Screen Shot 2015-09-29 at 14.40.49

In der Regel sind es zwischen einer Hand voll und einem Dutzend Autoren, die auf diesen Publikationen stehen, die man zuerst mal versucht bei Cell, Nature oder Science einzureichen (und meistens nach ein paar Tagen abgelehnt zurück bekommt). Wie sieht es aber bei noch komplexeren Projekten mit der Bestimmung der Autorenlisten aus?

Calliope Sotiropoulou arbeitet am ATLAS Projekt am CERN. Hunderte Wissenschaftler forschen an den Experimenten dort, dementsprechend lang sind die Autorenlisten. Angefertigte Manuskripte durchlaufen dort zuerst eine offizielle interne Kontrolle, bevor sie überhaupt an ein Journal geschickt werden. Sotiropoulou, die ebenfalls Teilnehmerin am Heidelberg Laureate Forum 2015 war, beschreibt, wie ein Game of Thronesques Gemetzel umgangen wird:

“The ATLAS experiment has many subsystems and each one has a Speaker’s committee. This committee informs the subsystem members about the conferences that are suitable for publications and presentations and controls the whole process. We submit the abstract or proceeding to the Speaker’s committee where it goes through a review process first by the committee before it is even submitted. […] Then all ATLAS submissions are handled by the committee which will also decide who will make the presentation or present the poster (everything goes through a review process again).

A publication within ATLAS can have a custom author list (which means that only the directly involved scientists sign it […]) or be an ATLAS publication (which means that the whole ATLAS collaboration – author list signs it). Belonging to the ATLAS collaboration does not make you an ATLAS author. In order to become an ATLAS author you are assigned an authorship task and qualify to be an ATLAS author. This task must be completed successfully within a year. After that you sign all ATLAS publications. However, for a paper to be published through ATLAS and with the ATLAS author list it takes significant time (usually a year or more). It has to go through reviewing and commenting through the various institutes that participate and be presented to the collaboration, and this has many iterations until it is finally ready for publication. […].”

Screen Shot 2015-09-29 at 14.43.52

Ich nehme heute an einer Podiumsdiskussion am KIT in Karlsruhe teil: Publish or perish. Sinnvoll publizieren. Ich bin gespannt, welche Dramen sich bei der Publikation von Artikeln in anderen Wissenschaftsdisziplinen abspielen.

Ich kann mir gut vorstellen, die Diskussion heute Nahmittag mit einigen Beispielen aufzulockern. Wer also eigene traumatische Erlebnisse mit dem Publikationsprozess gemacht hat, bitte unten kommentieren!

1 / 2

Kommentare (6)

  1. #1 Martin Fenner
    29. September 2015

    Project Credit schlägt ein standardisiertes Vokabular für Contributor Roles vor.

  2. #2 Martin Fenner
    29. September 2015

    Um in der Hochenergie-Physik bei Tausenden Autoren aufzufallen, schlagen Physiker zusätzlich andere Wege ein, z.B. kleinere Methodenpaper mit nur wenigen Autoren.

  3. #3 Martin Fenner
    29. September 2015

    Großes Problem in der klinischen Medizin sind Ghostwriter, d.h. Teile des Papers wurden geschrieben, ohne das der Name als Autor erscheint.

  4. #4 Martin Fenner
    29. September 2015

    Trotz Publikation von fast 100% aller Arbeiten in ArXiV brauchen Hochenergie-Physiker peer-reviewed Publikationen und geben über 10 Mio Euro im Jahr für SCOAP3 aus.

  5. #5 Jon Snow
    Winterfell
    3. Oktober 2015

    Ich bin mal von einer Autorenliste gestrichen wurden: Die Arbeit an dem Paper zog sich lange hin (Eine Kolloboration von vier Instituten), dann musste ich das Institut verlassen, weil meine Stelle auslief. Als das Paper dann veröffentlicht wurde, war mein Name nicht mehr da.

    Bei einem anderem Paper, wo ich Erstautor war, musste ich mein Erstautorenschaft teilen – was OK für mich war. Da ich das Institut verlassen hatte, lag das Forschungsprojekt einige Zeit brach, da erst jemand gefunden werden musste, der die Expertise hatte weitere Experimente durchzuführen. Es fand sich jemand an einem anderen Institut im Ausland. Ich teilte die Erstautorenschaft mit dieser Person, rückte aber dann an zweite Stelle, obwohl ich derjenige war, der die Experimente begonnen hatte und auch im Groben, die Experimente der anderen Person “designt” hatte. Die andere Person war schon Erstautor bei einigen Publikationen, für mich wäre es das erste Mal gewesen. Sie hatte außerdem eine viel bessere und vor allem viel langfristigere Förderung ihrer Stelle als ich. Es wäre kulant gewesen mich an erster Stelle zu lassen. Ich glaube, das war sozusagen die Mitgift für die Kollobaration mit dieser Person mit der man sich weitere Papers und Zugriff auf bestimmte Ressourcen erhoffte………
    Ich kenne einen Professor, der immer auf die Autorenliste kommt, weil er selbsthergestellte polyklonale Antikörper gegen bestimmte Proteine hat und sie einer Arbeitsgruppe zur Verfügung stellt, die diese Proteine untersucht. Sonst trägt er nichts zu den Manuskripten bei. Diese Arbeitsgruppe hat kein Geld oder will kein Geld dafür ausgeben die Antikörper zu kaufen.

    Impact Factor (Winter) is coming…..

  6. #6 Sabine
    Lausanne
    23. Oktober 2015