Von Christian Morgenstern, dem Dichter der Galgenlieder und dem Erfinder einer Figur namens Palmström, der die Welt die Weisheit verdankt, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, gibt es ein Gedicht mit dem schlichten Titel “Das Warenhaus”. Hauptfigur ist dabei erneut der besagte Palmström, von dem es heißt: “Palmström kann nicht ohne Post / leben: Sie ist seiner Tage Kost.” Täglich wartet er daheim auf den Briefträger, der dann einen Brief in den Kasten plumpsen lässt. wenn es einen für Palmström gibt. Doch da plumpst es immer weniger, was Palmström auf eine Idee bringt, nämlich beim “Warenhaus für Kleines Glück” vorzusprechen. “Und bestellt dort, frisch vom Rost / (quasi): ein Quartal – ´Gemischte Post`. Und nun kommt von früh bis spät / Post von aller Art und Qualität. / Jedermann teilt sich ihm mit, / brieflich, denkt an ihn auf Schritt und Tritt. /Palmström wird schon wirr und weh … / Doch es ist ja nur das – ´W.K.G.`”
Ein Warenhaus für das kleine Glück – das nennt man heute Facebook oder SMS oder sonst wie und tatsächlich kann sich jedermann und jedefrau mitteilen und austeilen und einschalten, ohne jemals auszuschalten. Das Warenhaus für das kleine Glück funktioniert seit etwa 10 Jahren vor allem dank des Geräts mit Namen iPhone, wobei trotzdem die Frage erlaubt ist, ob das, was immer da in kleiner Form daherkommt, zum Glück führt. Palmström merkt noch rechtzeitig, das es “nur das W.K.G.” ist, das ihn mitten in die Welt hineinstellt, und die Frage lautet, wann die iPhone Süchtigen es ihm gleichtun. Palmström gehört übrigens “zu jenen Käuzen, die oft nackt / Ehrfurcht vor dem Schönen packt.” Diese Haltung kann man nicht bestellen, vor allem nicht, wenn man den Kopf gesenkt hält und die große Welt verachtet, während man am kleinen Display klebt und dort das große Glück vermutet. Es ist da aber nicht.
“Wir amüsieren uns zu Tode”, wie Neil Postman 1985 festgestellt hat. Wahrscheinlich, weil wir das Warenhaus für das kleine Glück gegen das große Glück des Lebens eingetauscht haben. Kopf hoch, ihr Leute, es gibt etwas hinter dem Handy.
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