Ich bin an der KAUST in Saudi-Arabien angekommen. Die Uni ist durch Straßensperren vom Rest des Landes abgeriegelt. Gegensätze zwischen drinnen und draußen, die vor allem für Frauen direkt spürbar sind.
Ich bin an der KAUST angekommen. Mit Lufthansa über Frankfurt nach Jeddah geflogen, auf dem Rollfeld nach der Landung an einem neuen A380 vorbei gefahren, in der Ankunftshalle von einem Repräsentanten der Uni in Empfang genommen und an den Schlangen vor der Passkontrolle vorbeigeschleust worden.
Ich bin nicht alleine sondern werde mit fünf anderen Teilnehmern des Symposiums Integrative Microbial Ecology in einem weißen, klimatisierten GMC an die KAUST gefahren. Das Auto sieht aus wie die moderne Version des A-Team Vans.
Das Uni-Areal ist durch zwei bewachte Eingangssperren hermetisch von der saudischen Außenwelt abgeriegelt. Dazwischen liegt das Besucherzentrum, an dem wir unsere Pässe abgeben und Besucherausweise bekommen. Die Sperren sind Symbol für die Gegensätze, die hier aufeinander prallen und sind Ausdruck der Angst vor Anschlägen von Fundamentalisten, die durch die KAUST ihr heiliges Land besudelt sehen.
Während Frauen außerhalb die Abaya tragen müssen, also ein Gewand, das Knöchel und Handgelenke bedeckt, können Wissenschaftlerinnen innerhalb des Areals sich westlich kleiden. Frauen dürfen in Saudi-Arabien keinen Führerschein machen, auf dem Campus können sie Auto fahren. Im Rest des Landes ruht das Leben fünf Mal am Tag zur Gebetszeit, an der KAUST bleiben die Läden den ganzen Tag offen. Studentinnen und Studenten besuchen gemeinsam die gleichen Kurse, im Rest des Landen sind Frauen und Männer streng voneinander getrennt und Frauen dürfen sich ohne “Vormund” nicht frei bewegen.
Kompromisse werden auch an der KAUST gemacht. Die Wände der Räume für Meetings und der Labore sind größtenteils aus Glas. Das ist nur zum Teil architektonischen Vorgaben geschuldet. Viel wichtiger ist, dass es dadurch zumindest so aussieht, als wären Frauen und Männer nicht gemeinsam in abgeschlossenen Räumen, sondern nur durch Glaswände von der Öffentlichkeit getrennt. Studentinnen und Studenten wohnen auch auf dem Campus nicht zusammen in den gleichen Häusern.
Die Gegensätze zwischen innen und außen wirken sich auf das Leben der Studenten und Angestellten der KAUST aus. Jim Luyten, Direktor des Red Sea Research Center erzählte mir heute morgen, einer der häufigsten Sätze der ersten Monate wäre gewesen: “You won’t believe what happened to me today!”.
Julia und Gerrit nehmen beide an dem Symposium hier teil. Beides sind Meeresbiologen. Sie haben lange nach passenden Stellen für die Doktorarbeit gesucht, und während Julia in Woods Hole in den USA promoviert, ist Gerrit hier seit kurzem mit seiner Promotion beschäftigt. Julia und Gerrit haben geheiratet. Sonst wäre es ihr nicht möglich gewesen, Gerrit an der KAUST zu besuchen. Alleinstehende Frauen erhalten kein Visum für Saudi-Arabien.
Morgen fahren wir alle mit dem KAUST-eigenen Tauchboot aufs Rote Meer zu einem dieser unberührten Korallenriffe. Mir wollen uns ein Bild der Lage machen. Es ist schließlich ein Symposium der Meereswissenschaften. Wer tauchen will kann tauchen, die Ausrüstung wird komplett gestellt.
Foto: “Beakon of Knowledge” im Hafen der KAUST
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