“Er starb wie einer, der aufs Sterben studierte” schrieb Schiller in seinem Macbeth. Tatsächlich kann man die Statistik durchaus als Sterbewissenschaft bezeichnen. Denn die Berechnung der Sterbetafeln war in ihrer Anfangszeit der wichtigste Anwendungsfall des statistischen Wissens. Diese Zahlenreihen, die anzeigten, wie ein fiktives Kollektiv sich allmählich dezimiert, benötigte man unter anderem zur Berechnung von Leibrenten. Das wohl früheste Beispiel dafür waren die Tafeln von Ulpianus aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert.
Im 16. Jahrhundert wurden dann kirchliche Sterberegister geführt (sogenannte “Bills of Mortality”), in denen verzeichnet wurde, wer wann an welcher Todesursache gestorben ist. Zudem wurde auch vermerkt, und diese Zahl war für die Statistiker besonders wichtig, welches Alter die oder der Verstorbene erreicht hatte. Diese Daten wertete zum Beispiel der Hobbystatistiker John Graunt aus und errechnete daraus in seinen “Natural and Political Observations Made upon the Bills of Mortality” (hier die digitalisierte Version) die Überlebensordnung verschiedener Städte. Diese Arbeit wurde als so bahnbrechend angesehen, dass der Kurzwarenhändler daraufhin in die Royal Society aufgenommen wurde. Pascal und Halley entwickelten die Sterbetafel weiter. Heute bildet sie unter anderem die Grundlage für die Berechnung von Altersrenten und Lebensversicherungen. Mit dem Aktuar gibt es sogar ein dazugehöriges Berufsbild.
Wie muss man sich so eine Sterbetafel konkret vorstellen? Man kann sich im statistischen Bundesamt die jeweils aktuellen Zahlen besorgen. Ich habe daraus einmal eine Grafik gebastelt, die sich an dieser entsprechenden Darstellung von Nathan orientiert:
Die Grafik ist so zu lesen: Für jedes Alter (vollendetes Lebensalter) auf der X-Achse wird auf der Y-Achse die Wahrscheinlichkeit verzeichnet, das nächste Jahr nicht zu überleben.
Kommentare (3)