Vor ein paar Wochen habe ich eine Statistik zu Publikationszahlen genutzt und zu zeigen, welche Wissenschaftsdisziplinen in Deutschland über durchschnittlich gut (Astronomie, Physik) und unterdurchschnittlich schlecht publizieren (Sozialwissenschaften). Trotz der Erklärungsversuche in den Kommentaren sind die Gründe dafür immer noch nicht klar identifiziert.
Die Analyse geht weiter. Hier verwende ich andere Publikatioszahlen von Thomson Reuters für einen internationalen Vergleich der wissenschaftlichen Produktivität der letzten zehn Jahre. Die Analyse ist beschränkt auf die zwanzig Länder mit den meisten Publikationen, zusätzliche Daten wären kostenpflichtig gewesen.
Abbildung 1 macht deutlich: Die USA liegen mit 2.97 Millionen Publikationen in den letzten 10 Jahren unangefochten and er Spitze des Rankings. Deutschland folgt hinter Japan auf Platz drei mit rund 763 000 publizierten Artikeln. Wie schon im letzten Blogpost geklärt: Es werden auch nationale Wissenschaftsmagazine in das Ranking mit einbezogen, aktuell also rund 750 deutschsprachige Journals. Die Summe der Publikationen der neun in der Top-zwanzig gelisteten EU-Staaten ist übrigens um 16% höher als die Anzahl der Papers aus den USA – die EU ist also ein kompetitiver Wissenschaftsraum. Klick auf die Abbildung öffnet das Diagramm grösser und in einem extra Fenster.
Eine Analyse der Publikationszahlen gewichtet nach der Einwohnerzahl der berücksichtigten Länder ergibt eine interessante Schlussfolgerung (Abbildung 2): Die durchschnittliche Anzahl der Zitierungen, die Publikationen eines Landes erfahren, also die Qualität der Papers, wenn man so möchte, korreliert deutlich (Pearson: 0.88) mit den nach Einwohnern gewichteten Publikationszahlen. Im direkten Vergleich mit den USA (grüner Punkt) schneidet Deutschland (roter Punkt) hier trotzdem schlechter ab. Bei etwa gleichem relativen wissenschaftlichen Output (9.3 und 9.5 Papers pro 1000 Einwohner über die letzten 10 Jahre) werden Papers aus den USA im Durchschnitt 20% häufiger zitiert. Die Schweiz ist hier übrigens in beiden Sparten weltweit Spitzenreiter.
Viel hilft also viel, oder wenn ein Staat einen hohen wissenschaftlichen Output hat steigt gleichermassen der Impact der Veröffentlichungen. Warum diese Korrelation zwischen Quantität und Qualität besteht kann hier gerne diskutiert werden. Klar ist jedoch: Der Staat kann also bei Investitionen in Wissenschaft und Forschung eigentlich gar nichts falsch machen.
Die Originaldaten sind hier online und hier als google Spreadsheet inklusive der Bevölkerungszahlen (von Wikipedia) zugänglich.
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