10 Jahre ScienceBlogs – Congratulations!
Meertext gibt es noch nicht ganz so lange.
Wie „Meertext“ anfing – aus Schaum geboren
Im Oktober 2010 habe ich meine ersten Blog-Beiträge auf „meertext“ hochgeladen, damals noch allein unterwegs auf
https://blog.meertext.eu/2010/10/
2010 war der Blowout der Bohrplattform Deepwater Horizon.
Im Golf von Mexiko waren nach Angaben des Louisiana’s Department of Wildlife and Fisheries über 600 Wirbeltierarten von der Ölkatastrophe unmittelbar bedroht: 445 Fische, 134 Vögel, 45 Säugetiere, 32 Reptilien- und Amphibien. Viele von ihnen, Fische, Meeresschildkröten, Wale und unzählige Wirbellose wie Korallen) waren von der Ölpest direkt betroffen. Auf den Internet-Seiten von Meeres- und Umweltschutz-Institutionen und –Organisationen wie NOAA kamen täglich aktuelle Todeslisten.
In den deutschen Medien war davon nicht viel zu merken.
Es wäre ein guter Anlass gewesen, auch in Europa die Ölindustrie und Ölförderung viel kritischer zu hinterfragen. Stattdessen tat man hier so, als ob in Europa alles total sicher sei und so ein Blowout niemals passieren könne. Freunde, die in der Ölindustrie arbeiten und den Offshore-Betrieb kennen, erzählten mir anderes. Nämlich, dass das Erdölgeschäft, vor allem, wenn es in immer größere Tiefen geht, mit großen Risiken behaftet ist und in Europa schon so manche Bohrplattform an einer Blowout-Katastrophe haarscharf vorbeigeschlittert ist.
Das hat mich zum Schäumen gebracht.
So wurde “Meertext” buchstäblich aus Schaum geboren.
Die Ölpest im Golf von Mexiko mit seinen vielen, außergewöhnlichen Ökosystemen und seinen Wal-Communities hat mir letztendlich einen Ruck gegeben, endlich unabhängig zu schreiben.
Unabhängig von den Launen der Medien und Medien-Konsumenten, von Vortragseinladungen und Ausstellungsplanungen oder anderen Gelegenheiten, über Meeresschutz zu sprechen, zu schreiben oder ihn anders zu präsentieren.
2010 und 2011 ist eine ganze Artikelreihe zum Blowout der Deepwater Horizon entstanden:
Unter
https://blog.meertext.eu/category/meeresschutz/olpest-golf-von-mexiko/
bzw.
https://blog.meertext.eu/tag/deepwater-horizon/
ist eine ganze Artikelreihe entstanden.
Und der Vortrag “BLOWOUT! 2010: Die Explosion der Bohrinsel “Deepwater Horizon” und ihre ökologischen Auswirkungen”. Einer der wenigen meiner Vorträge, die in Totenstille enden, angesichts der Verheerungen dieser Ölpest.
Ich finde die Artikel immer noch lesenswert. Unter anderem zerpflücke ich die Publikation“Were Multiple Stressors a ‘Perfect Storm’ for Northern Gulf of Mexico Bottlenose Dolphins (Tursiops truncatus) in 2011?” von Carmichael et al im Online-Magazin PLoS als Gefälligkeitsgutachten gegenüber BP und der Öl-Lobby.
Schön sauber unterteilt in sachliche Kritik, Kommentar und Essay.
Seit 2013 ist Meertext auf die ScienceBlogs-Plattform umgezogen, was mir ein riesiges Plus an interessierten Leserinnen und Lesern und Kommentatorinnen und Kommentatoren gebracht hat.
Die Community mit anderen Science-Bloggern unter der Administration von Jürgen gefällt mir gut, der konstruktive Austausch ist macht das Bloggen besser.
Meine Themen sind die gleichen geblieben: Die Meere der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Als Paläontologin, Zoologin und Science Fiction-Fan ist die 4. Dimension für mich Alltagsgeschäft.
Jubiläumsgedanken
Diese Jubiläumswoche ist die ideale Gelegenheit, mal ein paar Fragen loszuwerden:
Gibt es ein Thema, das auf „Meertext“ unbedingt noch fehlt?
Oder Fragen, die es unbedingt zu beantworten gilt?
Oder eine Diskussion zu einem bestimmten Thema?
Was sind Eure/Ihre Gedanken, zum Science Blogs-Jubiläum?
Sind Science-Blogs Fossilien der digitalen Frühzeit?
Oder sind sie immer noch wichtig?
Ich persönlich habe den Eindruck, als ob sie wichtiger denn je seien, irgendwie scheinen sich immer größere Teile der Bevölkerung auch in Europa von der Aufklärung zu verabschieden und in Esoterik und Verschwörungstheorien abzugleiten.
Haben sich Science-Blogs an sich geändert, in ihren Themen und der Tonality?
War früher mehr Lametta?
(Bei dem ganzen Tintenfisch-Bling-Bling aus Meertext sollte auf diesem Blog genug Lametta-Surrogat sein).
Warum lest Ihr/ lesen Sie diese Blogs?
Wie sieht eigentlich meine Leserschaft aus?
Wie viele Kinder oder Jugendliche lesen „Meertext“?
Wie viele Leserinnen habe ich?
Und warum schreiben so wenige Frauen Kommentare?
Sind meine Themen für nur wenige Frauen interessant?
Oder schreiben sie einfach keine Kommentare?
Gibt es „weibliche“ und „männliche“ Themen bei den Science-Blogs?
Vielleicht mag jemand/jefrau darauf antworten?
Manchmal stellen Leser mir auch Fragen oder bitten um ein besonderes Thema als Blogbeitrag.
An eine Frage aus der Leserschaft erinnere ich mich noch ganz genau. Neben den Walen, meinen wirklichen kleinen Lieblingen, habe ich auf Meertext auch immer wieder über die liebste Beute vieler Zahnwale geschrieben: Kopffüßer.
Viele kleine und größere Beiträge über Kalmare, Kraken, Vampirtintenfische, Sepien undundund…
Über ihre aberwitzigen Verhaltensauffälligkeiten, ihre hoch entwickelten Sinnes- und Nervensysteme inklusive Hirnstrukturen, ihr Bling-Bling und ihre faszinierende Welt, die so ganz anders ist, als die unsere.
Einige der erfolgreichsten Beiträge zu Tintenfischen beschäftigten sich mit ihrem Geist, ihrem Empfinden und ihrer (oft falsch verstandenen) Andersartigkeit:
Octopus-Mythbusters: Octopusses are NO Aliens
Wie nimmt ein Oktopus seine Umwelt wahr? Die Sicht der Neurophysiologen
Wie fühlt es sich an, ein Oktopus zu sein?
Bei einer Gelegenheit fragte mich ein Leser, ob ich bei Gelegenheit mal einen Beitrag mit einer Übersicht über Cephalopoden bringen könnte.
Vor dieser Fleißarbeit habe ich mich bis heute gedrückt.
Damit ist jetzt Schluss.
Morgen gibt es also mal wieder einen Cephalopod-Friday. Diesmal: das „Who is who der Kopffüßer“.
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