1. Johanniskraut hat seine Unschuld verloren

Es ist ein fast unzerstörbarer Mythos: die Naturheilkunde gilt als “sanfte” Behandlungsmethode, die im Gegensatz zu chemisch hergestellten Präparaten ohne Nebenwirkungen auskomme. Die Naivität einer solchen Vorstellung ist zwar offensichtlich, ändert aber nichts an der Popularität von naturheilkundlichen Medikamenten. Ein Beispiel ist der Erfolg von Johanniskraut. Zwar stimmt es, daß Johanniskraut-Extrakte durchaus effektiv sind (bei nervöser Unruhe oder psychovegetativen Störungen), aber als Arzneimittel haben sie eben auch Nebenwirkungen.

Seitdem hochdosierte Johanniskrautpräparate auch offiziell zur Behandlung von mittelschweren Depressionen zugelassen sind, häufen sich die Meldungen über unerwünschte Begleiterscheinungen. Das reicht von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bis zu erhöhter Suizidneigung. So groß ist der Unterschied zwischen Johanniskrautextrakt-haltigen Arzneimitteln und den vermeintlich bösen chemisch-definierten Antidepressiva also gar nicht…


“Sie gelten als “Kassenschlager” der Selbstmedikation. Doch von den pflanzlichen Heilmitteln hat kaum ein anderes eine ähnlich steile Karriere hingelegt wie das Johanniskraut (Hypericum). In Deutschland avancierte es zur Modedroge. Es gibt Zubereitungen in Form von Säften, Ölen, Tees, Tinkturen, Pillen, Kapseln und homöopathischen Verdünnungen.”

→ Weiterlesen: [Irene Meichsner | Frankfurter Rundschau]

2. Ein afrikanisches Agrarwunder?

In der Diskussion um den Klimawandel kommt früher oder später das Gespräch auf die wachsende Weltbevölkerung. Dabei scheint klar, daß sich diese beiden Prozesse gegenseitig verschärfen. Der Klimawandel führt tendenziell eher zu einem Verlust von Ackerfläche, das Wachsen der Weltbevölkerung führt gleichzeitig zu einem verstärkten Energieverbrauch und Ausstoß von Treibhausgasen.

Da läßt die Nachricht der FAO aufhorchen, daß in Afrika angeblich das zehnfache an Landfläche für die landwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung steht, als angenommen. Kann das sein…?

“Bei all den schlechten Nachrichten, die uns wöchentlich erreichen, ist positives Denken harte Arbeit. Jetzt soll ausgerechnet Afrika dabei helfen. Erst wird der nördliche Teil des Kontinents zum Land der unbegrenzten Solarfarmen ausgerufen. Dann wartet die Welternährungsorganisation FAO mit einem Report auf, der im südlich der Sahara gelegenen Teil ein gigantisches Reservoir an Ackerland ausmacht. “Afrika könnte die Welt alleine ernähren”, spitzt der New Scientist die gute Nachricht gleich mal zu. Zu schön, um wahr zu sein..”

→ Weiterlesen: [Niels Boeing | Technology Review Blog]

3. Ein paar Worte zur Zukunft der Wissenschaft

Häufig entsteht der Eindruck, daß wissenschaftlicher Fortschritt planbar und prinzipiell nur unter idealen finanziellen und personellen Rahmenbedingungen möglich sei. Nun stimmt es natürlich, daß bestimmte Grundvoraussetzungen gegeben sein müssen, damit Wissenschaftler erfolgreich arbeiten können. Aber während der Lindauer Tagung der Nobelpreisträger wurde mehrmals deutlich, daß es viel häufiger die Zufälle und verschlungenen (kaum planbaren) Pfade der Forschung sind, die letztlich zu bahnbrechenden neuen Erkenntnissen führen. Nichts was man planen und erzwingen könnte. Wissenschaft braucht Freiräume und Platz für Zufälle.

“Richard Feynman veröffentlichte seine Arbeiten zur Quantenelektrodynamik, da war er 29. Charles Darwin betrat das Deck der Beagle im Alter von 22 Jahren, und die bahnbrechenden Arbeiten von Gerhard Ertl begannen bereits mit seiner Dissertation. Die in Lindau versammelten Nobelpreisträger mögen allesamt ältere Herren sein, doch man muss nicht reich an Jahren sein, um bedeutende Entdeckungen zu machen.”

→ Weiterlesen: [Lars Fischer | Fischblog]

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