Ein „Bing!“ störte die entstandene Stille. „Ah, meine Analyse ist jetzt auch fertig“, schnurrte Alma, öffnete die Zentrifuge, ließ sie dann aber stehen und zog einen USB-Stick ab, den sie in ihr Laptop steckte, an das auch ein Beamer angeschlossen war: „Mal sehen, was wir haben: also, hier ist das DNA-Profil der Leiche. Ich mußte ein bißchen tricksen, aber man kann es auswerten.“ Sie projizierte ein typisches RFLP–Bandenmuster an die Wand, das man wegen der typischen Dunkelheit im Labor sehr gut erkennen konnte. „Ah, man erkennt hier schon, daß er eine lange Zeit im Kosovo gelebt hat, bevor er in die Staaten gekommen ist“ sie zeigte auf ein paar der Banden, „und er ist auch nicht gerade der Größte“, murmelte sie mit Kennerblick, „Mal sehen…“ sie hackte ein paar Befehle in die Tastatur, zog mit den knallroten Lippen einen Schmollmund und sagte dann: „Verdammt, ich komme nicht an die Datenbank von Blackstone Pharmaceuticals…“ Sam verdrehte die Augen, schob Alma vom Stuhl vor dem Laptop und sagte: „Laß mich mal.“ Nach einigen Sekunden angespannter Stille, die nur durch Tastenklackern unterbrochen wurde, feixte Sam und sagte: „Ernsthaft, Leute? Euer Passwort ist 1234? Anfänger! Was haben wir denn hier?“, er fand sich auf der ihm völlig fremden Intranetseite von Blackstone Pharmaceuticals erstaunlich schnell zurecht, „ahja, hier, die Datenbank mit den Mitarbeiter-DNA-Profilen. Moment…“ Ein Klick und er hatte sie alle heruntergeladen und in die laboreigene Software zum Vergleich eingespeist. Ein paar weitere Klicks, ein bestätigendes „Ping!“ und an der Wand standen zwei identisch aussehende Bandenmuster in einem grünen Rahmen nebeneinander, über die dick das Wort „MATCH!“ (mit Ausrufezeichen) geschrieben war. „Bingo“, sagte Alma, „unser kross gebratener Toter war Chemiker, auch bei Blackstone Pharmaceuticals, und er hieß Steve Molder.“
„Also“, schlußfolgerte Cooler, „hat Illain seinen Kollegen Molder mit seinem neuen Brandbeschleuniger besprüht, um ihn aus dem Weg zu schaffen und es wie…was? Einen Unfall? aussehen zu lassen…. Fragt sich nur warum?“ „Glaube ich nicht,“ mischte sich Connor ein, der einige Momente zuvor den Raum betreten hatte, um seine neuen Erkenntnisse zu berichten: „der Typ hat gar nicht mehr gelebt, als er verbrannt ist. Ich habe seine Lungen gesehen, kein Zweifel!“. Betretenes Schweigen… inzwischen war es nach 23 Uhr; Cooler riß der Geduldsfaden und sich die Sonnenbrille von der Nase. Er zog sein Mobiltelephon aus der Tasche, wählte und bellte dann: „Ja, Cooler hier, holen Sie mich hier bei den Blinzlern ab…Was? Ja, natürlich mit dem Hummer, oder dachten Sie, ich wollte auf Ihrem Gepäckträger sitzen? Und bringen Sie mir einen fettfreien Cesar’s Salad mit extra Pinienkernen mit. Wohin? … Zu Blackstone Pharmaceuticals, ich muß da jemandem ein paar Fragen stellen. Ach ja, und buchen Sie mir einen Flug nach Rio de Janeiro, morgen, 12 Uhr!“ und zu seinem Team gewandt „und Ihr macht für heute Schluß. Ich sehe Euch morgen um 8!“, worauf sich die Teammitglieder Blicke zuwarfen, die ihrer Verwunderung über einen derart kurzen Arbeitstag Ausdruck verliehen.
Am nächsten Morgen, Punkt 8, stand Cooler wieder seinem kaffeetassenbewehrten und augenberingtem Team gegenüber und war grade dabei, während er die sündhaft teure Kaffeemaschine dazu veranlaßte, ihm ein koffeinhaltiges Heißgetränk zuzubereiten, seine nächtlichen Erlebnisse zusammenzufassen: „…habe ihn da tatsächlich noch angetroffen und ihn unter Druck gesetzt.“ Cooler ließ die Knöchel knacken. „Leute, er war’s nicht. Er war nur nervös, weil er seinen Brandbeschleuniger gar nicht mehr hätte herstellen und seine Reserven vernichten sollen… Firmenpolitik…blabla… ihm dann dabei aber aufgefallen ist, daß ein Kanister fehlte, woraufhin er das Protokoll getürkt hat, um keinen Ärger zu bekommen. Also hat jemand anders den Kanister geklaut, fragte sich nur wer. Zu dem Raum, wo das Zeug gelagert war, haben insgesamt 11 Leute Zutritt, wer den Raum betritt, wird an der Tür elektronisch protokolliert. Ich habe also Illain ausgequetscht, wem er davon erzählt hat und erst wollte er nicht mit der Sprache rausrücken, bis ich ihm drohte, alles auffliegen zu lassen und ihm einen Mord anzuhängen.“ „Und?“, fragte Connor. „Er hat wohl nur einer Kollegin von der Sache erzählt, mit…“ „der er was hatte!“, vollendete Alma halb genervt, halb amüsiert Coolers Satz, „Lassen Sie mich raten: verheiratet, mit Kindern?“ Cooler grinste „Volltreffer. Im Kirchenchor isser auch noch. Deshalb will er auch keinen Staub aufwirbeln. Jedenfalls ist die Kollegin, eine Pharmazeutin namens Ivy Nosiop aus der Abteilung für biogene Arzneimittel, Expertin auf dem Gebiet von Antidoten und !“ Cooler machte eine dramatische Pause, „sie hat Zugang zu dem Lagerungsraum.“
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