Die Online Mendelian Inheritance in Man (OMIM) ist eine Datenbank, in der Krankheiten mit genetischem Hintergrund gelistet werden. Das Ganze ist eigentlich für Experten gedacht, also hauptsächlich für die Grundlagenfoschung in den Lebenswissenschaften. Entsprechend trocken sind auch die Inhalte: Der Eintrag für das Gen BRCA1 (OMIM 113705), das eine wichtige Rolle bei erblich bedingtem Brustkrebs spielt, packt auf über 30 DIN A4-Seiten Informationen zur Entdeckung des Gens, dessen Position auf Chromosom 17, die Funktionen, vorhandenen Mutationen und vor allem jede Menge Literaturangaben.
Entsprechend erstaunt war ich dann, als ich eher zufällig über einen recht kurzen Eintrag gestolpert bin, der zumindest nicht vollkommen ernst gemeint ist.
Es handelt sich bei OMIM 606174 um die Beschreibung eines genetischen “Defekts”, nämlich dem erblich bedingten Fehlen eines bestimmten Knochens, dem Baculum.
In nahezu allen Säugetierarten besitzen die Männchen einen Knochen im Penis, der medizinisch Os penis, oder eben Baculum genannt wird. Sogar unter den Affen ist dieser Knochen nur den Klammeraffen und dem Menschen verloren gegangen. Männern fehlt deshalb die Stützfunktion des Baculums, und sie sind darum allein auf die Strömungsmechanik angewiesen, wie die Autoren des Eintrages bemerken. Nach einem kurzen Hinweis auf eine mögliche genetische Ursache dieses Zustands (eine veränderte Expression eines Hox Gens – die Hox Gene spielen entscheidende Rollen in der Entwicklung) folgt dann aber der eigentliche Brüller des Eintrags:
Laut einer Kurzmitteilung von Scott Gilbert und Ziony Zevit [1] könnte das Fehlen des Baculums eine Erklärung für die merkwürdige Erschaffung von Eva aus einer Rippe Adams im biblischen Genesis-Text sein. Auch vor mehreren tausend Jahren sollte den Männern bekannt gewesen sein, dass ihnen ein Knochen fehlt, der beispielsweise bei ihren Schlachttieren vorhanden war. Wurde Eva also aus dem Baculum geschaffen? Ein weiteres Indiz dafür soll auch das Raphe (die Hodennaht) sein, sozusagen die Operationsnarbe, nachdem Gott das Baculum entfernte.
Womit sich für mich mal wieder zeigt: Wissenschaftler haben soviel Humor, dass sie auch in eine bierernste Datenbank noch solche Eastereggs einbauen. Und damit zurück zur Arbeit, von der ich momentan nicht wenig habe – wie man an den seltenen und kurzen Posts hier sieht…
[1] Mit dem tollen Titel “Congenital human baculum deficiency: The generative bone of Genesis 2:21-23“
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