Die KAUST bietet ungewöhnliche Lebens- und Forschungsbedingungen. Es gibt noch andere Gründe außer Geld, luxuriöse Freizeitbeschäftigungen und toll ausgestattete Labore warum Forscher sich hier bewerben.
Die KAUST steht auf einem 36 Quadratkilometer großen Areal 80 Kilometer nördlich von Jeddah, der zweitgrößten Stadt Saudi-Arabiens. Die Uni ist seit neun Monaten offiziell eröffnet. Voll besetzt ist sie Heimat für rund 20 000 Wissenschaftler, Doktoranden, Studenten und andere angestellte der KAUST. Die meisten Labore sind noch nicht fertig eingerichtet und es sind Semesterferien, der Campus ist also fast leer mit knapp 2000 Menschen die zur Zeit hier wohnen.
Die Anlage ist sehr modern, auch architektonisch, und durch ihre schiere Größe beeindruckend. Alles wurde innerhalb von zwei Jahren gebaut, alles ist weitläufig, luftig (soweit das bei 40 Grad im Schatten möglich ist) und groß.
Die Uni hat einen eigenen Hafen, einen 9-Loch Golfplatz mit kostenloser Mitgliedschaft, vier Moscheen ein Stadion und mehrere Sportplätze, ein Krankenhaus, Kinderkrippen, Schulen, Cafés, Läden, ein Kino, natürlich eine Bibliothek, Hörsäle, eine große und schöne Kantine und Wohnhäuser für Angestellte, Studenten, Doktoranden, Post-docs und Dozenten.
Ein Doktorand hier verdient in einem Jahr etwa so viel wie ich in drei Jahren während meiner Promotion verdient habe. Wer promoviert, hat eine eigene 100 Quadratmeter Wohung. Postdocs bekommen eine komplett eingerichtete Doppelhaushälfte gestellt.
Man kann nachvollziehen, warum sich Wissenschaftler hier bewerben: Eine technische Ausstattung der Spitzenklasse und ausreichend Gelder um die ersten Jahre sorglos zu forschen; Luxuriöse Freizeitangebote und ein gehobener Lebensstil mit einem sehr guten Gehalt.
Es sind nicht nur pragmatische Gründe, die für die Attraktivität der KAUST verantwortlich sind. Die Forscher finden hier eine sehr moderne Uni in einem internationalen Umfeld. Die Lage der Kaust direkt am Roten Meer ist gerade für die Meereswissenschaften ein wichtiger Standortvorteil.
Uli Stingl, Professor an der KAUST und mein Gastgeber hat noch andere Gründe hier zu forschen: Wenn ein Land wie Saudi-Arabien sich eine solche Einrichtung wie die KAUST leistet, sei es aus Prestigegründen oder um an Alternativen für die Zeit wenn das Öl zur Neige geht zu forschen, dann ist das eine Initiative, die Unterstützung verdient hat.
Während jeder Wissenschaftler in der Welt die Chance hat, sein Forschungsfeld ein bisschen zu verändern, sind die Wissenschaftler hier Teil von etwas, das nachhaltig für politische Veränderung in diesem Land sorgen kann. Momentan ist die KAUST von der Gnade und den Geldern des Königs abhängig. Mit jedem publizierten Paper von hier, mit jedem erfolgreich beantragten internationalen Grant, mit jedem Fortschritt in der Forschung macht sich die KAUST unabhängiger und gleichzeitig unverzichtbarer für Saudi-Arabien.
Die Forscher hier sehen sich also mitnichten als Handlanger eines repressiven Systems, sondern als Teil einer Keimzelle für freiheitliche Werte, die in diesem Staat sonst nicht viel gelten. Das klingt idealistisch. Für Pioniere ist Idealismus wohl schon immer ein wichtiger Motivationsgrund gewesen.
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KAUST und draußen
Flug in den goldenen Käfig
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