Lieber Markus Anhäuser, ich bin technisch nicht versiert und finde das die leichteste Art, auf Deinen Blog zu antworten. Schön, daß wir uns so näherkommen. Ich gehe auf Details unten (erweiterter Eintrag) ein, will hier nur Deinen Wunsch erfüllen, Dir ein neues Wort an die Hand zu geben. Grundsätzlich bin ich der Meining, daß man bescheiden bleiben soll, wenn man keine Ahnung hat. Es ist zum Beispiel einfach Unsinn zu sagen, das menschliche Genom sei entschlüsselt. Es ist offengelegt worden. Das ist doch gut und schön und reicht mir. Und wenn wir etwas von Programmen des Lebens murmeln (um so die Schlauen zu spielen), dann wollen wir doch nur sagen, daß wir Prozesse anschauen, die vom Genom geleitet sind. Genomisch geleitet – nicht einmal genetisch. Wir müssen uns vor den großen Worten schützen. Sie behindern das Denken und machen dumm.
Die Kritik an der Verwendung des Wortes “programmiert” hat zwei Aspekte. Zum einen suggeriert es einer staunenden Öffentlichkeit dort Verstehen, wo es das gar nicht (oder nur sehr vorläufig) gibt. Mit anderen Worten, wenn “genetisch programmiert” gesagt wird, stellt keiner mehr eine Frage und alle wissen Bescheid, obwohl eher das Gegenteil der Fall ist. Daß die Forscher das Wort benutzen hat mit der Autorität der beiden Männer zu tun, die das Programm in den 1960er Jahren eingeführt haben – Ernst Mayr und Francois Jacob. Natürlich kann man – wie es in der Philosophie dauernd gemacht wird – sagen, eine Zelle sei nach Mayr/Jacob genetisch programmiert, aber dann darf man auch sagen – ebenfalls wie in der Philosophie -, daß es andere Denkschulen gibt. Man kann sich dazu bekennen, ein Anhänger der Schule des Programms – ein Programmatiker – zu sein. Man kann ja auch in der Philosophie als Solipsist, Materialist, Idealist, Positivist und vieles andere argumentieren. Nur sollte man sich bekennen und über seine Grundidee grübeln. Man sollte sie weder als die ganze Wahrheit nehmen noch sie als etwas dieser Art verkünden. Oder was meinst Du?
Übrigens – Zellen sind meiner Ansicht nach weniger programmiert und mehr dynamisch, sie sind genetisch (besser: genomisch) geleitet und agieren so kreativ. Wer von Programmen redet, denkt immer an etwas, das von Außen gekommen ist von wem eigentlich?). Das Leben einer Zelle kommt aber aus einer anderen Richtung, aus sich selbst.
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