Der zweite deutsche Radarsatellit TanDEM-X ist erfolgreich ins All gestartet. Er soll nicht nur das bislang beste 3-D-Modell der Erde liefern, sondern auch Vorbild für die Kommerzialisierung der Erdbeobachtung sein. Hier das Video vom Start.


Start von “TanDEM-X” an Bord einer umgebauten Interkontinentalrakete namens “Dnjepr” in Baikonur. Besonders eindrucksvoll auch die Nahaufnahmen bei 2:24 und 3:50 Minuten

Über die Aufgaben und die Schwierigkeiten der Mission, die ein dreidimensionales Höhenmodell der gesamten Erdoberfläche erstellen will, hatte ich an anderer Stelle ja schon mal berichtet.

Was TanDEM-X darüber hinaus so interessant macht, ist die Finanzierung der Mission. Es handelt sich um eine, wie es neudeutsch so schön heißt, “Public-Private-Partnership” – also um ein Pärchen zwischen Wirtschaft und Öffentlichkeit, wie es DLR-Chef Johann-Dietrich Wörner bei der Startveranstaltung in Oberpfaffenhofen nannte.

Von den 165 Millionen Euro, die Bau und Betrieb von TanDEM-X kosten, übernimmt das DLR 125 Millionen Euro. Den Rest steuert der Raumfahrtkonzern Astrium bei, der den Satelliten auch gebaut hat. Im Gegenzug darf Astrium die digitalen Höhenmodelle über seine Tochterfirma Infoterra verkaufen – ganz ähnlich wie das bereits bei den Radaraufnahmen von TerraSAR-X läuft. Für die wissenschaftliche Nutzung der Daten durch das DLR wird, wie die Betreiber betonen, keine Gebühr fällig.

Das Modell zeigt, dass es durchaus Alternativen zur von Forschern oft mantraartig geforderten kompletten Staatsfinanzierung wissenschaftlicher Missionen gibt. Natürlich lässt sich so etwas nicht auf alle Forschungsvorhaben übertragen, natürlich funktioniert es nur dort, wo die gewonnen Daten auch einen irgendwie gearteten kommerziellen Wert haben.

Und natürlich ist das Ganze nicht ohne Konfliktpotenzial: Wissenschaftler interessieren sich oft für ganz andere Regionen als kommerzielle Verwerter. Infoterra-Geschäftsführer Vark Helfritz räumt zum Beispiel ein, dass nur ein Drittel des gesamten Datensatzes ein kommerzielles Potenzial birgt; die Sahara zum Beispiel ist für ihn komplett uninteressant. Und er sagt auch, dass die Daten “besonders stark im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich” vermarktet werden sollen.


TanDEM-X kurz vor Abreise nach Baikonur im Reinraum der Münchner IABG in Ottobrunn.