Die Entscheidung, der OPEC, die maximale Fördermenge von 30 Millionen Barrels pro Tag vorerst unverändert zu lassen, ist kein Zeichen der Schwäche des Ölkartells. Es ist ein Test des längeren Atems und ein Versuch, konkurrierende Ölproduzenten trocken zu legen. Der Marktpreis pro Barrel liegt aktuell bei etwa 70 Dollar, die Kosten um rentabel zu fördern liegen für russisches Öl zum Beispiel bei 110 Dollar pro Barrel und für die Gewinnung kanadischen Öls aus Ölsand bei etwa 100 Dollar. Denkbar schlechte Marktbedingungen für diese Konkurrenten der OPEC.
Auch für die USA liegt der Preis denkbar knapp an der Rentabilitätsschwelle für die Ölförderung durch Fracking. Die Vergangenheit dient als Warnung. Der letzte Fracking-Boom in den USA in Folge der Ölkrise der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts fand Anfang der 80er Jahre ein rapides Ende, ausgelöst durch fallende Ölpreise, damals vor allem verursacht durch die Verfügbarkeit billigeren Öls aus Alaska und der Nordsee.
Paradoxerweise kann selbst Saudi-Arabien, der größte Produzent und einflussreichstes Mitglied der OPEC, bei einem Preis von 70 Dollar pro Barrel nicht mehr rentabel fördern. Der eine Dreiviertel Billion Dollar umfassende Bargeldpuffer der Saudis erlaubt es ihnen jedoch abzuwarten und zu beobachten, wie weniger rentable und weniger liquide Konkurrenten der Reihe nach Probleme bekommen. Das selbst ärmere OPEC-Länder wie Venezuela, Nigeria und der Iran davon betroffen sind, wird offenbar in Kauf genommen.
Der aktuell relativ niedrige Ölpreise dürfte auch die Debatte um die Gewinnung von Schiefergas in Deutschland durch Fracking wenn nicht aufgehoben, so doch zumindest aufgeschoben haben. Denn abgesehen von der Frage der Rentabilität, scheint rein rational wenig gegen die Gasförderung durch Fracking auch in Deutschland zu sprechen.
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