Ich bin wirklich überrascht, so viele negative Kommentare zu dem Friedensnobelpreis für die EU zu lesen. Der Preis wurde für die Förderung des Friedens und der Versöhnung, der Demokratie und Menschenrechte in Europa vergeben. Was ist denn daran falsch? Aber ich verstehe schon, es ist natürlich einfacher auf die EU zu schimpfen, als selbstgemachte Finanzkrisen in den Griff zu bekommen.

Eines der Hauptargumente der EU-Befürworter ist ja, dass in der EU seit 60 Jahren Frieden herrscht. In historischen Dimensionen offenbar eine lange Zeitspanne. Ich habe dazu gerade nach genaueren Informationen gesucht – die Liste mit europäischen Konflikten auf Wikipedia ist lang. Und es sind auch viele seit Ende des zweiten Weltkriegs dabei.

Die Liste ist natürlich wichtig und sicher auch komplett, aber anschaulicher wäre eine Infografik, in der die europäischen Konflikte (vielleicht auch nur die Kriege) dargestellt wären. Letzte Woche habe ich hier ein paar tolle Infografiken vorgestellt, warum also nicht eine für die Kriege in Europa anfertigen? Ich habe eine Idee: Ich biete 100 Euro für die beste Infografik zum Thema historische Konflikte in Europa. Einzige Bedingung: Sie muss mit D3 angefertigt werden. Schon Hans Rosling meinte in einem seiner Talks: If you know how to programme Java Script and D3 you will have a job in the future.

Ich stelle schon mal eine unabhängige Jury für die Wahl zusammen. Eventuell Peter Vanhee von Open Consortium und Tapio Nurminen von Flo Apps. Wer zu den 100 Euro noch was besteuern möchte, kann sich natürlich auch gerne bei mir melden. Einsendeschluss ist der 13. November.

 Das “Cartogramm” oben stammt von hier.

 

 

Kommentare (21)

  1. #1 ulf kaschl
    stuttgart
    12. Oktober 2012

    Sehr schöne Idee.

  2. #2 Chris
    12. Oktober 2012

    Heute von @fatmike182 in die timeline gespült bekommen:

    https://www.conflicthistory.com/

    nicht ganz das gesuchte, aber dennnoch ganz gut ^^

  3. #3 Tobias Maier
    12. Oktober 2012

    Danke Chris, habe ich auch gesehen. Ist aber nicht EU-spezifisch 🙂

  4. #4 Stefan W.
    13. Oktober 2012

    a) Der Preis soll an eine Person vergeben werden. Die EU ist keine Person.
    b) … für besondere Leistungen im letzten Jahr. Im letzten Jahr war die EU nicht sonderlich aktiv für den Frieden. c) Frieden untereinander ist in der Tat ein Erfolg. Wie sieht es mit dem Asylrecht aus? Schotten wir uns da nicht als EU immer mehr ab? d) Was ist mit den Bürgerrechten? Wieso wird seitens der EU etwa Druck bei der Vorratsdatenspeicherung gemacht, während in vielen Ländern verfassungsrechtliche Bedenken bestehen?

  5. #5 Florian Freistetter
    13. Oktober 2012

    @Stefan W: a) und b) werden seit Jahrzehnten vom Komitee ignoriert.

  6. #6 Marc
    13. Oktober 2012

    @Stefan W: a) und b) siehe Florian.

    c) und d) sind ein gutes Beispiel dafür, wie man durch Dialog Lösungen erreicht. Mit dem Asylrecht haben wir hier vor Ort weniger Probleme als am Mittelmeer, aber deren Probleme sind auch unsere Probleme. So lässt sich zumindest ein Lastenausgleich herbeiführen. Alternativ hätten wir keine EU und ließen die Mittelmeerländer mit den Booten allein – schlecht für alle, Flüchtlinge eingeschlossen. Dito mit den Bürgerrechten, auch hier müssen wir verschiedene Rechtskulturen irgendwie sinnvoll angleichen, wenn wir als Ganzes weiterkommen wollen – in der Hoffnung, dass es langfristig mehr als die Summe seiner Teile wird.

    Schlussendlich sehe ich auch den engeren Kontext mit Frieden i.e.S. nicht, ebensowenig wie mit der Schuldenpatsche, etc.

  7. #7 Andreas
    Berlin
    13. Oktober 2012

    prima Idee

  8. #8 apocalypse2012
    13. Oktober 2012

    Der erste Nationalist war Martin Luther (bzw. das „auserwählte Volk“), wogegen sich schon Montaigne wehrte:
    “Ich habe schon genug mit meinem Menschsein zu tun. Warum muss ich denn auch noch Franzose und Calvinist (etc.) sein?” (Michel de Montaigne).

    Wenn also jemand behauptet, er sei “Jude” oder “Deutscher” oder „Europäer“ (etc.), so ist er letztlich “selber schuld” − oder hat einfach den Montaigne (16.Jh.) nicht gelesen…

    Und dieser Hypernationalismus („Blockdenken“ der EU) kriegt heute 2012 den Friedensnobelpreis… Da waren die alten Römer mit ihrem Weltreich schon sehr viel weiter (und hatten noch eine Vielfalt der Religionen – heute hängt ja alles nur noch vom Judentum ab: Christen, Muslime, Kapitalisten, Kommunisten, Nazis etc. etc.)

  9. #9 std
    14. Oktober 2012

    Was war vorher, Frieden oder die EU – eine Frage nach Henne und Ei. Ich sage die Eu ist ein Symbol für unseren Frieden, aber sie hat selbst nichts dazu beigetragen. Man hätte den Preis genauso gut der europäischen Bevölkerung verleihen können. Es ist so wie wenn ich vom Kind zum Jugendlichen und zum Erwachsenen werde, (ein natürlicher Prozess, man könnte ihn nicht einmal aufhalten wenn man möchte) – und dann wird der Direktor meiner Schule, mein Vater, oder mein Arbeitgeber dafür ausgezeichnet dass ich ein Erwachsener bin. Naja….

    Nach Jahrhunderten blutiger Kriege haben wir es geschafft seit 6 Jahrzehnten uns nicht die Köpfe einzuschlagen. Toll! Der kleine Tommi bekommt einen Keks weil er seit einer Woche nicht mehr ins Bett macht.

  10. #10 para
    14. Oktober 2012

    @std

    Ich sage die Eu ist ein Symbol für unseren Frieden, aber sie hat selbst nichts dazu beigetragen.

    Eine Begründung dieser Aussage wäre nicht schlecht gewesen.
    Vergleicht man mal die EU mit ASEAN, der Afrikanischen Union oder den USA, dann ist die EU ein Erfolgsmodell. Nicht nur für Frieden, sondern ebenso dafür wie Länder verschiedener kulturen mireinander kooperieren um einen ähnlichen Wohlstand zu erreichen und dennoch ihre kulturellen Wurzeln zu wahren.

  11. #11 std
    14. Oktober 2012

    wie ich verdeutlicht habe ist es die Frage nach den wahren Ursachen (die immer in der Gesellschaft und den Menschen liegen) im Gegensatz zu äußeren daraus entstehenden Erscheinungen wie Organisationen oder Institutionen. Die Institution der EU ist eine äußere Erscheinung und Folge jahrhundertelanger gesellschaftlicher Reife- und Aufklärungsprozesse. Und ja, verschiedene Erdregionen befinden sich in unterschiedlichen Stadien und Situationen in ihrer gesellschaftlichen Entwicklung. Wenn es dafür einen Preis gibt, schön. Die EU ist das Resultat unserer Bereitschaft für Frieden – nicht umgekehrt. Ich sehe es als Auszeichnung für Europa, nicht die EU im engeren Sinne, ein feiner Unterschied.

  12. #12 Tobias Maier
    14. Oktober 2012

    std,
    es ist aber eine Auszeichnung für die EU, und wenn du dir die Konfliktliste oben im Text verlinkt anschaust, vor allem jene nach dem zweiten Weltkrieg, wird vielleicht klar, warum nicht “Europa” den Preis bekommen hat, sondern die EU.

  13. #13 std
    14. Oktober 2012

    @Tobias
    Nein, es wird aus der Liste nicht klar warum die EU den Nobelpreis gewonnen hat, weil aus ihr nicht hervorgeht was sie in den Konflikten geleistet hat. Suggerierst du, dass es an der EU liegt dass wir – hauptsächlich in West- und Mitteleuropa – weitgehend friedlich leben, und dass es in Osteuropa Konflikte gibt, weil sie nicht Teil der EU sind? Das nennt man das Pferd von hinten aufzäumen…

  14. #14 para
    14. Oktober 2012

    @std

    wie kommst das du alle Verträge der EU so rigeros ignorierst, wo doch genau diese es sind, die (grob) einen einheitlichen Wohlstand durch Kooperation möglich bzw. deutlich effizienter gemacht haben ? Sicher wäre es auch ohne die EU in Europa friedlich, allerdings wäre der Zusammenhalt der Staaten untereinander wohl eher deutlich schwächer.

  15. #15 threepoints...
    14. Oktober 2012

    @ Stefan W. 13. Oktober 2012 &
    std 14. Oktober 2012

    Zu a) es sind offenbar auch juristische Personen berechtigt…

    zu b) Oh doch war die EU im letzten Jahr für den “Frieden” aktiv. Man erfährt dafür nur nicht genaueres in den Medien. Dabei hatte es zumindest indirekt mit dem arabischen Frühling zu tun. (Für den “Frieden” aktiv zu sein bedeutet, möglicherweise den Krieg zu verhindern – um “jeden” Preis…!)
    Zu c) Asylrecht, Bürgerrecht, Vorratsdatenspeicherung hat mit krieg nun gar nichts zu tun. Noch in der totalitärsten Diktatur kann frieden herrschen – oder wird gerade deswegen kein Krieg in diesem Sinne sein.

    Will damit sagen, dass der Frieden in der EU um einen hohen Preis erzwungen sei. Offenbar liess sich das Problem nicht anders lösen. Man möge erklären, dass Krieg einen höheren Preis kostete. Aber der Krieg war ein Teil des Preises, der für diesen Frieden in Europa bezahlt wurde. Ohne diesen Krieg gäbe es den Frieden nicht, wie wir ihn heute wahrenhmen. Aber der Hauptteil des Preises ist neben und nach dem Krieg unsichtbar bezahlt worden und hat noch mehr Menschenleben gekostet und noch viel mehr Menschen ihre (alternative) Existenz.
    Und wer diesen Frieden zu hoch leben lässt und allen Lobes dafür ist, dem kann man nur naiv schimpfen. Der Europäer selbst braucht sich jedenfalls auf desen Frieden nichts einzubilden. Der ist ihm auferlegt…um einen Preis, den er nicht einmal kennt.

    Hat nun die EU diesen Nobelpreis verdient?

    Naja, … eine andere Bewertungsvision kennt der gemeine westliche Mensch nicht – also ist er gerechtfertigt. Und der Nobelpreis ist deren zivilisationsmaßstab. Also geht es anders gar nicht und sei somit nur gutes Recht und Pflicht.

  16. #16 threepoints...
    14. Oktober 2012

    @ para

    14. Oktober 2012 @std

    -> Da gibt er selbst das Argument zur Widerlegung seiner eigenen MEinung. Nicht der Frieden ist die Folge der europäischen Gemeisnchaft, sondern die wirtschaftliche Zusammenarbeit…
    Dabei greift das eine in das andere. Kriege wurden zuletzt grundsätzlich wegen Lebensraum (und dessen Bodenschätze) geführt. Nun wird das mit den Bodenschätzen eben anders organisiert.
    Der Frieden ist aber tatsächlich keine Folge der europäischen Union… sondern des Krieges selbst und der Tatsache, das nach dem Krieg die herrschende Weltmacht nicht mehr eine (mittel)europäische war. Schlagartig nämlich wendete sich das Blatt und keine der vormals europäischen Weltmächte gab es noch – Briten, Franzosen, Deutsche… weggefegt und durch Übermacht erdrückt. Das war aber unvermeidlich. Denn die mitteleuropäischen Kleinstaaten hätten sich damals nur durch Expansion aufrechterhalten können. Aber Expansion war gleichzeitig keine Alternative mehr. Und so wurden Nationen zu den neuen Weltmächten, deren quantisierbare Kapazitäten eben großer waren – Russland … USA… und meinet wegen noch die Briten, obwohl sie den Opferstatus nicht wirklich loswerden konnten.

  17. #17 para
    14. Oktober 2012

    Wer hat denn behauptet das “Frieden” eine Folge der EU (und deren Vorgänger) ist ?
    In der Begründung des Komitees heißt es

    The Nobel Peace Prize 2012 was awarded to European Union (EU) “for over six decades contributed to the advancement of peace and reconciliation, democracy and human rights in Europe”

    Es geht also darum das Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechte gemeinsam von einem stets wachsenden Staatenverbund gefördert wurden. Dazu zählt z.B. auch die Abschaffung der Todesstrafe in allen Ländern der EU (und deren Vorgänger).

  18. #18 para
    14. Oktober 2012

    Link hinterher werf…

  19. #19 threepoints...
    15. Oktober 2012

    @ para

    14. Oktober 2012

    “Wer hat denn behauptet das “Frieden” eine Folge der EU (und deren Vorgänger) ist ?”

    -> Das muß dann wohl ein sich herrausgeschältes Gerücht sein, dessen ich aufgrund der tendenziellen Verfügbarkeit aufgesessen bin.
    So ist es dann immer, wenn Informationen interpretiert werden, die wiederum eine Interpretation bei vernehmen erfahren.

  20. #21 emreee
    28. Januar 2013

    Also ich bin nie ein Basher gewesen .
    Ich bin weder ein freund oder feind der Union an sich .
    Ich bin jedoch skeptischer Natur solche preise an Instutionen
    Staaten zu vergeben .Solche Auszeichnung sollten nach meinen Verständnis einzelne menschen zu ermutigen .