoffe des Immunsystems, die sogenannten Zytokine, gehören auch zum Therapiemix. Zudem wird im Zuge der Therapie lokal ein Sauerstoffmangel nachgeahmt, damit der Körper sein Heilungsprogramm anwirft.
Die Selbstheilungskräfte sinds! Stammzellen, Wachstumsfaktoren, Zytokine, alles mit dabei. Publikationen von Bader gibts einen Haufen, nur klinische Studien in denen das Mittel getestet worden wäre gibt es freilich nicht. Anekdotische Berichte über Wunderheilungen dafür reichlich, genauso wie Patentanmeldungen. Und fachlich abgesichert seien die Ergebnisse; nur wie?
Im letzten Absatz des Artikels im SZ-Magazin ist neben der Werbung für das neue Buch von Werner Bartens eine Emailadresse angegeben, unter der bei Interesse mehr Informationen zum Wundermittel anfragbar sind. Ich habe eine Mail abgeschickt, mal sehen ob ich eine Antwort erhalte. Die Stationäre Aufnahme wartet bereits seit Anfang der Woche.
Guten Tag,
mit Interesse habe ich den jüngsten Artikel im SZ-Magazin “Der Wunderheiler” gelesen. Ich schreibe ein Wissenschaftsblog auf ScienceBlogs.de und würde meinen Lesern gerne mehr über den Wirkmechanismus des beschriebenen Wundermittels erklären. Ich bin in den Publikationen von Prof. Bader dahingehend leider nicht fündig geworden. Bitte verweisen Sie mich doch auf veröffentlichte wissenschaftliche Literatur, in der die molekularen und biochemischen Grundlagen des angepriesenen Therapeutikums erklärt werden. Ist Sanamander der Name, unter dem das Mittel vermarktet werden wird?
Mit freundlichen Grüßen
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