2002 starb das letzte bekannte Exemplar des Jangtse-Delfins, auch bekannt als Baiji. Ende der 1980er war er noch ein Kapitel in dem großartigen Die letzten ihrere Art von Douglas Adams und Mark Carwardine; in der BBC Neuauflage für’s Fernsehen vom letzten Jahr musste er daher ersetzt werden. Der Blauwal nahm diese alles andere als beneidenswerte Position ein.
Auch wenn es in ganz wenigen Fällen noch so etwas wie eine Sichtung des Baiji gibt (oder eher die Sichtung eines Säugetierähnlichen weißen Fleckes, denn im Jangtse kann man durch Wasserverschmutzung nicht wirklich viel erkennen), wäre die Populationsgröße so gering dass sich der Baiji nicht mehr vor dem Aussterben retten könnte. 2007 wurde er dann auch offiziell als ausgestorben erklärt und ist damit seit Aufzeichnungsbeginn der erste in der Ordnung der Cetacea (Wale und Delfine), dessen Aussterben wir beigewohnt haben. Ganz zu schweigen von verschuldet.
Artensterben ist eine Tatsache. Und in die Fußstapfen des Baiji scheint nun ein weiterer Wal zu treten. Der Glattschweinswal, Neophocaena phocaenoides, der sich dadurch auszeichnet dass ihm fast vollständig seine Rückenflosse fehlt, zeichnet sich scheinbar demnächst auch dadurch aus, dass er nur noch in Schulbüchern zu finden ist. Glattschweinswale leben an der Küste Chinas und im Jangtse, dem längsten Fluss Chinas. Bei einer letzten Zählung hat man im Jangtse ca. 1000 Tiere gefunden, deutlich weniger als vor noch 20 Jahren. Einer neuen Studie aus dem Journal Marine Biology nach könnten es bald noch weniger sein. Man nahm bisher an dass es sich bei allen Glattschweinswalen um eine Art handelte. Es gab kleine morphologische Unterschiede zwischen den beiden Gruppen, allerdings wurden diese immer dem Lebensraum zu geschrieben. Doch bei den Tieren im Jangtse handelt sich scheinbar um eine genetisch unterschiedliche Gruppe, die deutlich von Walen an der Küste unterschieden werden kann. Signifikante genetische Unterschiede lassen die Wale in drei Gruppen einteilen, von denen zwei (die beiden Salzwasser-Gruppen) wahrscheinlich sogar unterschiedliche Arten sind. Ob der Jangtse-Glattschweinswal nun eine andere Art ist oder nicht, ist dabei eigentlich nur eine semantische Sache. Denn die Forscher haben herausgefunden, dass es zwischen den drei Gruppen kaum Genfluss gibt, selbst in Bereichen in denen beide vorkommen. Das bedeutet, die Tiere paaren sich nur mit Individuen ihrer eigenen Population.
Die 1000 Glattschweinswale im Jangtse wären damit die letzten ihrer Art.
Links: ein Glattschweinswal im Miyajima Aquarium, Japan (Bild: ori2uru),
rechts: ein Glattschweinswal im Jangtse (Fotomontage: evolvimus)
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