Die Vuvuzelas kommen in der öffentlichen Berichterstattung nicht gut weg. Sie stören die Spieler auf dem Rasen und die Zuschauer zu Hause vor penetrant summenden Fernsehgeräten. So ist eben eine WM.
Dies ist ein Gastbeitrag von Ulf Kaschl.
Was von Dezibel-Enthusiasten zunächst zur südafrikanischen La Ola gekürt wurde, machte schnell Negativschlagzeilen: Die Vuvuzela. BILD spricht vom Tröten-Horror, Fußballkommentatoren jammern, dass sie das eigene Wort nicht verstünden, und in Blogs schäumt der Hass und in Internetforen wird Stimmung gemacht.
Mit deutlicher Verunsicherung im Blick fragte eine ARD Journalistin nach dem Eröffnungsspiel drei schwarze Zuschauerinnen, ob das hier nicht doch ‘ziemlich laut sei?’
“YES, ITS SO MUCH FUN!!!” lachten diese zurück, warfen ihre Köpfe in den Nacken und zeigten angespitzte Eckzähne. Africa is loud, das hat wohl inzwischen jeder begriffen. Und diese WM ist ziemlich anders als die deutsche Version des Spektakels vor vier Jahren.
Zugegeben, Ohrstöpsel machen durchaus Sinn, wenn mehrere Vuvzelas zusammenkommen. 123,9 dB sind in Düsenjet-Lautstärke. Und ja, die traditionsreichen Fußballchöre der Europäer werden in Südafrika auf weiten Strecken überstimmt. Das Recht des Lauteren.
Und dass das Gesumme in der Fernsehübertragung wie ein gereizter Wespenschwarm auf Zwetschgenkuchenjagd klingt, ist tatsächlich doof. Die Fernsehanstalten sind in Gesprächen mit der HBS (Bild- und Tonproduktionsfirma der FIFA, von der die Sender das WM-Signal -Ton und Bild- abnehmen) um eine Linderung oder Lösung des Lärmproblems in den Stadien zu finden. Schallgeschützte Reporterkabinen gäbe es in den südafrikanischen Stadien nicht.
Andere Länder, andere Sitten, andere Fußballgepflogenheiten. Wer die Vuvuzelas verbieten will, hat das nicht verstanden. Zu Welmeisterschaften gehörten schon immer die Bedingungen vor Ort: der Zustand des Rasens, die Zeitumstellung, das Wetter. Und der Heimvorteil. Und wenn die südafrikanische Mannschaft die Zeichensprache gut beherrscht, äußert sich dieser wohl hauptsächlich durch die eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten der anderen Trainer und der gegnerischen Teams auf dem Platz.
In Afrika ist die Vuvuzela übrigens schon lange nicht mehr wegzudenken, nicht nur aus den Stadien, auch aus Kirchen und bei jeder öffentlichen Kundgebung. Die Vuvzela (aus Aluminium) wurde angeblich in Südafrika erfunden. Deshalb: Wer von den Horrotrompeten nicht weggeblasen werden will, tut gut daran, für die Dauer dieser WM mit den Afrikanern zu feiern.
Ansetzen, tief Luft holen, und pusten, was die Lunge hergibt!
Aweeeeeethu iAfrika!
Bilder: Axel Bührmann via flickr cc-Lizenz
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