Das Hauptthema war das gleiche wie seit Jahren in den Blogs. In der Session zu “Open research and education” auf dem Open Knowledge Festival in Helsinki wurde viel über Open Access diskutiert, also um den kostenlosen Zugang zu wissenschaftlicher Literatur für alle, im Idealfall mit damit verbundenen Rechten, die Daten weiter verwerten zu können.
Selbstverständlich ist Open Access wichtig und die Kritik an dem Geschäftsgebaren der großen, kommerziellen Wissenschaftsverlage angebracht: Es ist nicht ersichtlich, worin genau die Wertschöpfung der Verlage besteht, um die horrenden Abopreise für Wissenschaftsmagazine zu rechtfertigen. Das hier keine wirksamen Marktmechanismen greifen, ist unter anderem an der Breite der Preise für Einzelartikel der Verlagshäuser ersichtlich (Abbildung unten). Wenn sich Teilnehmer einer Konferenz zu Open Date gegenseitig vom Nutzen von Open Access überzeugen wollen, gleicht das allerdings dem Einrennen offener Türen, wie einer der Teilnehmer in einer der Diskussionsrunden kritisch anmerkte.
Wie Open Data den Wissenschaftsbetrieb beeinflussen kann, wurde an zwei weiteren Beispielen versucht aufzuzeigen. Ein Labor in Australien führt öffentliche Laborbücher im Wiki-Format. Inititativen wie Figshare fungieren als frei zugängliches Repositorium für wissenschaftliche Daten mit Fokus aus deren visuelle Darstellung, sei es als Abbildung, Animation oder Video. In wie weit diese sicher sehr löblichen Ansätze Spielerei einiger Idealisten bleiben oder tatsächlich beeinflussen, wie wir in Zukunft Wissenschaft betreiben, publizieren und kommunizieren, ist von der Reform der gängigen vertraglichen Rahmenbedingungen hinsichtlich des geistigen Eigentums der Forschungsergebnisse abhängig – und nicht zuletzt von den Geschäftsmodellen und Finanzierungsmöglichkeiten der Open Data Bewegung.
Ich würde mir wünschen, dass bei kommenden Konferenzen zur Rolle von Open Data in der Wissenschaft noch andere, dringendere Aspekte thematisiert werden: Wie und wo werden wissenschaftliche Datensätze standardisiert gespeichert und frei zugänglich, so dass diese auch langfristig und ohne Qualitätsverlust interpretierbar bleiben? Wie können komplexe Daten visualisiert werden, so dass auch nicht-Experten von wissenschaftlichen Ergebnissen profitieren können?
Ben Goldacre beschreibt in seinem neuem Buch Bad Pharma wie pharmazeutische Unternehmen Ergebnisse von Patientenstudien unterschlagen, die nicht den gewünschten Effekt zeigen (ein Auszug hier im Guardian). Es wird nur publiziert, was der Marketingstrategie entspricht. Das ist doch ein Thema wie gemacht für Open Data: Open Pharma. Der direkte Nutzen für Patienten (und Ärzte) ist offensichtlich.
Kommentare (2)