Besonders absurd wird das angesichts der aktuellen Diskussion um Sexismus in der Sprache, in der die Protagonistinnen und Protagonisten genau das Verhalten, das sie bei Jörg Friedrich kritisierten (unwissenschaftliches Vorgehen, Beharren auf falschen Annahmen, plumpe Verallgemeinerung) selbst an den Tag legten. Das Thema ist wichtig, und es ist gut, dass darüber diskutiert wird. Wie das in den Kommentarspalten und in vielen Beiträgen passiert ist, stellt für mich allerdings einen Tiefpunkt in der Geschichte der ScienceBlogs dar.
Das Geld
Ich blogge nicht, um Geld zu verdienen. Während meiner Zeit hier bei ScienceBlogs habe ich 25 Euro eingenommen. Das ist nicht das Problem. Als Journalist habe ich allerdings prinzipiell Bauchschmerzen, wenn Beiträge nach der Zahl der Aufrufe bezahlt werden. Diese Form der Honorierung, die auch bei einigen klassischen Verlagen beliebt zu werden scheint, beinhaltet in meinen Augen das Risiko, dass hauptsächlich klickträchtige Themen veröffentlicht werden.
Probleme habe ich auch mit dem Gedanken, für wenig bis gar kein Geld für einen Verlag zu arbeiten, der mit den Beiträgen seiner Blogger Geld verdienen will. Noch dazu wenn dem Verlag (nicht seinen Mitarbeitern!) die Blogger offensichtlich völlig egal sind, wenn technische Einschränkungen nicht behoben werden, wenn keine Weiterentwicklung der Plattform abzusehen ist. Wenn ich mich schon von jemandem ausbeuten lassen will, dann übernehme ich diese Aufgabe lieber selbst. Das konnte ich schon immer ganz gut…
Und Pepsi?
Nein, Pepsigate war (im Gegensatz zu vielen amerikanischen ScienceBlogs-Kollegen) für mich nicht der Grund, die Plattform zu verlassen. Es war aber ein Anlass, über viele Dinge nachzudenken. Ich mache keinen Hehl, dass mich als Journalist die Gleichgültigkeit, mit der einige Mitblogger auf die versuchte Vereinnahme ihrer Reputation durch einen Konzern regiert haben, verwundert hat – von Wissenschaftlern hätte ich eigentlich gedacht, dass sie mehr Wert auf ihre Unabhängigkeit legen.
Für mich als Journalisten ist Unabhängigkeit jedenfalls ein hohes Gut, und diese Unabhängigkeit (man könnte auch sagen Unangreifbarkeit) ist durch die Vereinnahme durch ScienceBlogs und der dortigen Entwicklungen zuletzt immer mehr angenagt worden. Nicht stark, aber beharrlich.
Sollten Journalisten überhaupt auf solchen Plattformen mitmachen? Ich weiß es nicht. Ich für meinen Teil aber habe eine Antwort gefunden: Ab sofort ist “Alles was fliegt” unter der Adresse astirn.de/blog zu erreichen. Die dortigen Beiträge können natürlich als RSS-Feed abonniert werden, auf Twitter und Facebook bin ich wie gewohnt vertreten.
Ich freue mich auf einen neuen Start.
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