Ich habe letzte Woche für ein paar Doktoranden am Institut an dem ich beschäftigt bin ein Seminar gehalten. Es sollte eigentlich ein Literaturseminar werden, in dem eine aktuelle Veröffentlichung besprochen wird. Das eigentliche Thema wurde aber zur Nebensache, der Inhalt der Veranstaltung war die Frage wie man am besten mit wissenschaftlicher Literatur umgeht. Also: Wie liest man schnell und effektiv Papers und wie verwaltet man Literaturreferenzen.
Zur ersten Fragem ist kürzlich erst ein Artikel im Uncertain Principles Blog erschienen. Ausführlich wird dort erklärt, wie Papers aufgebaut sind und wie man schnell das findet was man sucht. Ein paar Aussagen dieses Artikels möchte ich hier dennoch hervorheben: Es ist wichtig bevor man anfängt zu lesen, sich darüber im klaren zu sein, was man sucht. Als erstes liest man den Abstract – und wenn dann nicht klar ist worum es geht: nochmal den Abstract lesen. Für das weitere Verständnis der Veröffentlichung lässt man sich am besten von den Abbildungen und deren Beschriftungen leiten.
Letztendlich entwickelt aber wohl jeder im Lauf der Zeit einen eigenen Stil um den Inhalt von Veröffentlichungen schnell zu verstehen. Ausserdem hängt die Art ein Paper zu lesen mit dem Zweck zusammen, den die Lektüre hat. Bereitet man ein Paper für einen Journal Club vor? Sucht man eine Referenz, die eine Aussage in einem eigenen Manuskript stützt? Möchte man eine Methode etablieren, die in einer Publikation beschrieben ist? Für jeden dieser Fälle wird man das Paper anders lesen, manchmal ist es auch angebracht direkt den verantwortlichen Autor zu kontaktieren.
Über die Suche nach passender wissenschaftlicher Literatur habe ich hier im Blog schon mal was geschrieben. Wichtig ist, bei der Fülle der gelesenen Publikationen den Überblick zu behalten, schnell zu finden, was man schon mal gelesen hat und komfortabel auf gespeicherte Literatur zugreifen zu können. Für die eigene Produktivität ist es weiter wichtig, Literaturzitate einfach in eigene Manuskripte einbinden zu können. Es gibt verschiedene Anbieter für Literaturdatenbank-Software und für Web-basierte Lösungen, die diese Punkte unterschiedlich gut und zuverlässig abdecken:
Am weitesten verbreitet ist wohl Endnote, eine kostenpflichtige Software, mit der Literatur gemanaget werden kann und die mit einem Plugin das einfache Einbinden von Literaturzitaten in Word-Dokumente ermöglicht. Aus Endnote können direkt Literaturdatenbanken wie Pubmed durchsucht werden und Literaturreferenzen können mit einem Klick in die eigene Datenbank eingepflegt werden. Die Software bietet eine Fülle an “Output-Styles”, mit denen die Zitierungen im Text und die Literaturliste des eigenen Manuskipts schnell an die Standards unterschiedlicher Journals angepasst werden können. Verwandt und vom gleichen Anbieter ist Reference Manager.
Mendeley ist ein ernsthafter Konkurrent für Endnote. Literatur kann einfach aus dem Browser per Klick der eigenen Online-Datenbank hinzugefügt werden, und ist so von überall zugänglich. Mendeley bietet ausserdem eine lokal installierbare Software an, die ebenso wie Endnote ein Plugin für Word bietet um Literaturreferenzen einfach in eigenen Manuskripten zu zitieren. Weiter können gespeicherte pdfs von der eigenen Festplatte in die Mendeley-Datenbank eingepflegt werden (und mit der Web-basierten Version synchronisiert werden). Die voll funktionsfähige Basisversion von Mendely mit einem 500 MB Datenbanklimit st kostenfrei.
Weitere Lösungen zur Verwaltung von Literatur bietet zum Beispiel das komplett Web-basierte Zotero, das über ein einfaches Browser-Plugin läuft und, wie Mendeley, ebenfalls pdf Dateien den Datenbankeinträgen zuordnet. Im iTunes-Stil verwaltet Papers die gespeicherten Publikationen. Das sieht nicht nur schön aus, das ist auch praktisch. Inklusive der Apps für iPad und iPhone.
Die hier vorgestellten Lösungen geben keinesfalls einen erschöpfenden Überblick über alle vorhandenen Lösungen für das Mangement von wissenschaftlicher Literatur. Martin Fenner hat in seinem Blog noch andere verglichen. Seine graphische Darstellung hilft bei der Auswahl, vor allem bezüglich der eigenen spezifischen Anforderungen (Windos, Mac oder Linux? Word, open office oder LaTeX?).
Wer wissenschaftlich arbeitet muss sich unabhängig vom verwendeten Betriebssystem und der Textverabeitungssoftware mit Literaturmanagement auseinander setzen. Manchmal sind es dann weniger die eigenen Vorlieben, sondern einfach Kompatibilitätsgründe mit anderen Mitautoren, die einen zwingen, eine bestimmte Lösung zu verwenden.
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