Ernst Haeckel's beautiful drawings of cephalopods. He illustrated over 100 animals and sea creatures, in incredible detail. Source

Ernst Haeckel: Cephalopoda

Zum Jubiläum eine Extra-Ausgabe Friday-Cephalopod, wie versprochen.
Die Intelligenz der Tintenfische ist legendär, ihre Sozialkompetenz beim Mutterinstinkt  oder Schwarmverhalten scheint mitunter bestechend und ihre Tarnfähigkeiten werden mit denen eines klingonischen Raumschiffes verglichen. Die Interaktionen der marinen Tentakelträger in Aquarien oder im Freiland, untereinander und mit Menschen werden oft wohlwollend anthropozentrisch als emotionale Ausbrüche gewertet.
Heute gibt es mehr als 800 Arten, bisher sind über 10000 ausgestorbene Arten bekannt.  Alle Cephalopoden waren zu allen Zeiten an die Ozeane gebunden, manche gehen bis ins Brackwasser hinein. Bis heute ist kein Cephalopode, weder fossil noch rezent, bekannt, der im Süßwasser lebt oder lebte.

Wer ist eigentlich wer unter den Kopffüßern? Know your cephalopods!

Gibt es eigentlich „Die Kopffüßer“ und kann man kann über diese große Gruppe überhaupt generelle Aussagen machen?
Die Kopffüßer (Cephalopoden) sind eine große und diverse Gruppe von Tieren, die seit dem späten Kambrium, also seit mehr als 500 Millionen Jahren, in unseren Ozeanen leben. Seit dem Ordovizium im Erdaltertum, also seit 485 Millionen Jahren, spielen sie eine entscheidende Rolle in den irdischen Ozeanen und haben immer neben den Wirbeltieren des Meeres ihren Platz in der Megafauna behauptet. Als Jäger und Gejagte. Als Singles oder im koordiniert agierenden Schwarm. In allen Meerestiefen und bei allen Temperaturen.
In dieser langen Zeit haben sie ebenso gewaltige Veränderungen durchlaufen wie die Wirbeltiere oder andere große Tiergruppen. Die heute lebenden Cephalopoden sind hoch entwickelte Meereswesen und die einzelnen Gruppen unterscheiden sich erheblich in ihrer Form und ihrem Wesen.
Die genaue systematische Zuordnung der heute lebenden Gruppen ist nicht unumstritten, Ketrina Yims herrliches Poster „Know your cephalopods!“ zeigt eine Übersicht.

Bildergebnis für know your cephalopods

Ketrina Yim: Know your cephalopods!

Im Folgenden habe ich mich im Wesentlich an die auf der deutschen Wikipedia-Seite vorgestellte Systematik gehalten, die sich auf Clyde Ropers Arbeiten bezieht. Er ist einer der Nestoren der Tintenfisch-Forschung. Die Zuordnung einiger Untergruppen wie der Zwergsepien und der Vampirtintenfische ist nicht ganz unumstritten, aber solche Details sind für uns hier unerheblich.
Ich stelle die einzelnen Gruppen nur knapp vor und verlinke dann zu den weiterführenden Meertext-Beiträgen. Daneben lohnt es sich natürlich auch, unter den entsprechenden Schlagworten selbst noch einmal zu Meertext durchsuchen.

Cephalopoda: Kopffüßer
Alle Kopffüßer haben flexible Gliedmaßen, die am Kopf angesetzt und als Kranz den Schnabel und die Mundöffnung umgeben.  Diese muskulösen Gliedmaßen funktionieren mit hydrostatischem Druck.
Es gibt verschiedene Arten von Gliedmaßen: Arme und Tentakel. Grundsätzlich ist ein Arm eine Extremität, die über den größten Teil der Länge Saugnäpfe trägt. Tentakel hingegen tragen meistens nur am vom Kopf entfernten (=distalen) Ende Saugnäpfe. Oft sind sie am Ende verdickt und bilden dann eine Tentakelkeule aus.
Oktopusse haben 8 Arme, Kalmare und Sepien haben grundsätzlich 8 Arme und 2 Tentakel. Nautilus hat um die 60 bis 90 kleine Tentakel.
Männliche Kopffüßer bilden oft einen Arm als Hectocotylus aus, der für die Spermienübertragung spezifiziert ist.
Mehr über den Hectocotylus und den komplexen Geschlechtsapparat der Kraken und ihre Gehirne gibt es hier.

Je nach Gruppe können sie Außen- oder Innenschalen haben.

Nautiloide: Perlboote
Das Perlboot mit seiner planspiralig aufgedrehten glatten Außenschale und den 60 bis 90 Tentakelchen schwebt entschleunigt in der Wassersäule der tropischen Ozeane.
Nautiloide haben ihre besten Jahre – oder eher Jahrmillionen – hinter sich, sie sind Überlebende der einst vielformigen und vielköpfigen Gruppe der Nautiliden aus dem Erdmittelalter. Sie sind nicht näher verwandt mit den Ammoniten, Schalen und Sipho sind bei beiden Gruppen recht unterschiedlich gebaut.
Fossil sind über 800 Gattungen bekannt, 90 % davon lebten im Erdaltertum (Paläozoikum), „in der Trias kamen noch etwas über 30 Gattungen vor, etwa 26 im Jungmesozoikum (Jura und Kreide), 9 im Paläogen und 3 im Neogen. Heute leben noch 2 Gattungen, Nautilus mit 4 Arten und Allonautilus mit einer Art. Beide kommen im zentralen Indopazifik von den Philippinen bis Samoa vor.

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Kommentare (24)

  1. #1 rolak
    12. Januar 2018

    Auf den SB ist derart viel los die Tage, da muß bald eine ToRead-Liste her…

    eines klingonischen Raumschiffes

    Tarnen hin oder her, bei ‘Raumschiff’+’Kopffüßer’ sachischnur Vorlonen. Falls ‘Raum’ wegfällt, löst die SeaQuest ab.

    • #2 Bettina Wurche
      12. Januar 2018

      @rolak: das Bab5 -Raumschiff ist sowas von krakig. Ach ja, Seaquest, auch wieder so eine eigentlich ganz interessante Idee, die sich dann allzu schnell als kompletter Murks herausstellte…

    • #3 rolak
      13. Januar 2018

      kompletter Murks

      Das trifft es weitestgehend sehr gut, Bettina, machte eben aber nix, weil es nur um das Gefärt als solches ging. Wobei mir allerdings immer noch nicht so ganz klar ist, ob das, was es so lebendig wirken läßt, Absicht oder doch bloß fehlerhafte CGI ist.
      Das ist eine der Serien, bei denen sich irgendwann gefragt wurde, ‘war das jetzt etwa von Anfang an so <negativ> und du wurdest ~reingelegt?’ Daher auch ‘weitestgehend’, denn es könnte der Ansatz zur Serienbindung recht gut umgesetzt sein.

  2. #4 roel
    https://scienceblogs.de/10jahrescienceblogs/author/roel/
    12. Januar 2018

    @Bettina Wurche Sehr schöner Artikel. Wieder etwas dazugelernt. Aber ich lese langsamer als rolak.

    So dann nochmal
    herzlichen Glückwunsch an Meertext zum Oktopusjubiläum
    und
    herzlichen Glückwunsch an die scienceblogs.de zum Tentakeljubiläum.

    • #5 Bettina Wurche
      12. Januar 2018

      @roel: : )

  3. #6 Alderamin
    12. Januar 2018

    Hallo Bettina, sehr schöner Übersichtsartikel. Faszinierende Tiere. Gerne würde ich den Artikel lesen, wo ein Krake einen Hai erdrosselt hat, aber der Link geht auf den Delphinartikel im Link davor. Würdest Du den für uns editieren? Danke!

    Ich wusste gar nicht, dass Du schon so lange mit Deinem Blog hier teilnimmst. Schade, dass ich den erst so spät entdeckt habe.

    Freue mich aber, es dann doch entdeckt zu haben und darüber, dass Du uns weiterhin Einblicke in die faszinierende Unterwasserwelt bietest. Vielen Dank dafür!

  4. #7 Joseph Kuhn
    12. Januar 2018

    “Damit sollte die Verwandtschaft der Meerestiere mit den vielen Armen und Tentakeln erst einmal geklärt sein.”

    Hm. Wie sind die jetzt noch mal mit den Seesternen und uns Sciencebloggern verwandt?

    Deine Beiträge sind ein schönes Beispiel dafür, dass auch “weiter so” richtig interessant sein kann. Also bitte weiter so.

  5. #8 Alisier
    12. Januar 2018

    Schöner Überblick und genau die richtige Abendlektüre.
    Zu deinen Fragen komme ich hoffentlich auch noch.
    Und endlich (endlich!) wurden einige seit Langem offene Fragen beantwortet, ohne recherchieren zu müssen.
    Nur so nebenbei: Süßwasserfische sind durchaus faszinierend (© Spock), aber eben eher nicht wegen ihres Aussehens.
    Oder vielleicht doch…..
    Gutes Wochende Dir!

  6. #9 RPGNo1
    13. Januar 2018

    Tarnen hin oder her, bei ‘Raumschiff’+’Kopffüßer’ sachischnur Vorlonen. Falls ‘Raum’ wegfällt, löst die SeaQuest ab.

    Lol, hier trifft sich die Garde die 90er-SciFi-nerds. 😀
    Yep, SeaQuest und Babylon 5, die beiden Serien kenne ich auch. Bez. SeaQuest stimme ich Bettina zu: Guter Ansatz, aber schlecht umgesetzt.
    Bei Babylon 5 dachte ich erst, dass es längerfristige Konkurrenz zu Star Trek werden könnte. Aber nach dem Ende des Schattenkrieges mit Staffel 4 war die Luft raus. Staffel 5 war nur noch mäßige SciFi.

    • #10 Bettina Wurche
      13. Januar 2018

      @RPGNo1: “Garde der 90er-SciFi-nerds” – lol, da sagst Du was! Ich bin ja sowas von Star Trek Next Generation : ). Ich denke, in der Jugend ist man einfach noch begeisterungsfähiger und aufnahmefähig für Humanismus und Weltverbesserer. Patrick Stewart hätte ich wirklich gern mal kennengelernt, Captain Picard hat schon Maßstäbe gesetzt. Für Bab 5 konnte ich mich nie begeistern, Farscape fand ich auch ziemlich mäßig. Eigentlich gibt es ja schon recht gute SF, gerade einige der modernen Autoren sind ganz gut. Gleichzeitig denke ich immer wieder, wie vorausschauend viele der Cyberpunk-Ideen der 80-er und 90-er waren, die es aber nie in die Kinos geschafft haben. Vielleicht ist die Visualisierung auf der Leinwand bzw. dem Bildschirm ein Filter, der vieles bunter, actiongeladener und platter macht?

  7. #11 rolak
    13. Januar 2018

    90er

    Für die anderen kann ich ja nicht sprechen, RPGNo1, doch ich bin gar nicht so alt.

  8. #12 stone1
    13. Januar 2018

    Super Überblicksartikel, bei einer bestimmten hier nicht angeführten Tentakel-Arm Kombination ist jedoch Vorsicht geboten. ; )
    Seaquest war, wie leider viele Serien mit eigentlich interessanter Grundidee, ein Murks. Und ich finde es auch schade, dass Babylon 5 die Luft ausging, vor nicht allzu langer Zeit hab ich noch ein paar bockschwere Missionen in einer B5-Sim geflogen (zu finden bei https://www.hard-light.net/projects/the-babylon-project).

    • #13 Bettina Wurche
      13. Januar 2018

      @stone1: NEIN – The Day of the tentacle! Das einzige Computerspiel, das ich jemals versucht habe – wahrscheinlich ist es schon archäologisch bedeutsam. Eine weitere, sehr moderne Tentakelkombination ist in Arrival
      https://scienceblogs.de/meertext/2017/01/11/arrival-erstkontakt-mit-siebenfuessern-und-kanarienvogel/
      zu sehen. Überhaupt scheinen Tentakel die SF immer sehr beschäftigt zu haben. Auch wenn Oktopoden keine Aliens sind, sind sie eben doch ein sehr fremdartiges Bewusstsein für uns Menschen.

  9. #14 rolak
    14. Januar 2018

    immer sehr beschäftigt

    Sogar aktuell und titeldominierend. Neben Glubschaugen, Reptiligem und Insektoidem bedienen Kopffüßer wohl am besten, einfachsten oder effektivsten tiefsitzenden Grusel beim Lesen oder Zuschauen…

  10. #15 tomtoo
    14. Januar 2018

    @Bettina
    Da gibts auch Tentakel zu sehen, und dann fummeln die auch noch im Kino rum. Deine Leserschaft kann gar nicht so alt sein, wenn sie Teenager Filme kennt. ; )

    https://m.youtube.com/watch?v=-6BxzcuEkow

  11. #16 tomtoo
    14. Januar 2018

    @Bettina
    Oh, misst das war der falsche Film. Und (oh wie peinlich, finde den richtigen nicht mehr) : /

    • #17 Bettina Wurche
      14. Januar 2018

      @tomtoo: : ) Hmmm, das scheint wirklich ein besonders schräger Film zu sein.

  12. #18 Dampier
    14. Januar 2018

    Natürlich darf die gute alte Zeit nicht fehlen. Als Männer noch richtige Männer, Frauen noch richtige Frauen und Oktopusse noch RIESIGE fiese, schleimige und hochintelligente Killer waren:

    Vintage Octopus Pulp Covers!

    z.B.
    https://www.francesca.net/pulp.html

    https://pulpcovers.com/tag/tentacles/

    Viel Spaß beim Stöbern :))

    • #19 Bettina Wurche
      14. Januar 2018

      @Dampier: Oh graus. Diese extrem alte SF übergehe ich immer schnell. Das Frauenbild ist zu schauderhaft.

      • #20 Dampier
        14. Januar 2018

        Jo, das kann man nur als Trash goutieren …

  13. #21 Cornelia S. Gliem
    14. Januar 2018

    Sehr schöner und informativer Artikel.
    Welche der Arten gelten jetzt als besonders intelligent?
    Alle irgendwie?
    Sozial scheinen sie alle zu sein wenn “fürsorglich brutpflegend” (oder waren das nur die Tintenfische?).

    • #22 Bettina Wurche
      14. Januar 2018

      @Cornelia S. Gliem: Gute Frage und schwierig zu beantworten. Ich bin geneigt, zu sagen, Kraken seien intelligenter. Dazu habe ich folgenden Vergleich gefunden: “Octopuses use tools, recognize human caretakers, display varied hunting tactics and have problem-solving capabilities. They exhibit behavior suggesting planning and foresight, such as raiding humans’ crab and lobster traps and climbing aboard fishing boats carrying containers of crabs. Sy Montgomerty of Orion magazine reported an experiment that observed a female octopus playing with a pill bottle. Squid exhibit complex social signaling and one species, the Humboldt squid, engages in cooperative hunting.”
      https://www.reference.com/pets-animals/intelligent-squid-octopus-dfe4436cb78de14
      Nun ist die Frage aber, ob unsere Beurteilung und Messung von intelligentem Verhalten (Werkzeuggebrauch und Manipulieren von Fischfallen) nicht zu anthropozentrisch ist. Wir erkennen dieses Verhalten des Octopus als intelligent, weil es dem unseren entspricht. Unsere Messung von Intelligenz hat oft mit unseren Händen zu tun, der Manipulation im eigentlichen Sinne. Octopusse können ihre Arme als Handersatz einsetzen, durch ihre Lebenswesie auf dem Boden haben sie unempfindlichere Arme. Sie sind robust genug, um ihren Fang und einen Aufenthalt im Aquarium zu überleben. Kalmare hingegen leben im freien Wasser, ihre Körper inkl. Arme und Tentakel sind zart und empfindlich. Sie überleben ihren Fang i d R nicht und eine Aquarienhaltung kenne ich bisher nur von Sepien. Mit Tieren in Aquarien können wir Versuche durchführen und ihre Aktionen und Interaktionen mit uns Menschen studieren.
      Mit Kalmaren geht all dies nicht. Sie sind anders. Aber vielleicht sind ihr ausgeklügeltes Sozialverhalten und ihre Kommunikation auch Zeichen hoher Intelligenz? Die wir meistens nicht sehen, nicht studieren und messen können? Ob einzelne Populationen unterschieldiche Jagdstrategien entwickelt haben, wissen wir einfach nicht.
      Aufgrund allem, was ich bisher über diese Tiere erfahren habe, denke ich, dass die Problemlösungs-Kompetenz der Kraken ein Zeichen sehr hoher Intelligenz ist und dass sie die intelligenteste Gruppe unter den Kopffüßern sind. Innerhalb der Arten steht wage ich keine weiteren Aussagen mehr. Der meist gehaltene Octopus dürfte Octopus vulgaris sein, abe rim Pazifik werden auch viele andere Arten gehalten. Ich habe keinen Überblick darüber, wer mit wem welche Test und mit welchem Ergebnis durchgeführt hat.

  14. #23 tomtoo
    14. Januar 2018

    @Cornelia
    Denke die Kraken gelten als besonders Intelligent.

  15. #24 tomtoo
    15. Januar 2018

    @Bettina
    “…Frauenbild schauderhaft…”
    Ich finds immer lustig. Zeigt zumindest das es Fortschritt gibt. Oder soll ich sagen: Es gab Fortschritt, in der vor Trump Zeit ? ; )