Wenn ein Gedanke immer wieder für Überraschungen gut ist, dann Darwins Idee der natürlichen Selektion. Es macht nichts, daß wir seit bald 150 Jahren Bescheid wissen (sollten) oder daß es Bibliotheken von Büchern und Billionen von Internethinweisen auf Darwins durchgreifenden Gedanken – seine Universalsäure – gibt. Die Wirklichkeit ist so reichhaltig, daß sie immer wieder cleveren Menschen die Chance gibt, von und aus der evolutionären Natur zu lernen. In diesen Tagen kann man dies dank Raphael Sagarin tun, der in New Scientist vorgestellt wird (Ausgabe vom 9.2.08). Demnächst erscheint das von Sagarin mit herausgegebene Buch über “Natural Security”, das auf diese Weise elegant mit der dummen Phrase amerikanischen Politiker spielt, die alle Geheimniskrämerei mit dem Hinweis auf “National Security” begründen. Sagarin plädiert für einen “darwinischen Ansatz in einer gefährlichen Welt”, und Beispiele folgen im erweiterten Text.
Die Grundidee der “natural security” besteht darin, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß wir in einer Welt leben, in der es immer Gefahren geben wird. Organismen – dort, wo Darwins Idee einer natürlichen Selektion noch funktioniert – wissen, daß ihr Leben voller Risiken steckt. Sonst brauchten sie sich nicht zu sorgen und nichts zu unternehmen. Der Fehler, den sie machen können – und den wir machen -, besteht darin, den Versuch zu unternehmen, radikal jede Gefahr zu bannen, jede terroristische Bedrohung zu unterbinden, jedes Umweltrisiko auszuschließen. Wer dies probiert – wie es einige Staaten derzeit im Krieg gegen den Terror tun (was eigentlich: gegen Terroristen heißen müsste) -, der verschwendet Ressourcen, die früher oder später für andere Projekte fehlen. Wir müssen von Darwin lernen, wie Organismen sich in der Welt behaupten, ohne alles zu übernehmen, was die Natur vormacht. Die natürliche Sicherheit bringt uns weiter als die nationale Verbunkerung.
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