Der Audiovisuellen Wahrnehmungsförderung (AVWF) nach Ulrich Conrady wird auf Spiegel Online in Form eines Interviews eine Werbeplattform geboten. Conrady behauptet mit seiner Methode auf neuronale Schaltkreise einzuwirken, biologische Prozesse zu aktivieren und Blockaden zu lösen. Anekdoten von Erfolgen eingeschlossen. Gibt es irgend einen Beleg, dass diese Methode funktioniert?
Spiegel Online bietet heute ein Interview mit dem Lerntherapeuten Ulrich Conrady. Conrady preist die von ihm entwickelte “Audiovisuelle Wahrnehmungsförderung” an. Von der Website:
Mit der AVWF-Methode von Ulrich Conrady werden Schallwellen in einem Musikstück so verändert, dass sie das autonome Nervensystem stimulieren und wieder in Balance bringen. […] Es klingt fast zu einfach, aber im Unterbewusstsein werden dabei biologische Prozesse aktiviert die ein leistungsförderndes Gleichgewicht wiederherstellen.
Aus dem Interview in Spiegel Online:
Eine mentale Bremse lässt sich auch nicht durch Sprache lösen, sondern allein durch Neuro-Coaching, also Stimulation oder Beruhigung bestimmter Nerventeile sowie das Einwirken auf neuronale Schaltkreise.
Stimulation des autonomen Nervensystems, Balance, Aktivierung biologischer Prozesse, Gleichgewicht, Neuro-Coaching, plus anekdotisches von Abstieg von Hertha BSC und Erfolgen von einer Biathletin. Gibt es wenigstens eine wissenschafliche Publikation, in der versucht wird irgend etwas von der behaupteten Wirksamkeit nachzuweisen? Beispielsweise dass grosse Kopfhörer weniger steressen als kleine?
Die Ohrmuschel hat die Aufgabe, den Schall zu modulieren. So gelangen tiefe Frequenzen außen aufs Trommelfell und hohe in der Mitte. Mit Stöpseln landen alle Frequenzen dagegen querbeet auf dem Trommelfell, was das Gehirn nicht ohne erheblichen Stress verarbeiten kann – Stress hoch drei.
Lächerlich. Weder die Webseite zur Audiovisuellen Wahrnehmungsförderung noch eine Pubmedsuche nach Ulrich Conrady liefert logischerweise irgendeinen Anhaltspunkt für eine wissenschaftliche Untersuchung dieser AVWF-Methode. Dafür gibts Filmchen mit Anekdoten und unkritische Presseberichte.
Das tolle Werbeinterview ist in der Sportrubrik von SpOn erschienen. Nicht so aber vorgestern ein unkriktischer Artikel zur Wirksamkeit von Akupunktur bei Kindern mit Fehlsichtigkeiten. Das war in der Wissenschaftsrubrik. Hier eine kritische Analyse des selben Artikels von sciencebasedmedicine. Schall und Wahn, Wunsch und Realität. SpOn unterbietet sich selbst.
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