Was an der Puerta del Sol in Madrid seinen Anfang nahm, ist auch in Barcelona angkommen. Die Menschen demonstrieren. Der Placa Catalunya am Kopfende der Ramblas ist zum Revolutionsdorf und -zentrum umfunktioniert worden.
Menschen campieren in improvisierten Zelten, an Ständen wird Informationsmaterial verteilt, Banner mit politischen Botschaften sind aufgehängt, am Rand des Platzes steht eine Reihe Dixi-Klos für die “Indignats”, die “Empörten”, die dort nächtigen.
Die Demonstrationen laufen friedlich ab – bis gestern morgen die lokale Polizei in einem Versuch den Platz zu räumen die Schlagstöcke ausgepackt hat. Das Video unten zeigt die Aktion, derzeit haben es fast ein halbe Million über eine Million Menschen gesehen.
Die Ziele der Demonstranten zusammenzufassen ist nicht ganz einfach. Es ist die Summe mehrerer Faktoren, die zur aktuellen Frustration akkumulieren und jeden Abend dazu führen, dass sich Tausende zum Placa Catalunya aufmachen:
Ich bezahle ihn (den Staat) und er schlägt mich
- Im Zuge der Finanzkrise kam es zu staatlichen Kürzungen; diese werden auch auf lokaler Ebene durchgesetzt, obwohl der katalanische Präsident Mas vor seiner Wahl zugesichert hat, dass es keine weiteren Kürzungen mehr geben werde. Direkt betroffen ist vor Allem der öffentliche Sektor, beispielsweise hat im April medizinisches Personal gegen Kürzungen der Gehälter und der Gesundheitsleistungen demonstriert.
- Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Banken, die als Verursacher der Krise wahrgenommen werden, weiter hohe Boni an ihre Mitarbeiter auszahlen. Die Banco Santander, eine der großen nationalen Banken, hat letztes Jahr Rekordgewinne gemacht.
- Die Demonstranten fordern eine Reform des Wahlrechts und mehr Mitbestimmung. Derzeit werden beide Häuser aufgrund der Ergebnisse in den Einzelprovinzen gewählt. Das führt zu einem Ungleichgewicht und wohl zu einer Unterrepräsentation kleiner Parteien im Parlament.
Gestern Abend wurde auf dem Placa Cataluny wieder friedlich demonstriert. Ich habe hier noch ein Video und ein paar Bilder eingebunden, die ich geschossen habe, und die einen Eindruck von den Demonstrationen vermitteln sollen. Hoffentlich bleibt es heute Abend nach dem Champions-League Finale, wenn der FC Barcelona gegen Manchester spielt, auch so friedlich. Die Anhänger der “Culès” feiern traditionell nur 200 Meter vom Placa Catalunya entfernt.
Paul Ingendaay berichtet auf seinem Blog “Sanchos Esel” aus Madrid über die Indignados: Erster Artikel, zweiter Artikel.
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