Um die offiziellen Begutachtungszeiten für Manuskripte niedrig zu halten (und die Ablehnungsraten hoch), greifen Journals zu einem Kniff: Papers, die stark überarbeitet werden müssen, werden abgelehnt. Allerdings wird den Autoren ermöglicht, das verbesserte Manuskript beim gleichen Magazin erneut einzureichen. Bei etwaiger Veröffentlichung gilt dann das zweite Einreichdatum, und das kann sehr nahe beim Datum liegen, an dem das Paper zur Veröffentlichung akzeptiert wurde.

Seltsam mutet daher die Antwort von Mitalipov auf die Frage an, warum solche Eile bei der Publikation der Daten bestand. Der Hauptautor der Studie nimmt Cell in Schutz und sagte dazu zu Nature, er wollte die Veröffentlichung beschleunigen, um die Ergebnisse bei einem Meeting im Juni zu präsentieren.

Seit wann müssen Daten publiziert sein, um bei einem Meeting präsentiert werden zu können? Und seit wann hat ein Autor einen solch großen Einfluss auf die Publikationspolitik eines Journals?

Autoren müssen bei der Veröffentlichung eines Papers immer etwaige Interessenkonflikte angeben. Wie werden wohl bei Cell Interessenkonflikte von Editoren behandelt?

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Kommentare (8)

  1. #1 MartinB
    23. Mai 2013

    “Um die offiziellen Begutachtungszeiten für Manuskripte niedrig zu halten (und die Ablehnungsraten hoch)”
    Danke – das hat mich schon immer verwirrt, jetzt hab ich’s verstanden (hätte ich auch selbst draufkommen können). Ich habe mich schon öfters gewundert, dass in den referee-reports “major revision required” steht und dann in der Editor-Etscheidung ein “reject and resubmit”.
    Verrückte Welt…

  2. #2 CM
    23. Mai 2013

    Seit wann müssen Daten publiziert sein, um bei einem Meeting präsentiert werden zu können?
    Das Problem kann man so auffassen, aber ich habe beobachtet, daß in den letzten Jahren gehäuft erst präsentiert wurde, wenn eine Veröffentlichung erfolgt war. – Gerade bei sensiblen, “heißen” Themen. (So entgeht man Kritik und dem Risiko andere zu schnellerer Publikation anzutreiben.)

    Das ist eine schlechte Begründung, wenn sie überhaupt zutrifft. Aber eine denkbare Erklärung eines Motivs.

    (Zu den anderen Fragen habe ich keine Anmerkung mehr. Das mit den Ablehnungen, die so gehandhabt werden, finde ich aber auch zum … – aber das ist ein anderes Thema.)

  3. #3 roel
    *****
    24. Mai 2013

    @Tobias Maier Danke für diese interessante Zusammenfassung.

  4. #4 Marie
    26. Mai 2013

    Zum selben Thema:
    Heute in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, Seite 61: “Behauptung und Wahrheit” von Volker Stollorz.

  5. #5 Tobias Maier
    27. Mai 2013

    Marie,
    Volker Stollorz geht aber auch nicht genauer auf den Reviewprozess ein. Wäre ich Journalist, würde ich bei Cell Details zur Historie des Reviewprozesses erfragen (wann wurde das Paper zum ersten Mal submitted?) und wissen wollen, warum sich offenbar die Redakteure von Cell von Autoren unter Zeitdruck setzen lassen.

  6. #6 Alexander
    29. Mai 2013

    Zur Frage, wie gravierend die gleichen Scatterplots in Abb. S6 sind: die blauen Punktwolken oben Mitte und oben rechts vergleichen, wenn ich das richtig sehe, zwei Fibroblasten-Replikate miteinander. Ist deren Übereinstimmung für die Kernaussage der Studie relevant?

  7. #7 Tobias Maier
    29. Mai 2013

    Alexander,
    es ist relevant, ob die richtigen Daten für Abbildung S6 genommen wurden, da die Korrelation der Genexpression ein Maß für die Ähnlichkeit der Zellinien ist. Der Kritikpunkt ist: Wie aussagekräftig ist Abbildung 7A, wenn nicht sicher ist, ob die Originaldaten für die Abbildung S6 stimmen.

  8. […] Wenn man eine Sensation veröffentlicht, dann sollten die Daten und Bilder stimmen im Paper. Tun sie aber nicht immer, wie Gesundheits-Check berichtet. […]