Nein nichts philosophisches! Zeit für einen Eintrag zu meinem persönlichen Eindruck von meiner momentanen Arbeit.

Teil 1 – Die Aale

Vor einer Woche hatten wir eine Schüler-Praktikantin. Einen Nachmittag lang durfte ich mich um sie kümmern. Sie sollte laut eigener Auskunft einfach einen Eindruck von unserer Arbeit erhalten, was auch immer diese gerade im Tagesgeschäft ausmacht. Ich habe mich trotzdem verpflichtet gefühlt ihr zu zeigen, warum wir mehrere Stunden lang Aquarien im Fischkeller von Kalk befreien und habe ihr daher vorher diese Präsentation zur Beschreibung meines Projektes gezeigt.

Der Keller ist jetzt nach fast einem Monat harter Arbeit sauber, ich hatte das komplette Durchlaufsystem auseinander genommen entkalkt und desinfiziert. Morgen kommen meine Japanischen Aale am Flughafen Frankfurt an.
Das heißt um 7 in Frankfurt sein, die Frachtpapiere in Empfang nehmen (Cargo City Süd), mit diesen Papieren dann in die Cargo City Nord an Tor 25 zu den Veterinären, dort die tierseuchenrechtliche und tierschutzrechtliche Genehmigung (in einer Putz-Pause beantragt) vorzeigen und auf die korrekt ausgefüllten Papiere zur EU-Verordnung zum Lebendfischeinfuhr in der Transportkiste verweisen. Weiter geht es an Tor 26 (ebenfalls Cargo City Nord) zum Zoll um eine sehr freundliche Entschuldigung vorzubringen, dass die Zollanmeldung über das Internetportal (schaut mal wie weit ihr dabei kommt) -wie schon anhand der Information der freundlichen Beamtin befürchtet- ohne Anwalt oder Profi von einem Speditionsunternehmen zu schwierig war und daher falsch ausgefüllt ist. Dann das Formular “G.U.D.E”von den Veterinären vorzeigen und die Bestätigung unseres Kooperationspartners , dass die Aale kostenfrei gesendet werden.
Hoffentlich kann ich dann schon kurz nach Mittag die Kiste mit den Aalen nach Vorlage aller Formulare am Perishable-Center in Empfang nehmen und die 300 Fische in die drei mit Membranpumpen belüfteten Wassertanks im Opel Corsa laden.

Wenn ich dann zurück bin müssen die Aale mehrere Wochen lang an die neue Umgebung gewöhnt werden, und es gibt eine länger Reise nach Norddeutschland um 300 Europäische Gattungsgenossen abzuholen.

Am Tierversuchsantrag müssen laut Regierungspräsidium noch einige Verbesserungen vorgenommen werden, dann erst können die Fische mit den Würmern infiziert werden. Die Würmer müssen vorher, um für den Aal infektiös zu sein, natürlich erst den Zwischenwirt passieren. Etwa 10,000 Copepoden, einzeln in den Vertiefungen von Mikrotiterplatten – jeder 5 Larven.

Ja! Ich mache das alles nur um einige Moleküle aus den Würmer in diesen Fischen zu erhalten. Und wenn man es mal so knapp zusammenfasst dann macht es auch wieder Spass!

nächstes mal: Teil 2 – Bioinformatik

Kommentare (1)

  1. #1 Ingo
    Mai 9, 2009

    Ich glaube, man muß auch das Positive an solchen eher “banalen” Tagesgeschäften sehen: Man setzt sich dann nicht selbst unter Druck – oder wird von anderen unter Druck gesetzt -, daß man ständig hochgeistige Dinge produzieren müsse. Und man geht dann vielleicht auch wieder entspannter und damit intensiver an die hochgeistigen Dinge selbst dran.

    – Hm. Nur mal so in den Raum gestellt.

    Ein flüssigerer Wechsel zwischen hochgradiger geistiger Anspannung und Entspannung in Form von banaleren Tagesgeschäften (Routinearbeiten) könnte durchaus zu den entscheidenderen Dingen gehören für jene, die an wirklich wichtigem wissenschaftlichen Erfolg interessiert sind. (Ist jedenfalls eine meiner Erfahrungen … – Jede zu große Einseitigkeit birgt so ihre eigenen, im Grunde leicht überschaubaren Gefahren.)