…zumindest nicht in Europa: Mit der amerikanischen Raumfähre Discovery, die am Montag starten soll, werden zum dritten Mal in der Ära des Spaceshuttles drei Frauen zugleich ins All fliegen – mehr als die europäische Raumfahrt in ihrer gesamten Geschichte in den Weltraum gebracht hat.

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Die Crew der “Discovery” (v.l.): Rick Mastracchio, Stephanie Wilson, James P. Dutton Jr., Dorothy Metcalf-Lindenburger, Alan Poindexter, Naoko Yamazaki und Clayton Anderson (Foto: Nasa)

So viele Frauen waren noch nie im All: Wenn die Discovery wie geplant abhebt, werden sogar erstmals in der Geschichte der Raumfahrt vier Frauen gleichzeitig um die Erde kreisen. Zu der US-Astronautin Tracy Caldwell Dyson, die sich derzeit an Bord der Internationalen Raumstation ISS befindet, werden dann die beiden amerikanischen Shuttle-Astronautinnen Dorothy Metcalf-Lindenburger und Stephanie Wilson sowie die Japanerin Naoko Yamazaki stoßen.

Es ist gleichzeitig erst das dritte Mal (nach 1991 und 1999), dass die siebenköpfige Shuttle-Besatzung drei weibliche Mitglieder hat. Eine weibliche Mehrheit hat es in der Shuttle-Geschichte noch nicht gegeben, und sie wird es bei den drei noch ausstehenden Flügen auch nicht mehr geben. Irgendwo hat die Gleichberechtigung offensichtlich auch für die Nasa ihre Grenzen.

Trotzdem fällt angesichts des Drei-Frauen-Shuttles einmal mehr auf, wie schwer sich Europa seit jeher mit Frauen im Weltall tut. Die Liste der europäischen Raumfahrerinnen (die Sowjetunion und Russland außen vor gelassen) ist äußerst überschaubar und wahrlich kein Ruhmesblatt für die europäische Raumfahrtagentur Esa:

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  • Helen Sharman: Europas erste Frau im Weltall hat ihren Flug einer privaten britischen Initiative zu verdanken. Finanziert von Firmen wie British Aerospace und dem Privatsender ITV, der sich die Übertragungsrechte sicherte, bekam die Chemikerin eine Mitfluggelegenheit in einer russischen Sojus-Kapsel und durfte im Mai 1991 zur Raumstation Mir starten. Zweimal bewarb sie sich in der Folge um die Aufnahme ins Europäische Astronautenkorps der Esa, zweimal blieb sie erfolglos.(Foto: UK Space Agency)

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  • Claudie Haigneré: Die Ärztin wurde 1985 als erste und einzige Frau von der französischen Raumfahrtbehörde CNES für das nationale Raumfahrtprogramm ausgewählt. 1991 sollte sie ins Europäische Astronautenkorps wechseln, die Wahl fiel aber auf einen Mann. Fünf Jahre später durfte die Französin, die damals noch André-Deshays hieß, dann doch ins All – im Rahmen der russisch-französischen Mission Mir-Cassiopée. 1999 erbarmte sich auch die Esa und nahm sie in Europäische Astronautenkorps auf. Zwei Jahre danach flog sie als erste und bislang letzte Esa-Astronautin ins All – dieses Mal zur ISS. Kurz darauf verließ sie das Astronautenkorps. Sie hat den Ex-Astronauten Jean-Pierre Haigneré geheiratet. (Foto: Esa)

Ansonsten war da nicht viel: Die belgische Medizinerin Marianne Merchez, 1992 offiziell als erste Astronautenanwärterin der Esa vorgestellt, verließ das Europäische Astronautenkorps nach drei Jahren wieder – ohne einer Mission zugeteilt worden zu sein. Sie heiratete den damaligen Esa-Astronauten Maurizio Cheli.

Auch Deutschland hat es mal mit zwei Astronautinnen versucht: Für die D-2-Mission suchte die damalige Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (die Vorläuferin des DLR) fünf Raumfluganwärter. Neben Gerhard Thiele, Hans Schlegel und Ulrich Walter gehörten auch die Ärztin Heike Walpot und die Meteorologin Renate Brümmer zum Team. Die Männer flogen ins All, die Frauen blieben am Boden. Beide verließen alsbald das deutsche Raumfahrerteam. Ach ja: Walpot heiratete den Astronauten Hans Schlegel.

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Männergruppe: Die acht fertig ausgebildeten Mitglieder des Europäischen Astronautenkorps (Foto: Esa/J-L.Atteleyn)

Aktuell hat das Europäische Astronautenkorps acht Mitglieder – alles Männer. Und auch für die Zukunft ist nicht unbedingt mit einem Frauenüberschuss zu rechnen: Unter den sechs Astronautenkandidaten, die die Esa vor einem Jahr vorgestellt hat (und die allerlei Proporz-Kriterien erfüllen mussten) befindet sich mit der italienischen Kampfpilotin Samantha Cristoforetti gerade einmal eine Frau.

Sie ist, nach allem was man weiß, noch nicht verheiratet.

Kommentare (12)

  1. #1 nix
    April 5, 2010

    Beim ersten Bild die Mitlere, hat sie einen Werbevertrag mit einer Zahncremefirma oder rennt jetzt irgendwo im Amiland ein Pferd ohne Gebiss rum?

  2. #2 ka
    April 5, 2010

  3. #3 Stefan
    April 5, 2010

    “Sie ist, nach allem was man weiß, noch nicht verheiratet.” Danke für die Info, jetzt bräuchte ich noch die Telefonnummer 😉

    Ich finde es auch erstaunlich. Wenn der Shuttle-Start heute gelingt, dann hat Japan schon die zweite Frau im All: Japan:Deutschland = 2:0

    Woran liegt das? Tummeln sich bei der DLR nur Chauvinisten oder gibt es wirklich kaum Frauen in D, die sich für Raumfahrt interessieren? Andererseits, so unsicher wie die Dinge momentan liegen, ist Astronautin auch nicht der Job, den ich als Berufsberater empfehlen würde.

    Die erste deutsche Frau im All kauft sich ihr Ticket vielleicht einfach selber: https://www.sonja-rohde.de/

  4. #4 Popeye
    April 5, 2010

    Genauso substanzlos wie die “Gleiches Geld für gleiche Arbeit”-Sau, die jedes Jahr durchs Dorf getrieben wird!
    Wäre schön gewesen, wenn der Autor sich etwas mehr mit dem Thema beschäftigt hätte.

  5. #5 Alexander Stirn
    April 5, 2010

    @Stefan: Stimmt, Frau Rohde könnte tatsächlich (ähnlich wie damals Sharman) mit einem privaten Ticket die erste deutsche Frau im All werden. Und wenn sie sich dabei weiter so erfolgreich selbst vermarktet, könnte sie sogar die Kosten für das Ticket wieder hereinbekommen.

    Die Frage nach dem Warum ist nicht so leicht zu beantworten: Fakt ist, dass der Frauenanteil bei den Bewerbungen zur letzten europäischen Astronautenauswahl bei etwa 16 Prozent lag und damit zwar höher als bei früheren Kampagnen aber noch immer deutlich unter 50 Prozent, was natürlich auch an fehlenden Vorbildern liegen kann. Denkbar auch, dass der (geheime) Auswahlprozess und das Anforderungsprofil Männer bevorzugt. Letztlich ist die finale Auswahl (wie die Zusammensetzung der aktuellen Anwärter zeigt) aber auch immer eine politische Entscheidung. Wenn man nur gewollt hätte, hätte der Frauenanteil also auch höher ausfallen können…

    Zwischen Kanada und Deutschland steht es übrigens auch 2:0.

    @Popeye: Sie dürfen uns hier gerne an Ihrem Wissen teilhaben lassen.

  6. #6 Popeye
    April 5, 2010

    Ich bin hier nur Konsument! (-;
    Nachdem im März mal wieder die Frauen verdienen 25% weniger Debatte losging, bei dem die wenigsten sich die Mühe machten, nach anderen Ursachen als Diskriminierung zu suchen, stoßen mir solche Artikel sauer auf.
    Leider reißt Du ja erst in Deinem Kommentar mögliche Ursachen an.

    Auch die Dominanz von Testpiloten gegenüber Wissentschaftlern, die Du in Deinem Link ansprichst, wäre sicher einen genaueren Blick wert.

  7. #7 radicchio
    April 5, 2010

    ich wünschte, man würde solche artikel nicht mehr schreiben müssen.
    das erinnert an die 50er und 60er jahre. erste frau fährt auto, erste frau schlägt einen nagel in die wand … *gäääähn*

  8. #8 Api
    April 6, 2010

    Viel spannender ist doch, ob es nun Zickenkrieg gibt im All…. 🙂

  9. #9 Popeye
    April 6, 2010

    @Api
    Eine gerade Anzahl von Frauen geht noch, schlimmer sind ungerade wie 3, bei der sich leicht 2 gegen 1 Situationen ergeben können.
    Wirkliche Gefahr besteht aber erst, wenn im Team mehr Frauen als Männer sind!

    Ein durch Erlebnisse im Privat- und Berufsleben (arbeite in einem typischen Frauenberuf) gebeutelter “Experte” (-;

  10. #10 Ludmila
    April 6, 2010

    @Popeye: Als ob Männer im Rudel unproblematisch wären. Ich sag nur “Schwanzvergleiche”.

    Ein durch Erlebnisse im Privat- und Berufsleben (arbeite in einem typischen Männerberuf) gebeutelter “Experte” (-;

  11. #11 Popeye
    April 6, 2010

    @Ludmilla

    Touché! ((-;

  12. #12 sacrat
    Mai 25, 2010

    die s.rohde fliegt nur weil der branson sie gebumst hat auf ner safari